Oerlinghauser Politikerinnen sprechen über ihr Engagement und die Gründe

Oerlinghausen. Am 14. September ist Kommunalwahl. Der weitaus größte Anteil der zu Wählenden ist männlich. Frauen sind auf kommunaler, landes- und bundespolitischer Ebene nach wie vor unterrepräsentiert. Warum das so ist, welches Schlüsselerlebnis sie bewogen hat, sich politisch zu engagieren, und über das Verhältnis untereinander haben vier Lokalpolitikerinnen auf Einladung des &bdquo;Frauenetzwerkes“ Oerlinghausen berichtet.

Im AWO-Begegnungszentrum sind Susanne Schellhase (SPD), Angelika Lindner (CDU), Ulrike Meusel (Grüne) und Viola Brüntrup (FDP) in großer Runde mit mehr als 20 Frauen ins Gespräch gekommen. Eines wird hier schnell deutlich. Trotz unterschiedlicher Ansichten ist die Wertschätzung untereinander groß. &bdquo;Wir arbeiten durch die Bank sachorientiert“, betonten alle. Was Frauen von Männern in der Politik unterscheidet, möchte Moderatorin Martina Lange wissen. &bdquo;Frauen“, auch da herrscht Einigkeit, &bdquo;sind kommunikativer“.

Lange hätten es Frauen schwer gehabt, sich gegen die Männerdominanz durchzusetzen und seien beispielsweise bei Wortmeldungen im Bauausschuss belächelt worden. &bdquo;Das hat sich längst gelegt, ist heute kein Thema mehr“, betont Angelika Lindner. Immerhin, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende, würden mittlerweile zwei Fraktionen von Frauen geführt.

Warum viele Frauen, obwohl sie gerne mitentscheiden würden, dennoch nicht oder erst spät politische Verantwortung übernehmen, auch das ist Thema in der Runde. Eine der Hemmschwellen sei wohl, dass Frauen immer noch mit dem Vorurteil, eine Rabenmutter zu sein, die sich selbst verwirklichen wolle, konfrontiert würden, nennt Ulrike Meusel einen der Gründe. &bdquo;Frauen sind sensibler“, ergänzt Susanne Schellhase. &bdquo;Frauen hinterfragen sich schneller und wollen 100-prozentig arbeiten“, sagt Viola Brüntrup.

Neben Familie und Beruf bleibt kaum Zeit für Politik Susanne Schellhase führt als einen entscheidenden Grund die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Insbesondere, wenn die Kinder noch klein sind, bleibe oft zu wenig Zeit. Viola Brüntrup bestätigt: &bdquo;Ich hätte es neben dem Fulltime-Job nicht leisten können.“

Susanne Schellhase glaubt, dass auch der Gedanke, bei Wahlen möglicherweise nur wenige Stimmen und damit weniger Anerkennung zu bekommen, abschreckend sein könnte. Vor allem aber müssten Lokalpolitikerinnen und -politiker, anders als jene, die sich sozial engagieren, damit umgehen können, persönlich angefeindet zu werden. &bdquo;Angriffsflächen bei ehrenamtlichem Engagement in Vereinen oder auf anderer Ebene sind nicht so groß“, bringt es Viola Brüntrup auf den Punkt. &bdquo;Politik ist für alles verantwortlich.“

Nicht müde werden die Frauen deshalb, den Menschen etwa an den Ständen auf dem Wochenmarkt, zu erklären, dass sie keineswegs für die Bundes- und Landespolitik verantwortlich sind, sondern sich für die Bedürfnisse der Menschen vor Ort einsetzen. &bdquo;Das ist manchmal schwer“, bestätigt Brüntrup.

Was sie für Oerlinghausen umsetzen würden, wenn sie 100.000 Euro zur Verfügung hätten, möchte Martina Lange abschließend wissen. Schulen, Kitas, Rad- und Fußwege lauten die Antworten. Um Dinge, gerade in Zeiten leerer Kassen, umzusetzen, &bdquo;muss man manchmal dicke Bretter bohren und einen langen Atem haben“, beschreibt Ulrike Meusel, warum es wichtig ist, Durchhaltevermögen zu haben. Natürlich seien der Verwaltung oft die Hände gebunden. &bdquo;Aber es gibt Spielräume“, so Angelika Lindner. &bdquo;Freiwillige Leistungen, das ist ein dehnbarer Begriff.“

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