Ein Badeparadies wird der Schiedersee wohl nie

Schieder-Schwalenberg. Es könnte so schön sein: Nach einem heißen Arbeitstag einfach vor der Haustür in den See springen und ne Runde schwimmen. Was die Wasserqualität angeht, könnte das wohl so kommen, sagt Rainer Huneke beim Kreis Lippe zuständig für den See. Doch vermutlich bleibt den Wasserratten das Vergnügen dennoch versagt. Denn mit dem Wasser allein ist es nicht getan, sagt Benjamin Krentz, der Betreiber des Freizeitzentrums am Kronenbruch. Es muss wirtschaftlich vertretbar sein.

Doch der Reihe nach: Schon jetzt ist an vielen Tagen die notwendige Sichttiefe von einem Meter gegeben, weiß Rainer Huneke, Leiter des zuständigen Eigenbetriebs Straßenbau. Und manch einer am Ufer hätte offensichtlich durchaus Lust, mal ins kühle Nass zu waten, um ein paar Runden zu drehen. &bdquo;Aber das ist ja verboten", sagt eine junge Mutter, die es sich im Sand gemütlich gemacht hat.

Seit dem Bau der Umflut verbessert sich die Wasserqualität stetig. Und da wir in diesem Jahr auch noch das Sperrwerk erneuern, kann ich mir gut vorstellen, dass die Badewasserqualität in einigen Jahren erreicht sein wird", so Huneke Allerdings würde es dafür eine Ausnahmegenehmigung brauchen, betont Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth.

&bdquo;Grundsätzlich ist Baden in allen künstlichen Gewässern verboten. Sie dürften also in der Emmer schwimmen, falls es nicht gegen Naturschutzauflagen verstößt, aber nicht im Stausee oder in einem Kanal." Und er selbst wäre nicht unbedingt scharf darauf, dass es am Schiedersee eine Bademöglichkeit gäbe: &bdquo;Ich sehe da schon ganz klar einen Konkurrenz zu unserem Freibad. Das wäre sehr schade, auch wenn die Mitglieder des Freibadvereins mir schon mal gesagt haben, dass sie bei ihrem ehrenamtlichen Engagement ohnehin eher an die Schieder-Schwalenberger Bürger denken und die Seenutzung eher bei den Touristen sehen." Dass die Stadt sich hier finanziell einbringen könnte, hält Bierwirth für vollkommen undenkbar, betont er auf Nachfrage.

Zaun ist keine Option Auch Seebetreiber Benjamin Krentz möchte keine Konkurrenz zum Freibad schaffen, selbst wenn es dann beispielsweise die Tagesgäste und die Gäste auf dem Campingplatz näher zum Baden hätten. &bdquo;Das wäre zu schade, und Schieder braucht das Freibad." Doch das ist nicht der einzige Beweggrund, der ihn hindert, das Projekt Badesee weiter voran zu treiben.

&bdquo;Wenn man sich in der Region umschaut, dann gibt es Gründe, warum beispielsweise der Kollege am Stemmer See keine Tagesgäste mehr zulässt." Wie berichtet, waren der Ansturm, das Benehmen der Badegäste und die Vermüllung Gründe, warum der Betreiber in Varenholz Tagesgäste nicht mehr zulässt. &bdquo;Wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht, wie man so etwas hier bewerkstelligen könnte." Mit Pontons ließe sich ein &bdquo;U" formen, das eine Art Badebecken umschließt. &bdquo;Dann bräuchte man allerdings auch eine permanente Badeaufsicht, der Sicherheitsaspekt ist nicht zu unterschätzen, denn es ertrinken viele Menschen in Badeseen."

Und wie sich sicher stellen lasse, dass Schwimmer nur an den vorgesehenen Stellen in den See steigen, sei auch nicht klar. Grundsätzlich sei die DLRG die jetzt auch an den starken Sommerwochenenden die Seeaufsicht hat, wohl bereit, einen offiziellen Badebetrieb abzusichern. Doch das bringe eine Menge Kosten mit sich. Zusätzlich kämen aber noch die Kosten für die regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität hinzu, was übers Jahr gesehen schon allein mit etwa 25.000 Euro zu Buche schlage, ganz zu schweigen von der grundsätzlichen Investition für die Anlage an sich.

Doch was steht dem betriebswirtschaftlich gegenüber? – &bdquo;Wenn sich das wirklich rechnen soll, müsste ich Eintritt nehmen. Und damit sich das überhaupt realisieren lässt, müsste das passieren, wovor die Schieder-Schwalenberger immer schon Angst hatten: Es müsste ein Zaun drum herum. Und das will ich nicht."

Baden in diesem Land Gewässer in NRW werden nach einer europäischen Richtlinie auf ihre Badetauglichkeit geprüft. Die Kreise sind dafür zuständig, ein Badegewässerprofil zu erstellen und mögliche schädliche Einflüsse früh zu erkennen. Das können Regen- und Abwassereinleitungen sein oder Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen nach Starkniederschlägen. Eine Bewertung der Gefahr einer Vermehrung von Blaualgen (Cyanobakterien) und anderen Algen soll bei der Darstellung des Badegewässerprofils ebenfalls erfolgen.

Laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz gilt in Lippe derzeit nur der Stemmer See mit &bdquo;ausgezeichneter Wasserqualität" als Badesee. Eine interaktive Karte zu Badeseen in NRW findet sich hier: www.badegewaesser.nrw.de

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