Familie gegründet: Biber baut an der Emmer Biberburg

Schieder-Schwalenberg. Jetzt ist es ganz sicher: Meister Biber ist längst nicht mehr allein. Die Mitarbeiter der Biologischen Station Lippe haben an der Emmer endlich eine Biberburg gefunden. Und außerdem hat der Pelzträger auch schon im Bereich hinter den Seeterrassen begonnen, einen Damm in der Emmerumflut zu bauen.

Hatten die Biologen noch vor ein paar Monaten nur nächtens Fotos von einem einzelnen Tier mit der Wildkamera aufnehmen können, sind es jetzt insgesamt vier: Mal Mama, mal Papa Biber, dazu die beiden Jungen.

Biber verlassen den Bau abends Klar, dass die Junggesellenwohnung, die zunächst lediglich aus einer unter Wasser erreichbaren Erdhöhle an der Uferböschung bestanden hat, für vier zu klein war, so dass ein Anbau fällig war. &bdquo;Beim Buddeln ist wahrscheinlich eine Dachluke entstanden, die mittlerweile mit dem charakteristischen Reisighaufen bedeckt ist", erklärt Florian Fester, neuer Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station.

Hier ist also langsam eine Biberburg entstanden. Tagsüber schlafen die Tiere in ihrem tiefergelegenen Wohnkessel und verlassen den Bau erst abends, um auf Nahrungssuche zu gehen. Wenn alles gut geht, dann wird aus dem Domizil im kommenden Jahr nicht nur ein Einfamilienheim, sondern ein Mehrgenerationenbau: Üblicherweise bleiben die Jungen nämlich noch zuhause, während die Eltern bereits den neuen Nachwuchs aufziehen und helfen sogar bei der Aufzucht, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz auf seiner Internetseite erklärt.

Erst wenn die Jungen ihrerseits geschlechtsreif sind, also mutmaßlich im übernächsten Jahr, suchen sie sich ein eigenes Revier. Wo kann das im lippischen Südosten liegen? – Immerhin kann so ein Biberrevier bis zu sechs Kilometer lang sein, und zur Zeit ist die von Weiden geräumte Unteremmer Richtung Sperrwerk nicht gerade attraktiv für die Tiere. &bdquo;Wir vermuten, dass sich der Nachwuchs später eher Richtung Niese oder Diestelbach orientiert oder eben die Emmer hinaufziehen wird", meint Florian Fester dazu.

Biber werden bis zu 30 Kilogramm schwer und ihr Körper etwa 90 Zentimeter lang. Sie sind reine Pflanzenfresser, und sie ernähren sich gern von frischer Rinde, aber auch von Kräutern und sogar – falls diese erreichbar sind – von Feldfrüchten wie Mais.

Damm sichert stabilen Wasserstand Aus frischen Zweigen legen sie sogar Vorräte an: &bdquo;Das sind die sogenannten Biberflöße", erklärt Fester. &bdquo;Das sind ineinander verhakte Weidenzweige, die im Wasser schwimmen. Auf diese Weise bleiben sie frisch, und die Biber können sich bedienen, wann immer sie wollen."

Apropos schwimmen: Die Biber haben jetzt auch angefangen, ein Stück von ihrem Bau entfernt einen Damm aufzuschichten. Das tun sie, um möglichst einen gleichbleibenden Wasserspiegel zu erhalten und damit ihre Behausung zu schützen. Die Äste werden durchaus mit Schlamm abgedichtet. Könnte das für Unbilde im Lipperland sorgen? – Derzeit gehen die Biologen nicht davon aus: &bdquo;Wir haben mit dem Kreis Lippe besprochen, dass wir ihn erst einmal gewähren lassen bis zum nächsten Jahr. Dann weiß man, wie sich das bei Hochwasser entwickelt."

Andernorts, etwa in Bayern, kommt es mitunter zu Konflikten, wenn die Biber sich zu sehr am Mais vergreifen oder ihr Dammbau Überflutungen nach sich zieht. Die Lipper rechnen allerdings vorerst nicht damit, sondern freuen sich, dass die Familie hier Fuß gefasst hat.

Familie gegründet: Biber baut an der Emmer Biberburg

Der Biber ist zurück in Lippe: „Wir wollen, dass er bleibt“, sagt Dr. Ute Röder vom Kreis

Was der Biber im Kreis Höxter mit der Hochschule in Höxter zu tun hat

Wildtiersichtung im Kreis Paderborn: Der Biber kehrt an Lippe und Pader zurück

«Plan B» kommt: Bibermangement in NRW soll endlich greifen

Die Natur im Kreis Lippe hautnah erleben

Bedrohte Arten in Lippe: Warum Feuersalamander und Kiebitz bald verschwinden

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €