Schieder-Schwalenberg. Knapp sieben Jahre hat es gedauert, jetzt ist sie da: die Genehmigung für drei neue Windräder auf dem Bennerberg zwischen Schieder, Brakelsiek, und Lothe. Wie viele andere Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen gleicht auch dieses eher einer Odyssee als einem Verwaltungsakt. So musste sich das Unternehmen „Abo Wind“ erst das Recht für das Errichten der Anlagen einklagen.
Die Kennzahlen der frisch genehmigten Windkraftanlagen sprechen für sich. „Mit einer installierten Leistung von insgesamt 10,8 Megawatt könnten die Windkraftanlagen so viel Strom produzieren wie rund 8500 Haushalte verbrauchen. Das vermeidet den jährlichen Ausstoß von mehr als 19.000 Tonnen Kohlendioxid“, heißt es vom Bauunternehmen „Abo Wind“. Darüber hinaus bestünde neuerdings für anliegende Kommunen die Möglichkeit, sich entsprechend ihres Flächenanteils mit 0,2 Cent für jede produzierte Kilowattstunde finanziell zu beteiligen. Für Schieder-Schwalenberg könnte dies rund 45.000 Euro pro Jahr in die Kassen spülen.
Abo Wind zieht gegen Verwaltung vor Gericht
Allerdings sah 2017 die Welt noch anders aus. Damals wurde der erste Genehmigungsantrag des Unternehmens, aus dem Jahr 2015, von der Verwaltung abgelehnt. Der Kreis Lippe folgte als übergeordnete Behörde der Entscheidung. „In unserem Flächennutzungsplan haben wir eine Vorrangszone für Windkraftanlagen ausgewiesen. Daraus resultierte eine Ausschlusswirkung für die anderen Gebiete der Kommune“, erklärt Jörg Bierwirth der Bürgermeister der Stadt. Dies galt auch für den Bennerberg. Gegen diese Ausschlusswirkung zog „Abo Wind“ vor Gericht. Die Stadt ließ ein juristisches Gutachten erstellen und hielt dagegen. „Ich werde weiter dafür eintreten, dass es nicht zum Bau dieser Windräder kommt“, sagte Bierwirth 2017.
Im April 2018 entschied das Verwaltungsgericht gegen die Kommune und kassierte die Ausschlussklausel des Flächennutzungsplanes ein. Als Grund dafür gab das Gericht mehrere Mängel im Flächennutzungsplan an. So sah der Plan beispielsweise eine Fläche von 16 Hektar für den Windkraftausbau vor. Das Gericht stellte fest, dass diese Fläche „der Windenergie nicht substantiell Raum gegeben werde“.
Hersteller geht pleite
Derweil hatte Abo Wind auch noch mit anderen Unwegsamkeiten zu kämpfen – der Anlagenhersteller, dessen Windräder sie benutzen wollten, war insolvent. „Wir mussten den Anlagentyp und den Hersteller wechseln. Unseren neuen Antrag konnten wir daher erst 2020 stellen“, berichtet Dr. Daniel Duben, Pressesprecher des Unternehmens.
Warum Verwaltung und Politik damals so entschieden, hing ebenfalls mit dem Flächennutzungsplan der Stadt zusammen. „Wenn wir Recht setzen, müssen wir es auch durchsetzen -auch, wenn es nicht meiner eigenen Meinung entspricht“, so der Bürgermeister.
Zahlen, Daten, Fakten zu den Windrädern
- - 3 Windenergieanlagen vom Hersteller Nordex
- - Nabenhöhe 134 Meter
- - Rotordurchmesser 131 Meter
- - Gesamthöhe 199,5 Meter
- - Nennleistung pro Anlage 3,6 MW
- - Geplante Inbetriebnahme: Ende 2023