Wie sich Kirche in Schieder-Schwalenberg verändert

Schieder-Schwalenberg. Mit den Flüchtlingsströmen nach dem Zweiten Weltkrieg sind auch die ersten Katholiken nach Lippe gekommen. "Glaubensmäßig hatten sie hier keine Bleibe", sagt Dr. Claudia Theis, Mitglied des katholischen Kirchenvorstands St. Joseph und St. Laurentius in Schieder-Schwalenberg. Zunächst hatte man den Katholiken die Schlosskapelle im Palais zur Verfügung gestellt, bis sie sich schließlich in Eigenregie eine Kirche bauten. Die Einweihung von St. Laurentius ist nun 70 Jahre her. Das soll gemeinsam mit dem 60-jährigen Bestehen der ortsansässigen Caritas-Konferenz am kommenden Sonntag, 13. August, gefeiert werden.

Mittelpunkt des katholischen Lebens in Schwalenberg war seit 1973 die St.-Joseph-Kirche. Das sanierungsbedürftige Gotteshaus wurde jedoch 2015 abgerissen. Und auch die Schiederaner Kirche war in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den Anforderungen. "Das Dach hätte erneuert werden müssen", erzählt Claudia Theis. Zudem habe ein Gemeinderaum gefehlt. Lediglich im Keller hatte es einen Raum für Versammlungen gegeben, der nach Aussage der Schiederanerin aber nicht nur unschön, sondern auch viel zu klein gewesen ist. Besonders älteren Menschen sei es schwergefallen, die Treppe zu steigen. Etwas Neues und Gemeinsames für Schieder und Schwalenberg musste also her.

Moderne Kirche Während die entweihte Kirche in 2017 abgerissen und an gleicher Stelle der Neubau hochgezogen wurde, kamen die Katholiken aus Schieder in Brakelsiek unter. "Die evangelische Kirchengemeinde stellte uns einen Raum zur Verfügung", berichtet Theis. Als Pfingsten 2020 die neue Kirche St. Laurentius in Schieder geweiht wurde, entstand für alle 1100 Katholiken in Schieder-Schwalenberg ein gemeinsamer Raum für ihren Glauben.

Die neue Kirche ist mit den Stühlen, die je nach Bedarf angeordnet werden können, und dem angrenzenden Gemeindesaal mit Küche ziemlich modern gestaltet. Es habe anfangs durchaus einige ältere Menschen gegeben, die von dem modernen Stil nicht sofort begeistert gewesen seien. Jedoch sei der Großteil sehr glücklich mit der neuen Kirche, sagt Theis.

Auch von außerhalb habe es viel Lob gegeben, weil sich die kleine Kirche an die inzwischen geänderten Verhältnisse anpasse, sagt Karola Durgeloh, Vorsitzende der Caritas-Konferenz in Schieder-Schwalenberg. Wie fast überall ist auch in Schieder-Schwalenberg die Kirchengemeinde geschrumpft. Anders als in großen Gotteshäusern wirkt der kleine Kirchenraum in Schieder mit wenigen Besuchern im Gottesdienst nicht mehr so verlassen und leer, erklärt Durgeloh. Die Messe wird immer sonntags um 18 Uhr gefeiert.

Claudia Theis freut sich, dass Menschen aus dem gesamten pastoralen Raum die Messe in Schieder besuchen. "Unsere Kerngemeinde, die aus Schieder-Schwalenberg kommt, ist nicht mehr so groß." Was kann man tun, um Kirche wieder attraktiver zu gestalten und die Reihen in den Kirchen wieder zu füllen? "Menschen, die heutzutage in die Kirche gehen, die glauben auch an etwas", sagt Theis. In den 70er Jahren sei Kirche hingegen gleichzeitig auch Sozialraum gewesen, beispielsweise für Jugendgruppen. Im Gegensatz zu heute sei damals außerhalb auch nicht so viel angeboten worden. Die Attraktivität in dieser Hinsicht zu steigern, sei also nicht mehr zeitgemäß.

Geistliches Zentrum soll entstehen Trotzdem gibt es Pläne für die Zukunft. "Es ist angedacht, hier so etwas wie ein geistliches Zentrum zu etablieren", führt das Mitglied des Kirchenvorstands weiter aus. Die Kirche eigne sich nämlich optimal für geistlich-religiöse Veranstaltungen für kleine Gruppen. So würden etwa hin und wieder jetzt schon christliche Meditationen angeboten. Ein Programm in St. Laurentius für den gesamten pastoralen Raum zu entwickeln, ist der Wunsch der Geistlichen.

Auch die Caritas-Konferenz in Schieder-Schwalenberg, die vor 60 Jahren von Pfarrer Kramps ins Leben gerufen wurde, hat ein vielfältiges Angebot. In den 70er und 80er Jahren hat sich die Organisation vor allem um die Flüchtlinge gekümmert. Auch ein Treff für Senioren wurde etabliert. "Die Caritas ermöglicht eine schnelle und unbürokratische Hilfe", berichtet Durgeloh von den heutigen Aufgaben. So erhielten benachteiligte Kinder etwa ein Paket mit Stiften und Heften zur Einschulung. Die Caritas-Konferenz hilft zudem unter anderem geflüchteten Menschen bei der Integration und bietet Sozialberatungen sowie Aktionen zur Geselligkeit, wie die Rikscha-Ausfahrten und den Mittagstisch an.

Weitere Informationen rund um die Kirche und die Caritas-Konferenz in Schieder-Schwalenberg erhalten Interessierte beim Festakt am Sonntag in St. Laurentius, Auf der Mühlenbreite 68. Gestartet wird um 15 Uhr mit einem Sektempfang. Eine Messe unter freiem Himmel mit Live-Musik der Kirchenband "Mahatma" aus Horn-Bad Meinberg ist für 18 Uhr geplant.

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