Schieder-Schwalenberg/Wöbbel. Der Ortsname „Wöbbel“ enthält musikalisches Potenzial und wurde zum Running Gag. Die Musiker ließen sich den Namen auf der Zunge zergehen und was man musikalisch daraus machen kann, erlebten rund 100 Gäste am Ende eines facettenreichen Konzertes. Zum 425jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Wöbbel ist das Duo „Friend 'n' Fellow“ in der Reihe „Kunst unterm Kirchturm“ in der reformierten Kirchengemeinde zu Gast gewesen. Superintendent Holger Postma begrüßte die Gäste, darunter viele Mitarbeitende der Gemeinde, für die das Festkonzert ein Geschenk war. „Musik ist Ausdruck für Frieden und eine Stimme gegen Krieg“, so Postma. Eine Gedenkminute für Opfer der aktuellen Kriege schloss sich an.
Die Sängerin Constanze Friend studierte in Weimar modernen Gesang und bildet seit über 30 Jahren mit dem Gitarristen Thomas Fellow das erfolgreiche Duo. Fellow studierte Konzertgitarre in Weimar und ist Professor für Gitarre und Worldmusic in Dresden. Das Duo zelebrierte eine intensive musikalische Zwiesprache und eroberte das Publikum im Handumdrehen. Das samtweiche kehlige Timbre der Sängerin paarte sich beeindruckend mit dem rhythmisch pointierten Gitarrenspiel von Thomas Fellow.
Improvisation und virtuose Melodien
Der Rocksong „Personal Jesus“ der britischen Band Depeche Mode eröffnete das Konzert in einer individuellen Version, die im improvisierten Scat endete. Die Eigenkomposition „Fighter“ von Constanze Friend war ein Plädoyer für Demokratie und Toleranz. Die Songs vereinten die Intensität des Blues, den Klangfarbenreichtum von Soul und die Freiheit des Jazz mit einer Prise Country. Die Sängerin bereicherte ihre stimmliche Ausdruckskraft mit ihrer tänzerischen Körpersprache in großer Bühnenpräsenz und der Gitarrist ersetzte im virtuosen Spiel eine ganze Band.
„Sister, have you gone?“ thematisierte ganz poetisch ihr Verhältnis zum Bruder. Immer wieder nahmen die Lieder Fahrt in freien Scat-Improvisationen auf, in denen einzelne Silben virtuose Melodien bildeten. Viele Lacher erhielt Thomas Fellow beim Anschluss einer Gitarre, als er das Störgeräusch „Wöbbel“ taufte. Sonore Gitarrenbässe leiteten die lyrische Gänsehautballade „Still haven`t found what I`m looking for“ ein. Der frühlingshafte Song „Child of Spring“ mit fetzigen Gitarrenriffs kontrastierte zum melancholischen Winterlied.
Thomas Fellow beeindruckte auch solistisch und zeigte die Vielfalt seines Könnens mit einem ruhigen Melodiestück aus früheren Zeiten, das zum fetzigen modernen Stil kontrastierte. Den Titel „One more day“ der Neville Brothers aus New Orleans brachte das Duo im zweistimmigen Gesang mit einer Rap-Einlage zu Gehör. Der legendäre Song „Summertime“ von Gershwin bannte in einer ganz eigenen Interpretation und die Scat-Improvisation „Wöbbel“ eröffnete ein Feuerwerk groovender Intensität.