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Gesprächsrunde in Schieder-Schwalenberg erinnert an jüdische Maler

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Der Kunstverein Schieder-Schwalenberg hat bei der Veranstaltung "Sachor!" im Haus Bachrach an jüdische Maler erinnert. - © Kunstverein Schieder-Schwalenberg.
Der Kunstverein Schieder-Schwalenberg hat bei der Veranstaltung "Sachor!" im Haus Bachrach an jüdische Maler erinnert. (© Kunstverein Schieder-Schwalenberg.)

Schieder-Schwalenberg. Carry van Biema, Berthold Ehrenwert, Bernhard Löwenherz und Hans Licht gehörten maßgeblich zu den Malern, die Schwalenberg als Künstlerkolonie zu Beginn des 20. Jahrhunderts namhaft machten. Viele Schwalenberger Bürger unterstützten sie, darunter auch die Familie Bachrach, die über 200 Jahre in der Altstadt ein Geschäftshaus betrieb.

Die Judenverfolgung im dritten Reich überlebte niemand von ihnen. Details der tragischen Geschichte erfuhren Interessierte an eben jenem Ort, an dem vor 85 Jahren ebenfalls die Fensterscheiben klirrten: Am Haus der Bachrachs in der Marktstraße 5.

Bachrachs Haus beherbergt heute Galerien

Heute beherbergt das frühere Wohn- und Geschäftshaus der Bachrachs die Galerie des Kunstvereins und die städtische Galerie, in der die Bilder aus der Zeit der Künstlerkolonie die Kulisse für die Veranstaltung „Sachor - Erinnere Dich!“ lieferte, zu der der Kunstverein eingeladen hatte. „Dass auch Bilder von Hans Licht zu sehen waren, ebenso wie von dessen Schülerin Nelly Cunow war kein Zufall. Licht gehörte mit Hans Bruch 1906 zu den ersten namhaften Künstlern, die regelmäßig in Schwalenberg arbeiteten“, schreibt der Verein in einem Nachbericht.

Ihre Bilder und die aus Lichts Schwalenberger Malschule seien lange Jahre in der Künstlerklause zu sehen gewesen, bevor sie zu einem Teil vom Landesverband ersteigert wurden. „In Berlin, seiner Heimatstadt, wurde seine Malschule allerdings 1933 als jüdisch denunziert, obwohl er nachweislich aus einer protestantischen Familie stammte“, heißt es weiter. Ein Jahr später starb er „wohl an gebrochenem Herzen“, so vermutete Elisabeth Wirtz, ehemalige Musik-Dramaturgin des Landestheaters Detmold, die die Gesprächsrunde zu „Sachor“ in der Galerie moderierte.

Frank Jahnke, Autor des Buchs „Künstlerklause Schwalenberg“ und Dr. Mayari Granados, Kunstreferentin der Kulturagentur des Landesverbandes, berichteten über die Geschichte der jüdischen Maler der historischen Künstlerkolonie: „Löwenherz, Ehrenwert und Caroline van Biema überlebten Theresienstadt und Auschwitz nicht, ebenso wie die Familie Bachrach, die laut Jahnke lange Zeit in Schwalenberg als ehrenwertes Mitglied der Bürgerschaft geachtet wurde.“

Stolpersteine vor der Galerie Bachrach

Als Nachfahrin von Hans Licht berichtete Alice Zimmermann aus Heidelberg, was sie von ihrer Großmutter über den Maler erfahren hatte, der seit der Jahrhundertwende bis Anfang der 30er Jahre in keiner großen Berliner Kunstausstellung gefehlt habe, fortan aber weder Einladungen zu Ausstellungen erhielt, noch Anmeldungen für seine Malschule. „Dabei war er nicht jüdisch!“, wird sie zitiert. Dass nun am 7. Dezember vor der heutigen Galerie Bachrach Stolpersteine für die Opfer der Judenverfolgung verlegt werden, sei ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte.

Einen Anstoß zu dieser Aktion sei auch Diana Falk zu verdanken, die stellvertretend für die junge Generation an der Gesprächsrunde teilnahm. Als 20-Jährige war sie Mitinitiatorin der ersten Sachor-Veranstaltung des Kunstvereins, zu der sie gemeinsam mit Jugendlichen die Geschichte der Familie Bachrach erforscht und dokumentiert hatte. „Es ist gut, dass der Familie mit den Stolpersteinen Ehre erwiesen wird“, wird sie zitiert.

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