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Der Vize residiert im Schiederaner Schloss, der Bürgermeister im Kuhstall

Marianne Schwarzer

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Die Männer des Bauhofes transportieren all die Akten des Fachbereichs vom Palais ins Schloss. Und damit niemand die Tonnen Papier per Hand die enge Treppe heruntertragen muss, hat ein benachbarter Dachdeckerbetrieb ausgeholfen. - © Marianne Schwarzer
Die Männer des Bauhofes transportieren all die Akten des Fachbereichs vom Palais ins Schloss. Und damit niemand die Tonnen Papier per Hand die enge Treppe heruntertragen muss, hat ein benachbarter Dachdeckerbetrieb ausgeholfen. (© Marianne Schwarzer)

Schieder-Schwalenberg. Raus aus dem Palais: Jetzt wird das Nebengebäude des Schlosses Schieder endgültig leer. Der Fachbereich Stadtentwicklung verlässt nun als letzter das denkmalgeschützte Gebäude, das einen sehr ungebetenen Untermieter hat: Hausschwamm. Diese unerfreuliche Entdeckung hatte die Stadt bereits vor 12 Jahren gemacht.

Damals wurden alle möglichen Versuche unternommen, um das historische Gemäuer zu retten, aber 2016 wurde erneut ein Pilz-Befall festgestellt.

Platz im Schloss

„Den Pilzbefall haben wir zwar stoppen können, aber die untere Etage ist zur Hälfte entkernt, und das Haus ist so nicht mehr nutzbar“, sagt Bürgermeister Jörg Bierwirth dazu. Darum habe die Verwaltung schon vor längerer Zeit beschlossen, den letzten im Obergeschoss ausharrenden Fachbereich 2 umzusiedeln. Möglich wurde das durch den bereits 2021 erfolgten Umzug der Volkshochschule Lippe-Ost vom Schloss in die Schlossparkschule, durch den die Räume in der obersten Schlossetage frei wurden. Dann zog auch noch die Bücherei in den Marstall um, so dass noch mehr Räume im Schloss frei wurden. „Das Ganze hat sich ein wenig verzögert, und wir mussten ja auch erst mal einiges an den Räumlichkeiten verändern“, sagt der Bürgermeister.

Endlich barrierefrei

Doch jetzt ist der Umzug in vollem Gange. Die Mitarbeiter des Bauhofes haben sich eigens einen Aufzug von einem Dachdeckerbetrieb geliehen, um die berge an Akten ins Schloss zu befördern. Im Schloss selbst können sie dann den Aufzug nutzen – wie ab Donnerstag auch die Bürger, die zum Fachbereich 2 wollen. „Das ist ein weiterer Vorteil, der Fachbereich ist jetzt barrierefrei zu erreichen“, betont das Stadtoberhaupt. Überdies hat die Stadt die Gelegenheit ergriffen, auch noch die Sanitäranlagen, die schon sehr in die Jahre gekommen waren und auch von der Gastronomie im Fürstensaal mitgenutzt werden, zu sanieren. „Damit unterstützen wir ja ein Stück die heimische Wirtschaft“, sagt er.

Palais steht immer noch zum Kauf

Er sei etwas neidisch, weil sein Allgemeiner Vertreter Jochen Heering nun im Schloss residieren dürfe und der Bürgermeister selbst nur „im Kuhstall“ residiert, sagt Bierwirth mit einem Augenzwinkern. Die Kollegen freuen sich jedenfalls, wie eine Mitarbeiterin aus dem Fachbereich sagt: „Mit so einem tollen Ausblick und so schönen Räumen? – Das ist etwas ganz anderes als vorher.“

Doch was passiert denn nun eigentlich mit dem Palais? „Sie können es gern kaufen“, scherzt der Bürgermeister. Da ließe sich sicher etwas Schönes draus machen, aber das Haus sei so nicht nutzbar, und weil es unter Denkmalschutz steht, auch nicht einfach umzubauen. Bereits seit 2016 versucht die Stadt, einen Käufer zu finden. Sie selbst könnte es auch nicht weiter nutzen, weil die Kosten viel zu hoch wären. „Wir haben natürlich alle Möglichkeiten durchgespielt, aber wir sehen keine andere bezahlbare Lösung.“

Am Ende bleibt es wohl dabei, dass das Palais schlichtweg leer steht. Wer den Fachbereich 2 erreichen will, kann es über die Zentrale der Verwaltung versuchen, und zwar unter Tel. (05282) 6010. Ab Donnerstag dürfte dann alles wieder laufen – aber eben im Schloss.

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