Schieder-Schwalenberg. An den Schiederanern liege es nicht, sagt Ulrich Peuckert. Und schon gar nicht am Kirchenvorstandsvorsitzenden Kai Pankoke. „Der wäre für mich echt ein Grund zu bleiben“, ein Schmunzeln huscht über Peuckerts Gesicht. „Klar“, kontert Pankoke grinsend, „ich hab ja auch gerade Kuchen besorgt.“ Dass hier die Chemie stimmt, ist unübersehbar, und doch kehrt Ulrich Peuckert dem lippischen Südosten den Rücken: „Ich brauche eine ganze Stelle.“ Und die winkt ihm nun in Schlangen.
Denn das war der Haken an der Stellenausschreibung, nachdem der damalige Pfarrer Uwe Sundermann die Kirchengemeinde gewechselt hatte: Bestehende Pfarrstellen genießen in der Lippischen Landeskirche Bestandsschutz, aber sobald sich ein Wechsel vollzieht, gibt die aktuelle Zahl der Gemeindeglieder den Ausschlag bei der Stellenbemessung.
Mehr als 50 Prozent sind nicht drin
„Mit unseren 1367 Köpfen reicht es noch nicht einmal mehr für eine 75-Prozent-Stelle“, rechnet Kai Pankoke vor. Also schrieb die Kirchengemeinde eine halbe Stelle aus, und es meldete sich erst mal lange niemand darauf. Bis Ulrich Peuckert aus Lage kam.
„Aber eigentlich war klar: Ich bin 40 Jahre alt und eine halbe Stelle wird mir auf Dauer nicht reichen. Ich brauche was Festes.“ Das wusste natürlich auch der Superintendent der Klasse Ost, Holger Postma. „Ich habe gehofft, dass wir auf lange Sicht etwas hinkriegen, zumal irgendwann auch die Pfarrstellen in Schwalenberg und Elbrinxen/Falkenhagen vakant werden.“
Benachbarte Pfarrer helfen
Die dortigen Seelsorger Margret Noltensmeier und Dietmar Leweke werden in absehbarer Zeit, aber nicht sofort, in den Ruhestand gehen. Dann werden noch mal neue Pläne vonnöten sein, denn auch dort sind die Gemeinden geschrumpft. Doch das ist noch Zukunftsmusik: „Ich werde mich erst einmal mit dem Kirchenvorstand in Schieder zusammensetzen, denn der entscheidet am Ende, wie ausgeschrieben wird“, betont Holger Postma. „Bis dahin liegt es an mir, die Vertretung mit den Kollegen in den umliegenden Gemeinden zu regeln.“
Allerdings ist ihm diesmal nicht so bange, wie es im September 2022 nach dem Weggang von Uwe Sundermann nach einem Vierteljahrhundert gewesen war: „Es ist sehr beachtlich, was der Kirchenvorstand in der Zwischenzeit auf die Beine gestellt hat. Immerhin haben sie es geschafft, die Jugendarbeit wieder zu aktivieren und mit der Schwalenberger Kirchengemeinde eine gute Kooperation, beispielsweise bei der Winter- und Sommerkirche, hinzukriegen.“ Und man müsse sich klarmachen: „Das ist Ehrenamt. Hier sind lauter Menschen, die guten Willens sind, und der Kirchenvorstand steuert das Schiff gut durch unsichere Zeiten.“
Mit mehr Selbstbewusstsein als zu seinem Amtsantritt 2022 und viel Gelassenheit gehen Kai Pankoke und seine Mitstreiter aus dem Kirchenvorstand ans Werk: „Wir wissen ja jetzt, wie es geht“, sagt Pankoke. Er hat Vertrauen, dass die Pfarrer der umliegenden Gemeinden die Schiederaner erneut nicht hängen lassen werden. „Das hat ja auch beim ersten Mal sehr gut geklappt, sämtliche Pfarrer der Umgebung haben uns unterstützt, auch die Ruheständler.“
Krisenerprobtes Team
Die anfänglich so schwierige Vakanzzeit habe den Kirchenvorstand sehr gefordert. „Aber wir sind als Team sehr gut zusammengewachsen.“ Mit Diana Falk und Adelheid Liese, die sich um die Jugendarbeit kümmern, mit Carsten Beine als Hausmeister und Karin Lutz im Sekretariat laufe es gut. Alle waren so gut eingearbeitet, dass sich Pfarrer Ulrich Peuckert bei seinem Amtsantritt um bestimmte Themen wie die Kirchturmsanierung gar nicht kümmern musste. Natürlich tut es Kai Pankoke sehr leid, Ulrich Peuckert schon wieder zu verlieren, auch wenn er dessen Antrieb gut verstehen kann.
Und auch dem scheidenden Pfarrer selbst tut es leid, hat er sich doch gerade erst richtig eingelebt. „Es fühlt sich schon so an, als wenn ich die Leute im Stich lasse, man hat ja auch Beziehungen aufgebaut.“ Andererseits: „Lage vor einem Jahr zu verlassen, war auch nicht einfach.“
Der Superintendent jedenfalls ist optimistisch, dass sich in Schieder irgendwann eine gute Lösung finden wird. Und noch würde es dank des hervorragenden Engagements seiner Amtsschwestern und -Brüder in der Klasse Ost klappen, die Regularien auch in Vakanzzeiten in Schieder abzudecken, betont Holger Postma. Ob das ein Sprint oder ein Marathon-Lauf werde, müsse sich zeigen.