Ausstellung in Schwalenberg zeigt den „Staub der Zeit“

Schieder-Schwalenberg (krü). Am Bauzaun hängt die Arbeit &bdquo;Banner Bauzaun“ von 2024, in der sich Wolfgang Bellwinkel kritisch mit der Wegwerfkultur auseinandersetzt. Die Ausstellung des Kunstvereins Schieder-Schwalenberg &bdquo;The Dust Of Time“ (zu deutsch: Der Staub der Zeit) ist in der Galerie Haus Bachrach eröffnet worden. Rund 20 Künstler aus Schwalenberg und Berlin stellen hier rund 30 Bilder und Objekte aus, die sich mit dem Thema &bdquo;Mauer-Umbau und Rückbau“ beschäftigen. Werke von Wolfgang Bellwinkel, Art Obbelode, Sophie Bird Möller, Thomas Bruns, Michael Reuter, Saskia Glückauf, Alex Hilbert, Magdalena Hohlweg, Meike Lothmann, Helga Ntephe, Micheline Mohr, Andreas Pinkow, Karolin Schwab, Heidi Sill, Thomas Struht, Heinz Sauer, Irene Warnke, Martin Zellerhoff, der Tanzcompagnie Jaeger und Heiner Schäfer sind hier bis Ende September zu sehen.

&bdquo;Die Ausstellung ist quasi aus dem Nichts entstanden“, berichtet die Vorsitzende des Kunstvereins Helga Ntephe. Keine Arbeit sei neu entstanden. &bdquo;Es wurden bereits vorhandene Werke der vergangenen 40 Jahre zusammengetragen, die zum Thema passen.“ Vor dem Hintergrund der Baumaßnahmen im Haus Bachrach, die aus Brandschutzgründen erfolgen, setzen sich die Werke künstlerisch mit dem realen Rückbau der Gesellschaft auseinander.

Kulturförderung Gewissheiten schwinden und lösen sich in Luft auf. Der kulturpolitische Aufbruch der 1970er Jahre habe mehr Freiheit gebracht, die aktuell schwinde. So, als ob das Rad der Geschichte zurückgedreht werde, begegne man heute einer wachsenden Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses. &bdquo;Das architektonische Narrativ des Hauses hat für uns eine starke poetische Strahlkraft, die wir auf die aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzung projizieren“, so die beiden Künstler und Kuratoren Martin Zellerhoff und Alex Hilbert aus Berlin, die zusammen mit Helga Ntephe mit rund 30 Gästen über die Bedeutung und Zukunft der Kunst ins Gespräch kamen.

Dabei wurde gefragt, was getan werden muss, damit sich die Welt zum Positiven entwickelt. Das Gemälde &bdquo;Die Mauer“ (1983) von Helga Ntephe hält mit einem aufgehenden Regenbogen die Hoffnung fest, die mit dem Fall der Mauer als gesellschaftlicher Frühling kulminierte. Viele Arbeiten befassen sich auch stofflich mit dem Thema. Ein Gruppenporträt von Thomas Struth setzt sich 1983 mit der Idee &bdquo;Kultur für alle“ auseinander, die der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffman 1981 thematisierte. &bdquo;Obwohl Kulturförderung wichtig ist, damit wir leben können, werden im Durchschnitt nur 0,43 Prozent des Bruttoinlandproduktes für Kultur ausgegeben. Der Kulturhaushalt wird aktuell permanent beschnitten“, gab Martin Zellerhoff zu bedenken. &bdquo;Kultur spielt für den Finanzminister keine Rolle“, so Alex Hilbert. Es liege jedoch an uns, die Welt so zu gestalten, wie wir sie haben möchten, betonte Zellerhoff.

Kunstverein Auch die Bedeutung und Umstrukturierung des Kunstvereins kam in den Blick, da das Amt von Helga Ntephe neu besetzt werden muss. Wie kann es gelingen, junge Leute für den Verein zu gewinnen? &bdquo;Der Kunstverein bietet gerade jungen Künstlern die Freiheit, sich experimentell auszuprobieren, was im kommerziellen Kunstbetrieb nicht möglich ist“, hob Helga Ntephe hervor. &bdquo;Wir können Ausstellungen machen, die sich nicht verkaufen müssen.“

Der Kunstverein und die Sommerakademie beleben das kulturelle Leben von Schieder-Schwalenberg mit vielen Veranstaltungen. Der Kunstverein habe sich für andere Vereine, der Kita und Schule geöffnet. Progressive Kunst habe ihre Wurzeln immer in Protestbewegungen gehabt. So sei auch die Künstlerkolonie Schwalenberg in der Mitte des 19. Jahrhunderts fernab großer Zentren entstanden, meinte Heiner Schäfer, der die Werke dieser Künstler gerne einmal in einer Ausstellung in Schwalenberg sehen würde. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 29. September, samstags und sonntags von 14 bis 17.30 Uhr in der Galerie Haus Bachrach, Marktstraße 5, zu sehen.

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