Kreis Lippe. Sven Spintzyk ist der diesjährige Gewinner des Nachfolgepreises der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe). Einen symbolischen Scheck über das Preisgeld sowie die Siegerurkunde haben IHK-Präsident Volker Steinbach und IHK-Geschäftsführer Matthias Carl vor Ort bei der Engel Kanalservice GmbH & Co. KG überreicht. Die Wettbewerbsjury begründet ihre Entscheidung mit Spintzyks Entschlossenheit und Mut, sich als Quereinsteiger an ganz neue Herausforderungen zu wagen sowie der großen finanziellen Risikobereitschaft.
„Spintzyk hat den IHK-Nachfolgepreis 2024 verdient. Besonders beeindruckt hat uns die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens seit der Übernahme“, wird Jury-Mitglied Steinbach in einer Pressemitteilung der IHK Lippe zitiert. Unter Spintzyks Leitung habe das Unternehmen erheblich in Spezialfahrzeuge und ein Betriebsgrundstück investiert. Die Umsätze konnten mehr als verdoppelt werden. Auch die Zahl der Mitarbeitenden vergrößerte sich von 7,5 auf zwölf Vollzeitstellen. Auf dem Geschäftsfeld der Deponiereinigung gelte Engel-Kanalservice mittlerweile als führend.
Keinesfalls vorgezeichnet
Spintzyk führt die Geschäfte des Unternehmens in Schieder-Schwalenberg seit 2019. Als damals 37-Jähriger übernahm er vom Vorinhaber Jörg Engel den auf TV-Kanalrohuntersuchungen und Kanalreinigungen spezialisierten Dienstleister.
Der Werdegang zum „Kanal-Experten“ war für Spintzyk keinesfalls vorgezeichnet, teilt die IHK Lippe mit. Nach seiner Ausbildung zum Tischler diente er zunächst zwölf Jahre als Zeitsoldat. Nach einer zweiten Ausbildung zum Bürokaufmann begann er ein BWL-Studium. Im Jahr 2016 machten ihn die Schwiegereltern darauf aufmerksam, dass Jörg Engel, ein Freund der Familie, einen Nachfolger suche.
„Die Seiten getauscht“
Von der Arbeit eines Kanalreinigers hatte Spintzyk bis dahin gar keine Vorstellung. „Als mich auch noch mein Nachbar im Gartenzaungespräch dazu ermutigte, rief ich noch am selben Abend Herrn Engel an“, wird Spintzyk in der Mitteilung zitiert. Schnell schlossen sich ein konkretes Gespräch über die Kaufpreisvorstellungen sowie eine „Praktikumswoche“ im Unternehmen an. Nach kurzer Bedenkzeit habe Spintzyk endgültig zugesagt.
Gemeinsam mit dem damals 58-jährigen Altinhaber wurde ein Übernahmefahrplan festgelegt. In den zwei Folgejahren habe sich der Nachfolger in das Unternehmen intensiv eingearbeitet. Je mehr Spintzyk Verantwortung übernahm, umso mehr zog sich Engel aus der Leitung zurück. „Bei der Übernahme haben wir dann endgültig die Seiten getauscht“, fasst Spintzyk zusammen. Bis heute ist Engel Mitarbeiter in Unternehmen, das er gegründet hat und das noch immer seinen Namen trägt.
Nach seinem Rezept für den Erfolg befragt, sagt Spintzyk heute: „Selbst wenn man anfangs keine Ahnung hat: Wenn man mit Spaß dabei ist und sich richtig reinkniet, kann man alles schaffen.“ Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Altinhaber, die Unterstützung der Ehepartnerin sowie ein engagiertes Mitarbeiterteam seien jedoch genauso unverzichtbar.