Schwalenberger Brauzunft kämpft mit der Bürokratie

Schieder-Schwalenberg. Die Schwalenberger Brauzunft hat zum Saisonauftakt Besuch des ehemaligen Botschafters des deutschen Bieres und ersten parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, sowie des heimischen Bundestagsabgeordneten Christian Sauter (FDP) erhalten. Die Vorstandsmitglieder berichteten von den Aktivitäten ihres Vereins, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Außerdem machten sie deutlich, mit welch großem bürokratischen Aufwand sie zu kämpfen hätten. Die Politiker sicherten den Brauern zu, sich für sie einzusetzen.

Mit zwölf Braugängen im vergangenen Jahr hätten sie ihre Kapazitäten erreicht, berichtete der Vorsitzende Udo Strüber. Das Ergebnis waren gut 40 Hektoliter Bier. &bdquo;Abgefüllt in 120 Fässer.“ Das Bier verkaufe der Verein primär an Vereine. Jedes Fass Bier bedeutet für die Traditionsbrauer aber auch einen enormen bürokratischen Aufwand, wie der Kulturbeauftragte des Vereins, Frank Ehlert, bei der Besichtigung des Brauhauses erklärte.

Verein wird des unerlaubten Brauens bezichtigt Täglich werde die Temperatur des Kühlhauses kontrolliert, zudem müsse alle 14 Tage überprüft und unterschriftlich festgehalten werden, dass sich keine Nager und Insekten in dem Gebäude aufhielten. Dies wird regelmäßig vom Gesundheitsamt kontrolliert. Doch dies sei noch der geringere Aufwand. &bdquo;Unser Kummerkind ist das Hauptzollamt“, führt Ehlert weiter aus. Für jedes Fass Bier müsse einzeln eine elektronische Zollanmeldung erfolgen. Jeder Transfer vom Gär- in den Transportbehälter müsse fotografisch dokumentiert sowie digital und zusätzlich auf Papier verschickt werden. Die Steuer müssten die Brauer dann selbst ausrechnen und entsprechend überweisen.

Doch das größte Übel sei, dass sich der Verein bei jeder Brauanmeldung selber des unerlaubten Brauens bezichtigen und dafür einen Strafsteuersatz zahlen müsse. &bdquo;Wir zahlen hier mehr Biersteuer als irgendeine Brauerei in der Umgebung“, berichteten die Schwalenberger. Woran das liege, wollten auch die Politiker wissen. Weil die Formulierungen im Biersteuergesetz, das im Jahr 1873 erstmals erlassen wurde, im nicht-kommerziellen Bereich nicht an die tatsächlichen heutigen Begebenheiten angepasst worden seien, sagt Ehlert.

Das Hauptzollamt habe die Schwalenberger Brauzunft zunächst als Traditionsverein eingestuft. Die Brautradition geht in Schwalenberg auf das Jahr 1661 zurück. &bdquo;Da haben wir den Mindeststeuersatz gezahlt und einen Bruchteil an bürokratischen Aufwand erbringen müssen.“ Eine neue Mitarbeiterin habe dann den Einwand bei der Oberfinanzdirektion Berlin eingebracht, dass es sich nicht um einen Traditionsverein handele, weil in Schwalenberg nicht durchgängig Bier gebraut worden sei. Auch wenn von 1920 bis zur Gründung des Vereins im Jahr 2005 im Ort kein Bier gebraut worden sei, habe die Tradition immer Bestand gehabt, erklären die Schwalenberger.

Brautradition sei immer allgegenwärtig gewesen &bdquo;Brauchtum besteht ja aus mehr Komponenten als nur dem handwerklichen Brauen. Jeder, der hier aufgewachsen ist, ist in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass wir hier eine wertvolle Bautradition haben“, betonte Ehlert. Die Tradition sei unter anderem mit der Trachtengilde, die immer noch die Brauertrachten tragen und die Brauertänze tanzen, allgegenwärtig gewesen.

Es sei deprimierend, dass sich ein Verein, der mit seiner handwerklichen Braukunst 2023 in das bundesweite Verzeichnis der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde , sich des illegalen Bierbrauens bezichtigen müsse. &bdquo;Wir kennen keinen anderen Verein, bei dem das so ist“, erklärte der Vorsitzende. Deswegen sei ihnen die Neuformulierung des Biersteuergesetzes ein Herzensanliegen. Johannes Vogel und Christian Sauter versprachen, sich der Thematik anzunehmen.

Anbau am Brauhaus in Planung Bürgermeister Jörg Bierwirth und Swen Horstmann, Fachbereichsleiter für Finanzen und Organisation, erklärten, dass die Stadt künftig mit dem Status des Vereins noch mehr werben wolle. Mit dem Osterräderlauf in Lügde und den Flechthecken in Nieheim seien gleich drei immaterielle Kulturerbe-Orte so dicht beieinander. Hinzu komme das Kloster Corvey in Höxter als Weltkulturerbe. Werbetechnisch könne man dies etwa für Busreisen nutzen.

Für die Schwalenberger Brauzunft steht in diesem Jahr die Feier ihres 20-jährigen Bestehens auf dem Programm. Unter dem Motto &bdquo;Bier trifft Freunde“ lädt der Verein für Samstag, 30. August, zu einem geselligen Nachmittag ans Schwalenberger Brauhaus ein. Zudem sei ein Anbau an das Brauhaus in Planung, da der Verein dringend mehr Lagerfläche benötige.

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