Weltkulturerbe zu Gast im Emmerauenpark Lügde

Lügde. Seit 2018 ist der Osterräderlauf von der Unesco als Immaterielles Kulturerbe geschützt. Der D echenverein Lügde hatte sich in diesem Jahr etwas Besonderes ausgedacht: Mit der Schwalenberger Brauzunft und der Nieheimer Flechtheckenkultur hatte er die beiden ostwestfälischen Institutionen eingeladen, die ebenfalls als Immaterielles Kulturerbe geschützt sind. Alle drei stellten sich anlässlich der Lügder Brauchtumsveranstaltung im Emmerauenpark vor.

Hecken werden Landwirten lästig Ein kleiner, aus Weidezweigen geflochtener Heckenausschnitt fand an dem Platz des Arbeitskreises &bdquo;Nieheimer Flechthecken“ im Heimatverein Nieheim seinen Platz. Er diente als Anschauungsstück. Flechthecken seien, ökologisch gesehen, viel wertvoller, als sie auf den ersten Blick vermuten ließen, wie Ulrich Pieper vom Verein erklärte.

&bdquo;Über die Jahre sind die Hecken den Landwirten lästig geworden, sie waren den großen Maschinen oft im Weg und mussten weichen. Dabei habe ich als Kind die Flechtkunst bereits von meinem Großvater gelernt“, sagte er. Seit 350 Jahren finden sich die Flechthecken in Nieheim und Umgebung, sind teilweise sogar auf alten Karten verewigt. &bdquo;Auf der Karte aus dem Jahr 1757 ist eine große Hecke abgebildet, die heute noch vorhanden ist und von uns regelmäßig gepflegt wird.“ Die Hecken dienten damals vor allem als Weidezäune für Tiere.

Auch im Freilichtmuseum Detmold, links und rechts neben der Bäckerei im Paderborner Dorf, habe der Arbeitskreis eine solche Hecke errichtet, sagte Pieper. &bdquo;Die Menschen erkennen immer mehr, dass diese Hecken wertvoll für die Natur und das Klima sind“, erklärte Pieper.

Schutz bei Starkregen &bdquo;In Kalletal sind wir aktuell beratend tätig, denn eine solche Hecke schützt unter anderem bei Starkregen und sorgt dafür, dass Flächen nicht weggespült werden.“ Bereits 600 Meter Flechthecke habe der Arbeitskreis, der aus bis zu zehn Personen besteht und immer wieder Unterstützung von verschiedenen Gruppen erhält, in dieser Saison bereits errichtet. Von Januar bis Ostern geht die Saison, weil in dieser Zeit die Weidezweige noch keine Blätter tragen. Mit geübten Handgriffen lassen sich die Zweige dann so drehen und verknoten, dass sie ganz ohne weitere Hilfsmittel halten.

Ein paar Meter weiter schenkte am Wochenende die Schwalenberger Brauzunft ihr Bier aus. Bereits im 17. Jahrhundert wurde in Schwalenberg eigenes Bier gebraut. Nach diesen Rezepten braut auch heute die Gruppe der Brauzunft, und zwar immer wieder in kleinen Mengen. Der Genuss des regionalen Bieres war für viele Besucher eine wahre Freude.

Echtes Handwerk Rainer Müller aus Minden etwa nahm sich ganz besonders viel Zeit bei der Verkostung und ließ das Getränk erst einmal auf sich wirken. &bdquo;Ich trinke sonst viel Pils und Lagerbier; und ich muss sagen, dieses Bier hier ist anders.“ Er sei Selbstversorger und wisse demnach das Handwerk zu schätzen - und die Herstellung dieses Bieres sei eindeutig echtes Handwerk. &bdquo;Es ist süffig und hat richtig Charakter, es schmeckt, wie Bier früher mal geschmeckt hat.“ Und das sei auch schon optisch zu erkennen, denn die Trübe des Bieres spreche für die Ursprünglichkeit, da es nicht mehrmals gefiltert wurde. Es sei quasi kein Weißbrot, sondern ein Vollkornbrot.

Und natürlich stellte sich auch der Dechenverein selbst vor, der in jedem Jahr am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond am ersten Ostertag bei Einbruch der Dunkelheit die brennenden Räder vom Osterberg ins Tal der Emmer hinabrollen lässt. &bdquo;Wir wollten mit unserer Idee, die Schwalenberger und Nieheimer einzuladen, die Region zusammenbringen und den Menschen zeigen, dass die Traditionen in Ostwestfalen-Lippe lebendig sind“, sagte Andreas Marz, Vorsitzender des Dechenvereins. &bdquo;Gemeinsam mit der Schwalenberger Brauzunft und dem Heimatverein Nieheim werden wir uns in den kommenden Jahren dafür engagieren, dass noch mehr Menschen erfahren, was unsere Region zu bieten hat.“

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