Kalletal-Kalldorf. Das Dorf und seine Bewohner so gut es geht vor Starkregenereignissen schützen, dabei soll das Projekt „Kalldorf wird Schwammdorf“ helfen. Das Problem: Im Ort kommen 75 Prozent der Kalletaler Wasserabläufe zusammen. Der Politik wurden jüngst drei Sofortmaßnahmen vorgestellt. Eine davon, ein Kaskadensystem zur Rückhaltung von wild abfließendem Oberflächenwasser, soll noch bis Ende des Jahres umgesetzt werden. Wie die Gemeinde mitteilt, hat sie dazu nun einen Vertrag mit dem Grundstückseigentümer abschließen können. Im Februar vergangenen Jahres hatte das Büro „StadtLandKonzept“ aus Werther ein Handlungskonzept zur Minimierung der Folgen von Starkregenereignissen in Kalldorf erarbeitet. Dabei soll das anfallende Niederschlagswasser möglichst direkt am Ort des Entstehens, also im Umfeld von Kalldorf, wie ein Schwamm aufgesaugt werden. „Regenwasser wird schnell als Gefährdung empfunden, aber es ist ein Gunstfaktor. Es ist nicht nur ein Problem, sondern wichtig für die Grundwasserneubildung, die Bäume, die Landwirtschaft, das Klima vor Ort und die Biodiversität“, erklärte Frank Baudisch von „StadtLandKonzept“. Darum sei ein veränderter Umgang mit Wasser notwendig. 85.000 Euro Kosten Das Konzept beinhaltet viele kleine Maßnahmen im Landschaftsraum, wie beispielsweise Flutmulden, Retentionsflächen sowie Maßnahmen für die Landwirtschaft, insbesondere auch solche, die Erosion verhindern. Die Verwaltung habe mehrere Maßnahmen für 2025 auf der Agenda. Das sogenannte Retentionsbecken am Wiebesiekbach steht nun als Nächstes an. Die Planung liege vor, der Eigentümer habe sein Einverständnis gegeben und eine Vereinbarung mit der Gemeinde unterzeichnet. „Dafür sind wir dem Eigentümer sehr dankbar, denn ohne den Zugriff auf Privatflächen ist eine erfolgreiche Umsetzung des Handlungskonzeptes nicht möglich“, sagt Ewa Hermann, Fachbereichsleiterin Planen und Bauen. Mit der Unterzeichnung könne nun die Ausschreibung der Baumaßnahme erfolgen. „Wir hoffen, dass wir die Arbeiten im September vergeben können, und wollen die Maßnahme dann noch in diesem Jahr umsetzen“, sagte Hermann im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit. Die finanziellen Mittel, Hermann geht von 85.000 Euro aus, seien bewilligt worden. „Umwelt wird nicht geschädigt“ Alla Dronova, Stadtplanerin in der Kalletaler Verwaltung, ergänzt in der Mitteilung: „Ein solches Projekt muss umweltfreundlich sein und im Einklang mit der Natur stehen, ohne sie zu stören.“ Daher sei ein System mit kleineren Erdwällen vorgesehen, die mit Pflanzen und Steinen befestigt würden und ein zusammenhängendes Kaskadensystem bilden. Laut Lageplan geht es um sieben Becken mit einer Größe von 135 bis 550 Quadratmetern. Hydrologische Berechnungen hätten gezeigt, dass ein solches System etwa 1250 Kubikmeter Wasser zurückhalten könne. Nach einer Analyse sei beschlossen worden, den Wasserfluss so zu verlangsamen, um dem Wasser Zeit zu geben, zu verdunsten oder in den Boden zu versickern. „Dabei wird die Umwelt nicht geschädigt – im Gegenteil: Das Projekt fügt sich natürlich in die Landschaft ein und verbessert zudem die Biodiversität durch das Pflanzen neuer Bäume“, ist Dronova überzeugt. Das Ingenieurbüro „Bockermann Fritze IngenieurConsult“ aus Enger habe bereits konkrete Pläne ausgearbeitet und warte derzeit auf die Genehmigung des Kreises Lippe. Sobald diese vorliege, könne es losgehen. Projekt an der Winterbergstraße Auch das nächste Vorhaben aus dem Projekt steht bereits in den Startlöchern: Dabei geht es um Infiltrationsbecken oberhalb der Winterbergstraße. Auch diese Maßnahme finde überwiegend auf privatem Grund und Boden statt, sodass die Hilfsbereitschaft der Eigentümer die Grundlage für einen effektiven Starkregenschutz bilde. Bei der dritten Maßnahme, die aber noch nicht so weit wie die anderen gediehen sei, geht es um den Alten Krug. Der Pferdebach werde in diesem Bereich stark eingeengt. Der Abfluss werde so beschleunigt. Für eine Starkregenvorsorge müssten die Uferbefestigung und das Gebäude zurückgebaut werden. „Es handelt sich insgesamt um Maßnahmen für kleinere Ereignisse. Das wird Kalldorf aber nicht retten“, betonte Bürgermeister Mario Hecker. „Wir können das Wasser nur so lange wie möglich in der Landschaft halten. Jeder Hauseigentümer ist letztendlich selbst gefragt, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen“, sagte Hermann. Gemeinsam könnten aber alle dazu beitragen, Kalldorf widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen und die Lebensqualität für alle zu sichern, wird Bürgermeister Mario Hecker abschließend zitiert. Darum soll es im Herbst eine Beteiligungsveranstaltung mit Landwirten und einen Informationsabend mit Bürgern geben.