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Zwei Neuerwerbungen sind der ganze Stolz des Heimat- und Verkehrsvereins Schlangen

An diesem Tisch kratzte der Amtsrat mit der Feder

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Über die neue Zierde des Trauzimmers freuen sich Heinz Kriete, Ernst Schäferjohann und Joachim Burchart. - © Foto: Karenfeld
Über die neue Zierde des Trauzimmers freuen sich Heinz Kriete, Ernst Schäferjohann und Joachim Burchart. (© Foto: Karenfeld)

Schlangen (ka). Er hat vor genau 222 Jahren den Schlänger Markt begründet und sich als Amtsrat einen Namen gemacht. Heute erinnert eine Straße an Hermann Krücke - und ein eher zufällig entdeckter Schreibtisch. Das spätbarocke Möbel ziert seit wenigen Tagen das Trauzimmer im Schlänger Dorfmuseum.

Die Wertschätzung für den 1813 verstorbenen Amtsrat Hermann Krücke ist in Schlangen auch heute noch unverändert groß. Lokalhistoriker wie Heinz Wiemann oder Museumsleiter Joachim Burchart haben in den vergangenen Jahren viele Daten zu Person und Werdegang des legendären Amtsrates zusammengetragen. "Krückes besonderes Verdienst besteht darin, dass er 1791 den ersten Kram- und Viehmarkt in Schlangen ins Leben gerufen hat. Und der ist unbestritten der Vorläufer des heutigen Schlänger Markts", weiß Burchart zu berichten.

Im Herbst vergangenen Jahres bekam der Heimat- und Verkehrsverein eine Nachricht, die dort zunächst für unglaubliches Staunen sorgte. Auf Gut Rothensiek bei Leopoldstal existierten tatsächlich noch ein Stuhl und ein Schreibtisch aus dem Nachlass des Amtsrates. Der Hinweis stammte von Dr. Gerlinde Volland, einer Ur-Ur-Ur-Enkelin Hermann Krückes.

Die promovierte Kunsthistorikerin konnte mit sehr aufschlussreichen Informationen dienen. In einem Brief an Burchart schrieb sie: "Der Amtstisch ist über viele Generationen in unserer Familie weitergegeben worden. Es handelt sich um ein handgeschnitztes Unikat aus dem 18. Jahrhundert und einen dazugehörigen Stuhl." Über die eigentliche Geschichte der beiden antiken Möbelstücke war dagegen über lange Zeit nur wenig bekannt.

Das änderte sich erst im vergangenen Jahr, als Dr. Volland den Tisch näher in Augenschein nahm. Der Kunsthistorikerin fielen als Erstes die filigranen Verzierungen und Holzschnitzereien auf. Deutlich erkennbar waren die Symbole einer Krone, stellvertretend für das Fürstentum, sowie die lippische Rose. "So etwas kam bei Privatmöbeln ja eigentlich nicht vor", gab sich die Kunsthistorikerin überzeugt und forschte weiter.

Fakt ist: Das Amtszimmer von Hermann Krücke bestand ursprünglich aus Schreibtisch, Armlehnstuhl sowie zwei weiteren Stühlen; auf ihnen nahmen die Besucher des Amtsrates Platz. Form und Anzahl der Möbel sprechen nach Meinung Dr. Vollands dafür, "dass es sich hier nur um die Amtsmöbel von Hermann Krücke handeln kann." Der Heimat- und Verkehrsverein Schlangen fühlt sich dem Andenken Hermann Krückes besonders verpflichtet und erwarb die mehr als 200 Jahre alten Möbel.

Der Marktbegründer

Hermann Adolph Heinrich Krücke erblickte am 13. Juni 1749 als Sohn des Kanzleischreibers und Botenmeisters Daniel Krücke in Detmold das Licht der Welt. Von 1769 bis 1772 studierte er in Göttingen Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) und wurde dann als Advokat vereidigt. Seit 1777 war Krücke als Amtsschreiber in Horn tätig, gleichzeitig betraute man ihn mit dem Dienst als Amtsvogt und Rechnungsführer der Vogtei Schlangen. 1780 avancierte Krücke zum Amtsrat für die Ämter Horn und Schlangen. Das ehemalige Rittergut Rothensiek, das er 1789 in Erbpacht übernahm, wurde für ihn, Ehefrau Charlotte und die 13 Töchter zum Lebensmittelpunkt. Hermann Krücke starb 1813 im Alter von 64 Jahren.

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