Otepää/Gütersloh. "Kolm – Kaks – Üks – Läks!" Der Startschuss des fünften Europäischen Saunamarathons in estnischen Otepää ist gefallen. 180 Teams – mehr als 700 Teilnehmer – haben sich angemeldet, darunter auch die Saunatiger aus Gütersloh. Ihnen stehen 22 Saunen bevor. Die besten Schnellschwitzer schaffen die Tortur in zwei Stunden und 29 Minuten. Die Gütersloher haben sich über ein Jahr lang auf den Marathon vorbereitet.
"Wir machen das in der Regel zweimal im Monat, allerdings ohne Eislöcher, das gelingt uns nicht. Wir haben nur einen großen Kühlschrank, in den wir uns hinein stellen können", scherzt Kai-Uwe Schulze (50). Mit dem letztjährigem Lageplan im Gepäck und ausreichend Kondition haben sich die drei auf die lange Reise gemacht. Mit dem Auto nach Berlin, per Flug nach Riga, um dort das vierte Teammitglied Dirk Zimmermann einzusammeln.
Punkt zwölf Uhr startet die erste Gruppe, der Rest folgt im Zehn-Minuten-Takt. Die erste der 22 Saunen absolviert nur ein Mitglied des Teams. Bei allen anderen müssen alle vier Teammitglieder mindestens drei Minuten in der Sauna bleiben. "Die Bewerber bekommen einen Aufschlag von 30 Minuten für jede unvollständige oder nicht besuchte Sauna. Ein Besuch des Eislochs oder eines Whirlpools reduziert die Endzeit um je zehn Minuten", so Veranstalter Sirje Ginter.
An dem am See gelegenen Pühajärve Spa, dem Startpunkt des Marathons, quetschen sich die Starter in die zwei vorhandenen Saunen. Die landesübliche Trennung von Männern und Frauen wird für den Marathon aufgehoben, auch wegen der bestehenden Bekleidungspflicht für alle Teilnehmer. Nach den vorgeschriebenen drei Minuten stürmt Kai-Uwe Schulze mit den anderen Mitbewerbern aus der ersten Sauna, um sich den Lageplan der restlichen Saunen zu holen. Die Teams springen in die meist schon warmlaufenden Autos und die einmalige Schnitzeljagd des Schweißes beginnt. "Mir dem Umweltschutz haben die es hier nicht so", kommentiert Dirk Zimmermann (49) das Geschehen.
Für die Deutschen ist die Orientierung jedoch schwieriger als gedacht. Denn Straßennamen sind nicht vorhanden und Pfeile zeigen meist nur die grobe Richtung der verschiedenen Etappen an. Das Team beschließt, sich an ortskundigere Mitbewerber zu heften.
Erster Stopp: Bernhard Spa. Die vier Gütersloher bleiben gelassen, als die jüngeren Teilnehmer an ihnen vorbei sprinten. In der Sauna angekommen, wird diese erst einmal genau in Augenschein genommen und bewertet. "Etwas trocken, aber eine gute Temperatur", so das Fazit der Deutschen. Der Empfangschef versucht zu beschwichtigen: "Jeder fragt nach mehr Dampf. Aber wir können das nicht zulassen, denn wenn 700 Menschen Wasser auf den Ofen kippen, dann würde die Sauna in fünf Minuten überflutet sein."