Versmold. Seit Jahresanfang ist der Versmolder Thorsten Klute (SPD) NRW-Staatssekretär für Integration. Mit Martin Fröhlich sprach er über Flüchtlingspolitik und Armutsbekämpfung.
Herr Klute, Sie waren Bürgermeister von Versmold, jetzt sind Sie Staatssekretär für Integration. Ein neues Themenfeld für Sie?
Zur Person
- Klute ist gebürtiger Ostwestfale: 1974 kam er in Versmold (Kreis Gütersloh) zur Welt und ging dort auch zur Schule.
- In Bielefeld und Dresden studierte er Jura.
- 2004 bis 2013 war der Sozialdemokrat Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde.
- Nach der Bundestagswahl 2013 wechselte er als Staatssekretär für Integration nach Düsseldorf.
- Klute ist verheiratet. Er hat zwei Kinder und ist bekennender Arminia-Fan.
THORSTEN KLUTE: Nein, gar nicht so neu. Viele der Themen kenne ich von kommunaler Seite als Bürgermeister. Es ist nur eine andere Sichtweise.
Inwiefern?
KLUTE: In einer Kommune guckt man auf die Sache in der eigenen Stadt. Auf Landesebene geht der Blick weiter. Die kommunale Ebene bleibt aber in der Integrationspolitik eine entscheidende. Denn in den Städten und Gemeinden leben die Menschen. Deshalb setzt die Landesförderung vor Ort an.
Was bedeutet Integration?
KLUTE: Genaugenommen passt der Begriff gar nicht mehr so gut. Oft geht es eher um gesellschaftliche Teilhabe. Neulich sprach ich mit einem jungen Mann. Er sagte mir, dass seine Großeltern einst aus der Türkei kamen. Seine Eltern lernten sich hier kennen. Er wurde hier geboren, ging zur Schule, spielt Fußball und arbeitet. Er sagt: "Ihr erzählt mir was von Integration. Ich will mich nicht mehr integrieren müssen. Deutschland ist mein Land." Er hat recht. In vielen Fällen geht es jetzt um gerechte Teilhabe, um gleiche Chancen.
Wo gibt es Defizite?
KLUTE: Zum Beispiel am Arbeitsmarkt. Jugendliche, deren Name nicht typisch deutsch klingt, müssen viel mehr Bewerbungen schreiben, bevor sie eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekommen. Wir müssen in Menschen investieren, in Bildung und Arbeit.
Was kann Politik bei der Inte-gration ausrichten?
KLUTE: Politik kann auffangen und motivieren, fördern und verändern. Im Land, aber auch vor Ort. Denken Sie an die Auseinandersetzung zwischen Salafisten und Jesiden in Herford. Da war es gut, dass die Stadt in der aufgeheizten Stimmung Emotionen rausgenommen hat und die Leute zum Dialog an einen Tisch geholt hat.
Wie wollen Sie mit Salafisten einen Dialog führen?
KLUTE: Zunächst einmal muss man sehen, dass die allermeisten Menschen, die hierher kommen, ein ruhiges, friedliches Leben führen wollen. Aber es gibt eben auch Menschen, die, warum auch immer, Schwierigkeiten damit haben, unsere gesellschaftlichen Werte und Normen zu akzeptieren. Mit gewaltbereiten Salafisten kann ich mir einen Dialog tatsächlich nur schwer vorstellen. Da ist der Staat mit Polizei und Verfassungsschutz gefragt, aber auch mit vorbeugenden Programmen. Wohlgemerkt, es geht um verhältnismäßig kleine Gruppen.