Gütersloh. Die Gütersloher Polizisten haben die Fahrzeuge gewienert und ihre Uniformen gebügelt. Wenn sie heute den spanischen König Felipe VI. durch Ostwestfalen eskortieren, soll alles nicht nur sicher und geregelt, sondern auch pikobello sein. Der erste Besuch eines amtierenden Monarchen in Gütersloh seit Queen Elizabeth 1965, er hält viele Menschen in Atem.
Allen voran natürlich die Beschäftigten von Bertelsmann und die so spanienaffine Familie Mohn. Wenn um 12.30 Uhr, so sieht es das Protokoll vor, der König und sein Gefolge vor der Hauptverwaltung des Medienkonzerns an der Carl-Bertelsmann-Straße eintreffen, wird Liz Mohn ihm entgegentreten und in aller Form begrüßen. Man kennt sich, sogar gut; doch bei den früheren Begegnungen war Felipe noch Thronfolger, nicht Monarch.
Den höchsten Vertreter des spanischen Adels in der Heimat, am Stammsitz, empfangen zu dürfen, krönt die jahrzehntelange, innige Verbindung der Familie Mohn zum Königshaus. Knapp drei Stunden wird Felipe in Gütersloh verbringen. Er wird sich kurz die Konzernzentrale ansehen, vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe ein wenig über Bertelsmann und dessen Firmengeschichte hören, sich danach für zwei, drei Minuten Zeit für das offizielle Medienfoto nehmen, um danach zum Wohnhaus der Familie Mohn am Amtenbrinks Weg chauffiert zu werden.
Dort, im Haus der Mohns, ist ein Empfang und ein Mittagessen mit dem Deutsch-Spanischen Unternehmerrat vorgesehen, ein Gremium, das 2013 der spanische Botschafter in Deutschland ins Leben gerufen hat, mit dem Ziel, dem Dialog zwischen spanischen und deutschen Unternehmen einen Rahmen zu geben. Firmen wie BASF, Deutsche Bahn, Bosch, Dr. Oetker, Opel, Siemens, Volkswagen und Lufthansa gehören zu dieser Runde dazu. Auch Firmen mit Niederlassungen in Gütersloh: Santander-Bank (Königstraße), Telefónica (Verler Straße), Würth (Aufm Kampe). Die Koordinierung des Unternehmerrates liegt bei Bertelsmann, zuständig dafür ist Fernando Carro, ein gebürtiger Katalane und bei Bertelsmann nicht nur verantwortlich für das Club- und Direktmarketingeschäft, sondern auch für Lateinamerika und Spanien. Carros Spitzname: „Der Turbo aus Spanien“.
Rund 30 Gäste werden an der Mittagstafel im Hause Mohn sitzen. Wie es heißt, serviert ihnen die Bertelsmann-Tochter Gastico (Parkhotel) ein Vier-Gänge-Menü. Die genaue Menüfolge handhabt der Konzern so verschwiegen wie ein Staatsgeheimnis, allerdings, so viel sickerte durch, wird wohl unter anderem Hummer sowie Tournedo vom Rind kredenzt. Von der Familienseite nehmen Liz, Brigitte und Christoph Mohn (mit Gattin Shobna) an dem Essen teil, ferner Thomas Rabe, Fernando Carro und Achim Berg (Arvato). Damit auch die Bertelsmann-Beschäftigten den royalen Tag kulinarisch genießen können, schiebt auch die Kantine (der Konzern nennt sie gerne „Betriebsrestaurant“) einen „spanischen Tag“ ein. Auf dem Speiseplan stehen: Auberginenauflauf mit Manchego-Käse, Ziegenkäse im Serrano-Schinkenmantel auf weißen Bohnen oder alternativ gebratenes Kalbsschnitzel mit Zitronen-Kapernbutter.