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Vorsicht, Abzocke! Betrüger bieten Oldtimer zu Schnäppchenpreisen an

Dirk-Ulrich Brüggemann

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Top Zustand: Dieser gepflegte Mercedes 250 SE wurde für 36.000 Euro in einer Anzeige zum Kauf angeboten. - © Klaus Kobusch
Top Zustand: Dieser gepflegte Mercedes 250 SE wurde für 36.000 Euro in einer Anzeige zum Kauf angeboten. (© Klaus Kobusch)

Bielefeld. Ein Oldtimer hatte es Klaus Kobusch aus Bielefeld angetan. In einer Anzeige war er auf einen Mercedes 250 SE gestoßen, der zudem auch recht günstig im Preis war. 36.000 Euro sollte das bestens gepflegte Fahrzeug kosten. Kobusch, der Begründer der Oldtimer-Interessengemeinschaft Bielefeld ist, kennt sich aus und weiß, dass solch ein Fahrzeug teuer ist.

„Ein Preis von 136.000 Euro für solch ein gut erhaltenes Fahrzeug ist durchaus normal", sagt der Oldtimer-Experte. Kobusch versucht, den Verkäufer unter der in der Anzeige genannten Telefonnummer anzurufen. Doch der Anschluss ist nicht erreichbar. Da aber in dem Inserat auch eine E-Mail-Adresse angegeben ist, nimmt er auf elektronischem Weg Kontakt mit dem Verkäufer auf.

Der gewünschte Wagen stehe in Lieksa, Finnland, nahe der russischen Grenze, schreibt der Verkäufer, der sich Juuk Askani Rapelka nennt. Er selbst könne mit dem Auto nicht nach Deutschland kommen, aber Klaus Kobusch dürfe sich das Fahrzeug in Finnland ansehen. Doch die Strecke ist dem Deutschen letztlich zu weit.

Nichts zu erkennen: Diesen eingescannten Fahrzeugschein schickte der vermeintliche Verkäufer per E-Mail. - © Klaus Kobusch
Nichts zu erkennen: Diesen eingescannten Fahrzeugschein schickte der vermeintliche Verkäufer per E-Mail. (© Klaus Kobusch)

Der Verkäufer schickt auch persönliche Bilder und eine Kopie seines Personalausweises. Einen eingescannten Fahrzeugschein sendet er ebenfalls, aber die entscheidenden Daten sind auf dem digitalen Foto auch in der Vergrößerung nicht erkennbar.

Rapelka bietet an, das Fahrzeug auch nach Deutschland liefern zu lassen. Der Transport solle 600 Euro kosten, der Betrag könne zwischen Käufer und Verkäufer geteilt werden. Als Juuk Askani Rapelka dann in einer E-Mail fordert, dass der Kaufpreis von 36.000 Euro vorab auf ein Konto in Bukarest überwiesen werden soll, bricht Kobusch den weiteren Kontakt ab.

Information
So gehen Betrüger vor
  • Wer sein Auto auf Anzeigen im Internet abbildet, sollte darauf achten, dass das Kennzeichen unkenntlich ist.
  • Betrüger suchen im Netz nach Fahrzeugen mit lesbaren Kennzeichen.
  • Dann kontaktieren sie den Besitzer und versuchen, Informationen über die Fahrzeugversicherung zu bekommen.
  • Mit diesen Informationen rechnen sie mit gefälschten Daten die Reparatur einer Autoscheibe ab.
  • So landet das Geld auf dem Konto der Betrüger.

„Der günstige Kaufpreis hat mich schon vorher hellhörig werden lassen", sagt Kobusch. „Und eine lesbare Kopie des Fahrzeugbriefes ist auch nicht gekommen, obwohl ich darum gebeten habe", ergänzt der Bielefelder.
„Die Anzeige ist Betrug", meint Kobusch. „Der Verkäufer macht die Sache dringend, gibt aber keine Information über mögliche weitere Interessenten an dem Fahrzeug."

Adressdaten und Telefonnummer sind falsch und laufen ins Leere. Lediglich die E-Mail-Adresse ist erreichbar. Die vermeintlichen Verkäufer wollen mit ihrer Betrugsmasche das schnelle Geld machen. Der Trick, auf diese Art Autos zu verkaufen, ist fast so alt wie das Internet selbst, weiß man beim ADAC. Ralf Collatz vom ADAC Ostwestfalen-Lippe rät: „Augen auf bei vermeintlichen Schnäppchen. Und auf keinen Fall Vorkasse leisten. Das Auto sollte nur gegen Bargeld den Besitzer wechseln."

Der ADAC-Experte rät zudem, sich bei der Initiative sicherer Autokauf im Internet (ISAK) zu informieren. Dort haben der ADAC, die Kriminalpolizei und Internet-Autobörsen Tipps zusammengestellt, damit der Kauf nicht im finanziellen Fiasko endet.

Grundsätzlich rät der ADAC davon ab, jegliche Form von Anzahlungen zu leisten oder den Kaufpreis in irgendeiner Form per Geldtransfer vorab zu schicken. Es empfiehlt sich stets, erst einmal Fahrzeug, Verkäufer und Fahrzeugpapiere zu sehen. Doch nicht nur Käufer sind potenzielle Betrugsopfer, auch Verkäufer. Sie sollten keine Schecks akzeptieren. Die könnten gefälscht sein.

Wenn das Geld erst einmal transferiert ist, sind selbst der Polizei häufig die Hände gebunden. Denn die Drahtzieher sitzen nicht selten im Ausland oder unterhalten Briefkastenfirmen. Die Polizei nimmt die Anzeige auf und leitet sie weiter an die Staatsanwaltschaft. Doch häufig sind die Spuren der Betrüger nicht mehr nachzuvollziehen. „Wir raten grundsätzlich von jeglicher Vorkasse ab, speziell beim Autokauf", sagt auch Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Er mahnt zu besonderer Vorsicht bei virtuell angebotenen Fahrzeugen: „Jeder Kaufinteressent sollte sich wieder und wieder fragen, ob das Angebot nicht viel zu gut klingt, um wahr zu sein."

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