Herford. Die 2007 von der Warsteiner-Gruppe übernommene Herforder Brauerei soll profitabler werden. Noch im vergangenen Jahr hieß es, dass zusätzliche Sorten und mehr Marken die Auslastung des Dreischichtbetriebs in Sundern an Ortsgrenze zu Herford gewährleisten sollten. Jetzt wird der entgegengesetzte Kurs eingeschlagen. Alster, Alkoholfrei und Schwarzbier verschwinden vom Markt.
Anfang 2018 war bekannt geworden, dass die Warsteiner-Gruppe als Muttergesellschaft für die Herforder Brauerei einen Partner oder einen Käufer sucht. Ein Jahr wolle sich das Unternehmen dafür Zeit nehmen, so Alessandra Cama. Die damalige Geschäftsführerin hat die Warsteiner-Gruppe inzwischen verlassen.
Edeka Rhein/Ruhr verliert Interesse an einem Einstieg
Ihren Posten übernahm Christian Gieselmann. Der gebürtige Herforder erfuhr im Herbst 2018, dass der verschiedentlich genannte Wunschkandidat Edeka Rhein/Ruhr das Interesse an einem Einstieg verloren habe. Die anfangs genannte Jahresfrist hatte sich erledigt, die Suche begann von vorn.
Sinje Vogelsang als Unternehmenssprecherin am Mittwoch zum aktuellen Stand: „Wir befinden uns in finalen Verhandlungen und werden mit Ruhe und Sorgfalt die beste Option wählen. In den nächsten Monaten werden wir unsere Entscheidung der Belegschaft und der Öffentlichkeit mitteilen."
Während der laufenden Suche beschloss die Zentrale in Warstein, dass das Sortiment der Herforder Brauerei im ersten Halbjahr 2019 „sukzessive zu straffen" sei. Dieser Prozess müsste seit Montag abgeschlossen sein. In den Regalen stehen, wenn überhaupt noch, Restposten. Sinje Vogelsang: „Im Zuge einer Sortimentsoptimierung wurde die Produktion von Herforder Alster, Alkoholfrei und Schwarzbier eingestellt. Damit haben wir die Möglichkeit, uns auf jene Biere zu konzentrieren, die besonders authentisch die regionale Braukunst verkörpern. Neben Herforder Pils und Herforder Landbier naturtrüb bilden Herforder Export sowie die Saisonspezialitäten Herforder Weihnacht und Herforder Maibock ein Produkt-Portfolio, das diese Ansprüche erfüllt."
Herforder Maibock kann leichtes Wachstum verzeichnen
Wobei allein Herforder Maibock ein leichtes Wachstum verzeichnen konnte. Für die Kernmarke steht ein Minus zu Buche: „Herforder Pils hat trotz einer weiteren Preiserhöhung zum 1. März 2019 eine starke Marktposition mit großer Beliebtheit in Ostwestfalen-Lippe. Der Absatz bewegt sich nur leicht unter dem des Vorjahrs."
Andere Zahlen wurden am Mittwoch für das Mutterhaus genannt: „Die Warsteiner Brauerei kann ihren Absatz im Inland von Januar bis Juni um 3,1 Prozent steigern. Zurückzuführen ist dies auf die steigende Nachfrage nach Warsteiner Premium Pilsener sowie die zunehmende Beliebtheit der alkoholfreien Sorten." Deutlich habe Warsteiner Pils zugelegt, dessen Marktanteil gegenüber dem Vorjahreszeitraum und gegen den Trend um 5,1 Prozent zunahm.
Den Herfordern wird das leichte Minus keine Kopfschmerzen bereiten. Und der Verlust von Alster, Alkoholfrei und Schwarzbier könnte schnell vergessen sein. Wer, bitteschön, erinnert sich noch daran, dass unter dem Namen „Herforder" früher Sommerbier und ganz früher Altbier in Sundern abgefüllt wurde?