So geht Schweinezucht auch: Der Löhner Hof Hachmeister setzt auf Freiland

Löhne. Idyllisch hinter der Rürupsmühle liegt der Hof von Tobias und Konstanze Hachmeister. Weit und breit nur Bäume, Wiesen, Blumen, Felder und mittendrin ein Dutzend Schweine. Das Paar setzt auf das Angler Sattelschwein, eine alte Rasse, die robust und gut für die Weidehaltung geeignet ist. Das passt. Denn der Hof zieht seine Tiere im Freiland hoch. Egal ob Schwein oder Huhn. Ihre Produkte kommen an. "Wir sind ausverkauft", sagt Tobias Hachmeister. "Wir haben gerade kein Schwein, das wir schlachten könnten."

Ein kleiner Hausschlachter im Kalletal verwertet die Tiere. "Ich bringe jedes Tier selbst dorthin und bin komplett dabei", sagt der 34-Jährige, der so das Leben seiner Schweine von Anfang bis Ende begleitet und würdigt. "Das bin ich unseren Tieren und unseren Kunden schuldig." Einmal in der Woche wird bei Schlachter Lütkemeier geschlachtet. Dagegen steht in Großbetrieben wie Tönnies die tägliche Verarbeitung von gut 30.000 Tieren.

Wie viel ist ein Schweineleben Wert? Nach dem Tönnies-Skandal, der die gesamte Schlacht- und Fleischbranche aufgerüttelt hat, wird viel über die Arbeitsbedingungen, aber auch über die Haltung von Schweinen gesprochen. Wie viel ist ein Schweineleben Wert? Überwiegend werden die Tiere in Ställen mit Spaltenböden gehalten, viel Platz gibt es dort nicht, die Ringelschwänze kopiert. Landwirt Tobias Hachmeister hält seine Tiere anders, macht seinen Kollegen aus den konventionellen Betrieben aber keinen Vorwurf: "Wenn man davon leben muss, muss man in die Größe gehen."

Hachmeister kritisiert die Preispolitik der Supermarktketten, die Fleisch als Billigware verramschen. "Da muss dran gedreht werden. Das Geld muss zum Landwirt kommen", sagt der 34-Jährige, der Landwirtschaft studiert hat und in einer Saatgutfirma in Lemgo arbeitet. Seine Frau ist Grundschullehrerin. Beide haben Fulltime-Jobs und betreiben die Arbeit auf dem Hof im Nebenerwerb. Leben könnten sie davon nicht.

Verwertet wird das ganze Tier - von der Nase bis zum Schwanz Es ist ihr großes Hobby, ihre Leidenschaft, die sie sieben Tage die Woche vor und nach ihrer Arbeit auf dem Hof antreibt. Tobias und Konstanze Hachmeister haben die Landwirtschaft auf dem Wittel wieder zum Leben erweckt. "Meine Großeltern haben den Hof schon bewirtschaftet, meine Eltern haben es runtergefahren", sagt Tobias Hachmeister. Das Paar ist seit einigen Jahren dabei, wieder Tiere zu halten, Gemüse anzupflanzen. 2019 haben sie einen kleinen Hofladen eröffnet. "Der Zuspruch der Kunden ist super", sagt Konstanze Hachmeister.

Mit Hühnern hat alles angefangen. "Die Eier waren bis Mittags ausverkauft", sagt die Lehrerin. Die ersten Schweine hat das Paar für den Eigenbedarf angeschafft. Erst nach und nach haben sie Dosenfleisch angeboten, seit dem vergangenen Jahr ist Frischfleisch im Sortiment - nur nach Vorbestellung zu bekommen. Verwertet wird das ganze Tier - von der Nase bis zum Schwanz.

Die Angler Sattelschweine Rosalie und Lieselotte bekommen einmal im Jahr Besuch von einem Eber der belgischen Rasse Piétrain. Die Ferkel ziehen die Hachmeisters dann als Mastschweine auf. Fast doppelt so lang wie ein konventionelles Schwein dürfen sie in Freilandhaltung leben. Namen bekommen sie nicht. "Dann wäre die Bindung noch größer."

Fleischerei Horst hat bis 1978 selbst geschlachtet Die sieben Tiere, die neugierig ihre Schnauzen durch den Zaun recken, werden erst vor Weihnachten geschlachtet. Sie haben Platz, dürfen sich in Jauchegruben wälzen und frische Luft schnuppern. Sieben Tiere leben auf einer Fläche, auf der laut Hachmeister in der "konventionellen Schweinezucht" bis zu 1.000 Mastschweine stehen würden.

Die Hachmeisters hoffen, dass durch den Tönnies-Skandal Bewegung ins Thema kommt und es nicht im Nachrichtenstrom versandet. Auch bei der einzigen Fleischerei in Löhne war bei den Kunden Tönnies das Thema. "Wir haben kein Tönniesfleisch. Da stehen wir nicht hinter", sagt Inhaber Jürgen Horst.

"Die Auflagen waren zu hoch" Die Fleischerei Horst bezieht ihre Produkte von einem kleinen Zerleger aus Bad Oeynhausen, der Tiere aus dem Nienburger und Oldenburger Land bezieht. "Wir setzten dabei auf kleinere und regionale Betriebe", sagt Horst, der es bedauert, dass aus der Branche ein so großer Industriezweig geworden ist.

Bis 1978 hat die Fleischerei noch selbst in Mennighüffen geschlachtet. "Ich bin damit aufgewachsen", sagt Horst, der sieben Jahre später ins Unternehmen einstieg. Da war das Schlachten längst Geschichte: "Die Auflagen waren einfach zu hoch, es war nicht mehr wirtschaftlich. Wir hätten damals für eine Millionen Mark umbauen müssen."

Nicht nur die kleinen Haus- und Hofschlachter sterben aus, auch inhabergeführte Fleischereien werden immer weniger. Wie Tobias Hachmeister kritisiert auch Jürgen Horst die enorme Dominanz der Supermärkte. "Früher gab es in Löhne acht Fleischerein, nur wir sind übrig geblieben. Das sagt doch alles."

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