Ersthelfer am Unfallort auf A33 beklaut - Versicherung will nicht zahlen

Schloß Holte-Stukenbrock . Mirco Welsing hat geholfen und wurde dabei dreist bestohlen. Die Neue Westfälische hatte den Fall, der sich Mitte April auf der Autobahn A 33 ereignet hatte, publik gemacht. Das Echo und der Zuspruch waren enorm. Onlinemagazine und Fernsehsender haben den Fall aufgegriffen, Bürger haben Mirco Welsings Engagement gelobt und den Dieb für seine Tat verurteilt. Sogar Geldspenden hat er erhalten; Post kam unerwartet von der Bielefelder Polizeipräsidentin. Eine Versicherung und ein Optiker kommen ihm finanziell entgegen, eine Versicherung lehnt eine Zahlung aus Kulanz aber ab. Das sei kein gutes Signal an alle, die in einer ähnlichen Situation helfen wollen, findet Mirco Welsing.

Am Abend des 19. April war Mirco Welsing aus Schloß Holte-Stukenbrock auf der A 33 als einer der ersten an einen Unfallort gekommen. Ein Viehtransporter war in die Mittelleitplanke geraten.

Mirco Welsing nahm von weitem eine riesige Staubwolke wahr. Als er anhielt, wusste er nicht, was für eine Situation er vorfinden würde. Er setzte den Notruf ab und eilte zum Führerhaus. Seiner ersten Einschätzung nach war der Fahrer nicht ernsthaft verletzt. Mittlerweile hielten weitere Helfer an, gemeinsam gelang es, den Fahrer durch die Beifahrertür aus dem Cockpit zu holen. Derweil blökten und rumpelten die Tiere auf der Ladefläche. Dass es zehn Rinder auf dem Weg zum Schlachter waren, erfuhr Mirco Welsing erst später.

&bdquo;Wir waren so sechs bis acht Helfer", sagt der Unternehmer. Die umstehenden Autos leuchteten den Unfallort aus, ein Bulli betätigte seine Warnleuchte, &bdquo;trotzdem sind einige Lkw mit 90 Sachen einfach durchgerauscht", sagt Mirco Welsing. Er hat seine eigene Gesundheit riskiert, um anderen zu helfen. Und dann das: Nachdem er vor Ort seine Zeugenaussage getätigt hatte, machte er sich auf den Heimweg. Er war noch aufgewühlt, bemerkte aber, dass irgendetwas im Auto anders war.

Die Tasche war weg. Er hatte sie zu Beginn der Fahrt in den Beifahrerfußraum gestellt und während der Ersten Hilfe natürlich dort liegen lassen. Das Auto hatte er durch den Helferstress auch nicht abgeschlossen. Dann dämmerte ihm, welche Wertgegenstände jetzt weg sind: seine Brille, seine teure 360-Grad-Kamera, Schlüssel und der Transponder für das Schließsystem der Firma. Zudem die Autoschlüssel des Firmenwagens und sein Notebook.

"Es gab unheimlich viele Reaktionen auf den Bericht" Kein Zweifel: Einer der anderen Autofahrer musste die Tasche in dem Trubel und der Dunkelheit aus dem Auto geklaut haben. Der Schaden geht in die Tausende, weil der Unternehmer unter anderem Schlüssel für den Firmenwagen und das Firmengebäude, eine 360-Grad-Kamera, ein wertvolles Schreibset, eine teure Brille und ein Businessnotebook in der Tasche aufbewahrt hatte.

&bdquo;Es gab unheimlich viele Reaktionen auf den Bericht", sagt Mirco Welsing. Zuspruch kam vor allem über Social Media, und der wuchs, nachdem der öffentliche Rundfunk und das Privatfernsehen auf die NW -Berichterstattung aufgesprungen war. So landete der Schloß Holte-Stukenbrocker in zahlreichen Blaulichtformaten.

Optiker und Schreibwarenhändler zeigen sich hilfsbereit Einer der anderen Ersthelfer meldete sich bei ihm und gab ihm Hinweise, den Täterkreis einzugrenzen. Weil die Polizei aber nicht von allen Beteiligten eine Zeugenaussage aufgenommen hat, sind manche Fahrer im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln. Mirco Welsing hat noch die Hoffnung, dass die Polizei dem Täter auf die Schliche kommt, wenn seine Wertsachen als Hehlerware in den Umlauf geraten. Denn die teuren Gegenstände haben Seriennummern.

Das Firmenauto hat neue Schlösser erhalten, im Gebäude selbst musste nichts ausgetauscht werden, weil der Unternehmer schnell seinen persönlichen Transponder sperren lassen konnte. Die Seriennummer des Schreibsets ist zumindest im Fahndungsregister und kann bei Auftauchen nachverfolgt werden. Der Schreibwarenhändler hat Mirco Welsing einen Rabatt bei einem Neukauf angeboten. Für das Notebook hat er innerhalb von zwei Tagen ein Ersatzgerät erhalten, musste sich aber auch ein neues zulegen. Und der Optiker hat zugesagt, ihm die neue Gleitsichtbrille zum Selbstkostenpreis anzufertigen. Die Idee, die Verbindung der 360-Grad-Kamera zur obligatorischen Benutzerapp zu kappen, damit einige Funktionen des Hightech-Gerätes nicht anwendbar sind, ist technisch leider nicht möglich.

Post von der Polizeipräsidentin Die Bielefelder Polizeipräsidentin Katharina Giere hat Mirco Welsing geschrieben und ihm für sein vorbildliches Engagement gedankt. Über die Anerkennung hat sich Mirco Welsing gefreut, er hat ihr aber schon geantwortet, dass er für eine Selbstverständlichkeit keinen Dank erwarte. Über die Polizei ist auch der Kontakt zu einem Privatspender entstanden, der Mirco Welsing unbedingt eine Geldsumme zukommen lassen will. Welsing hat zunächst nicht annehmen wollen. Weil der Spender ihm aber versichert hat, dass es ihm eine Herzensangelegenheit sei, ihm eine finanzielle Entschädigung zukommen zu lassen, haben beide vereinbart, dass Mirco Welsing die Hälfte annimmt und die andere dem Opferschutz spendet. Von einem weiteren Privatspender hat er 100 Euro erhalten.

Die Versicherung seiner Firma hat aus Kulanz dreiviertel des Neuwertes der Fotokamera erstattet, seine private Hausratversicherung wird das nicht. Der NW teilt sie auf Anfrage mit, dass sie den Schaden bedauere, aber kein Versicherungsschutz für Diebstähle aus einem nicht verschlossenen Kfz vorliege, und Elektrogeräte sind in dieser Police bei Diebstahl generell nicht versichert. Mirco Welsing hält das für kein gutes Zeichen. Man solle bei einer schnellen Hilfe nicht erst überlegen müssen, ob alle Wertsachen in Sicherheit sind.

Die große Anteilnahme aus verschiedenen Richtungen rührt ihn und zeige ihm auch, dass nicht die gesamte Gesellschaft &bdquo;missraten" sei, sondern nur Einzelne.

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