Nach Angriff auf Joggerin: Hundebesitzer reicht Klage gegen Haltungs- und Führungsverbot ein

Paderborn/Lichtenau. Seit zweieinhalb Monaten sind die vier Briards, die eine Joggerin mit zahlreichen Bissen schwer verletzt haben, im Tierheim in Paderborn-Schloß Neuhaus. Gegen ihren Besitzer hatte die Stadt Lichtenau ein Haltungs- und Führungsverbot erlassen. Kurz vor Ende der Frist hat der Besitzer nun Klage am Verwaltungsgericht Minden eingereicht, wovon zuerst Radio Hochstift berichtete. Mareike Handke, Richterin am Verwaltungsgericht Minden, bestätigt auf NW -Anfrage, dass nicht nur ein Klageverfahren, sondern auch ein Eilverfahren auf den Weg gebracht wurde.

Dieses richte sich gegen die sofortige Vollziehung der Ordnungsverfügung der Stadt Lichtenau: "Wenn Klage erhoben wird, hat das in der Regel eine aufschiebende Wirkung", erklärt Handke. Ohne die sofortige Vollziehung der Ordnungsverfügung könne der Mann aus Lichtenau also seine Hunde zunächst weiter halten - bis das Gericht zu einem Urteil kommt. Wenn die Rechtsanwältin Kristina Trahms, die sich auf Hunderecht spezialisiert hat, und ihr Mandant mit dem Eilverfahren erfolgreich sind, wird die aufschiebende Wirkung der Klage wieder hergestellt und der Lichtenauer setzt das Haltungs- und Führungsverbot bis zur Urteilsfindung aus. Weder die Anwältin noch ihr Mandant wollten auf NW -Anfrage Stellung zu dem Fall beziehen: "Während des laufenden Verfahrens wollen wir uns nicht äußern", sagte Trahms.

Der Leiter des Ordnungsamtes Lichtenau, Friedhelm Weber, berichtet von dem derzeitigen Stand: "Wir sind davon ausgegangen, dass der Besitzer die Gründe für die Ordnungsverfügung eingesehen hat." Doch kurz vor Fristablauf sei eine formlose Klage erhoben worden. "Wir als Beklagte warten auf die Klagebegründung. Doch es wurde auch ein Eilantrag gestellt, da die gegnerische Seite der Meinung ist, dass die Verordnung gegen geltendes Recht verstößt."

Akte dieses Falls zählt bereits 300 Seiten

Nun habe die Stadt Lichtenau eine Woche Zeit, um die sofortige Vollziehung des Haltungs- und Führungsverbotes zu begründen. "Wir haben uns ebenfalls einen rechtlichen Beistand geholt", so Weber. Mittlerweile zähle die Akte dieses Falls bereits 300 Seiten. Wenn das Verwaltungsgericht Minden beschließt, dass die Gründe für den sofortigen Vollzug des Haltungsverbots nicht ausreichen, können die vier Hunde laut Weber wieder zu ihrem Besitzer ziehen.

Bis das Gericht entscheidet, bleiben die Hunde im Tierheim. Die Tierheimleiterin Karin Keuter berichtet, dass es den Briards gut geht. Da sie dem Mann weiterhin gehören, kann er auch entscheiden, wer die neue Besitzerin oder der neue Besitzer wird. Laut Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer hatte der Mann gesagt, dass er sich um die Vermittlung selbst kümmern wolle. Das ist in den vergangenen zweieinhalb Monaten laut Karin Keuter nicht geschehen. "Wir dürfen also derzeit kein neues Zuhause für die Tiere suchen", so Keuter.

Rückblick: Ende September wurde eine 58-jährige Joggerin auf einem Feldweg zwischen Etteln und Dörenhagen von mehreren Hunden angefallen und schwer verletzt. Laut ihren Angaben bei der Polizei Paderborn wurde sie von den Hunden gleichzeitig angegriffen und zu Boden gebracht. Der Hundebesitzer habe die Hunde von der verletzten Joggerin wegziehen müssen. Er gab später an, er habe seine vier Hunde an der Leine ausgeführt und an seinem Auto abgeleint, damit sie in den Kofferraum springen können. Die schwerverletzte Frau wurde in einem Krankenhaus in Paderborn behandelt.

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