Getötete Polizisten: Ist Wilderei auch in OWL ein Problem?

OWL. Im rheinland-pfälzischen Kusel wurden am Montagmorgen zwei Polizisten im Alter von 24 und 29 Jahren bei einer Verkehrskontrolle erschossen. Seit Dienstag sitzen zwei Tatverdächtige in Untersuchungshaft, wie nw.de berichtete. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Mord und Wilderei. Wilderei bedeutet, dass Tiere ohne Erlaubnis gejagt oder getötet werden.

Wer macht sich der Jagdwilderei strafbar? Gemäß Paragraf 292 des Strafgesetzbuches macht sich der Jagdwilderei strafbar, "wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausübungsrechts dem Wild nachstellt, es fängt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet". Das heißt: Wer unbefugt in einem Revier jagt und Wild mitnimmt, der wildert. Ebenso, wer "eine Sache, die dem Jagdrecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschädigt oder zerstört".

Georg Amian, Landesvorsitzender des Jagdaufseherverbands Nordrhein-Westfalen, stellt klar: "Auch die Vorbereitung, die im Vorfeld des Erlegens passiert, gehört tatbestandlich schon zur Wilderei mit dazu." Dazu zähle etwa, sich zur Jagd ausgerüstet in einem fremden Revier aufzuhalten.

Welche Strafen drohen erwischten Wilderern? Bei Jagdwilderei droht laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Welche Strafe ein Wilderer genau bekommt, hängt davon ab, wie schwer die begangene Tat ist, erklärt Amian. Für besonders schwere Fälle schreibt das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren vor.

Ein schwerer Fall liegt zum Beispiel dann vor, wenn gewerbs- oder gewohnheitsmäßig, gemeinschaftlich oder nachts gewildert wird. Auch Verstöße gegen den Tierschutz, etwa durch die Verwendung von Schlingen beim Töten des Tieres, ziehen höhere Strafen nach sich.

Wie ist Wilderei im Wald erkennbar? Georg Amian besitzt ein eigenes Revier in Hückelhoven-Ratheim an der Ruhr. Im vergangenen Jahr fand er dort insgesamt drei tote Wildtiere, die augenscheinlich Opfer von Wilderei geworden sind. Es komme vor, dass Anwohner ihm berichten, nachts zu einer Zeit Schüsse im Wald gehört zu haben, zu der allerdings kein Jäger im Wald war. "Wir merken auch am Verhalten des Wildes, wenn etwas nicht stimmt", erzählt Amian. Sind die Tiere schreckhafter als gewöhnlich, sei dies ein Alarmsignal.

Wie häufig kommt es in Nordrhein-Westfalen, insbesondere Ostwestfalen-Lippe zu Wilderei? Im Jahr 2020 wurden in der Region Ostwestfalen-Lippe (Regierungsbezirk Detmold) 13 und im Land NRW 123 Fälle der Jagdwilderei in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Im Vorjahr 2019 waren es in Ostwestfalen-Lippe 16 und in NRW 107 Fälle. Für das Jahr 2021 liegen noch keine qualitätsgesicherten Daten vor.

Georg Amian befürchtet allerdings, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Schließlich könne ein Revier nicht rund um die Uhr beobachtet werden. Wird ein totes Tier gefunden, bestehe nur dann die Chance, Wilderei nachzuweisen, "wenn der Verwesungszustand noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass festgestellt werden kann, wohin und womit geschossen wurde". Außerdem werden zur Wilderei häufig illegale Waffen verwendet. Ihnen können Jagdgeschosse schwieriger zugeordnet werden.

Aus welchen Gründen wildern Menschen? Die Motivationsgründe für die Wilderei sind laut Georg Amian vielfältig: Sich den Wunsch zu erfüllen, auf etwas Lebendes zu schießen, Wildfleisch zu erlangen oder das Fleisch des erlegten Tieres womöglich zu verkaufen. In der Regel sind größere Wildarten, wie das Schalenwild, zu dem zum Beispiel Rehe und Wildschweine zählen, von Wilderei betroffen."Jagdausübung hat aber ganz andere Prämissen, als einfach die Lust, auf etwas zu schießen", stellt der Vorsitzende des Jagdaufseherverband NRW klar und distanziert somit die Wilderei und Jagd voneinander.

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