Keine bestätigten Sichtungen mehr: Wölfe aus der Region verschwunden?

Kreis Höxter/Bad Driburg. Der Wolf ist weg. Seit längerer Zeit schon gab es keine offiziell bestätigten Wolfssichtungen mehr im und rund um den Kreis Höxter. Seitdem Harvester-Fahrer im Frühjahr den Wolf in der Egge ganz nah am Fahrzeug gesehen und gefilmt hatten. Das bestätigt die heimische Wolfsbeauftragte, die Försterin Friederike Wolff. &bdquo;Nur undifferenzierte, nicht bestätigte Sichtbeobachtungen." Zuletzt am Donnerstagmorgen nahe Altenbeken. Ohne Sicherheit.

Ob er sich in der Jahreszeit, in der junge Wölfe im Alter von eineinhalb, zwei Jahren ihr Familienrudel verlassen und neue Reviere suchen müssen, bald mal wieder im Kreis blicken lässt? Friederike Wolff hofft darauf. Andere wollen den Kreis Höxter hingegen lieber wolfsfrei halten. Und haben ihre Gründe dafür. Und das, obwohl der Landesverband des Naturschutzbundes (NABU) keine landesweiten Probleme mit dem Wolf in NRW sieht und die neu entworfene Wolfsverordnung ablehnt. Mit der soll eine Entnahme – sprich: Tötung – von Problemwölfen einfacher werden.

"Hinterher oft tote Tiere am Straßenrand"

&bdquo;Wir wissen nicht, wo er ist", sagt Friederike Wolff über den Egge-Wolf. Seit Juni – nichts mehr. Auch die Wölfin in der Senne sei nach einem Dreivierteljahr regelmäßiger Sichtungen weg. Entweder sie suchen sich was Neues, sind krankheitsbedingt verendet oder angefahren worden auf den vielen Straßen im Kreis und sind zurückgezogen den Verletzungen erlegen: &bdquo;Viele Autofahrer melden auch Zusammenstöße mit Rehen, Dachsen oder Waschbären nicht, man findet hinterher oft die toten Tiere am Straßenrand."

Auch während der Jagdsaison im Oktober und November habe sie die Jäger aufmerksam gemacht, dass gerade durch den Einsatz von Hunden der Wolf aus seiner Deckung getrieben werden könne – &bdquo;aber gar nichts, Null."

Gibt es denn landesweit Probleme mit Wölfen? &bdquo;Punktuell", sagt Friederike Wolff und nennt den Niederrhein und das Schermbecker Rudel, das mehrere Ponys getötet hatte. Was zu einer Aufnahme dieser Tiere in die Entschädigungsregelung des Landes geführt hatte. Aber hier im Kreis Höxter habe man solche Probleme nicht. Vielmehr könne man froh sein, wenn die Wölfin, die ein halbes Jahr durch die Region streifte, wiederkomme.

&bdquo;Das sage ich jedem Tierhalter. Freut euch, denn sie ist in der Zeit nur zweimal in Lichtenau und bei Bad Driburg aufgefallen, als sie an Schafe ging. Beide Male waren die Schafe leicht zu erreichen. Aber keine Vorfälle mit Joggern, Reitern oder Hundegassigängern. Wenn die Wölfin ihr Territorium hält, dann wandert keine andere ein, die beispielsweise gelernt hat, über Schutzzäune springen oder anderweitig auffällig wird." Und eine Maschine wie einen Harvester, den sehe ein Wolf nun mal nicht als Gefahr oder Fluchtgrund an. &bdquo;Sonst müssten sie vor jedem Fahrzeug in Mitteleuropa fliehen."

&bdquo;Der Kreis ist kein zukünftiges Wolfsgebiet"

Anders sehen die Vorsitzendes NABU-Kreisverbandes, Harald Gläser und Rudolf Ostermann, den Wolf im Kreis Höxter: Sie wollen ihn wolfsfrei halten – weil man in dieser dicht besiedelten Kulturlandschaft weder dem Menschen noch dem Tier mit einem Miteinander einen Gefallen tue. &bdquo;Der Kreis ist kein zukünftiges Wolfsgebiet", sagt Gläser und widerspricht damit dem Landesverband, der einen städtischen Blickwinkel bei der Betrachtung des Wolfes einnehme, sagt er.

Der Kreisverband sieht die ländliche Region hingegen nicht als passenden Lebensraum an. &bdquo;Weil er nicht großräumig genug ist wie beispielsweise die Truppenübungsplätze oder die Eifel und andere große Naturräume." Es sei richtig und gut, über Gebiete für den Wolf nachzudenken. Doch aus Sicht des NABU-Kreisverbandes gelte allen Tieren in der Region der Schutz gleichermaßen, dürfe nicht eine einzelne Tierart &bdquo;mit großem Aufwand künstlich hervorgehoben werden", so Gläser. &bdquo;Wir sind für ganzheitlichen Artenschutz, da passt der Wolf hier nicht rein."

&bdquo;Der Wolf frisst alles und zerstört solche Projekte"

Er verweist auf &bdquo;mit viel Arbeit und Herzblut" angelegte Artenschutzprogramme für seltene Vogelarten, die das Auftauchen des Wolfes konterkariere: &bdquo;Der Wolf frisst alles und zerstört solche Projekte." Er verweist auch auf Problemtiere, die die Scheu vor dem Menschen verloren hätten, was schon zu &bdquo;brenzligen Situationen" geführt habe. Er spricht von einer &bdquo;notwendige Steuerung" der Wolfspopulation, wie sie in der jetzt im Entwurf vorgelegten Wolfsverordnung enthalten sei – inklusive &bdquo;Entnahme" von Problemtieren.

Die heimische Kulturlandschaft sei über Jahrhunderte entstanden – auch mit Blick auf die Beweidung und offene Tierhaltung. Ein Wolf bedrohe nicht nur Schafe, sondern auch Kühe und Kälber, Pferde und Fohlen. Darüber hinaus sei die Region dicht besiedelt und es nicht geregelt, wer beispielsweise für Personen und Sachschäden bei Kollisionen von Autos mit Wölfen aufkomme. &bdquo;Lebensräume und Beutetiere müssen passen für einen Wolf. Es soll und darf Gebiete geben, wo der Wolf sich wohlfühlt. Aber konfliktfrei."

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