Bielefeld. Ferienzeit ist Reisezeit. Das spürt man nicht nur an den Flughäfen, wo teils Chaos herrscht. Auch am Bielefelder Hauptbahnhof brauchen Fahrgäste derzeit viel Geduld. Der Andrang ist größer als gewohnt, die Verspätungen sind länger, und immer wieder fallen Züge aus. Das 9-Euro-Ticket wirkt. Und immer wieder gibt es kleinere Zwischenfälle, die Zeit kosten. Freitagnachmittag: Als der RE 6 nach Köln einfährt, eilen Bundespolizisten auf den Bahnsteig, sichern eine Tür, leiten Fahrgäste, die zusteigen wollen, weiter. Das dauert. Erst nach einigen Minuten wird der Grund sichtbar: Eine Fußballmannschaft auf Saisonabschluss-Tour muss in Trikots und mit Bierflaschen in der Hand den Zug verlassen. Der Zugbegleiter hatte die Bundespolizei informiert, dass die Gruppe in Herford die Tür blockiert habe. „Nur weil wir Reisenden noch den Zustieg ermöglichen wollen“, sagen sie. Fußballer müssen aussteigen Die Bundespolizei reagiert besonnen, verweist die Fußballer auf den Nachfolgezug, der nicht so voll sei. Doch dass sie überhaupt in dem RE 6 waren, liegt schon daran, dass der Ursprungszug ausgefallen sei. Und so ergeht es einigen. Zwei Handwerker aus Detmold, die vom Seminar am nahen Handwerkscampus kommen, sind am Bahnsteig gestrandet, weil ihr Zug nach Lippe ausfällt. Es geht ins Wochenende, da hilft eine Dose Bier beim Warten. Immerhin fährt gut eine halbe Stunde später ein Alternativzug. Noch mehr Zeit verlieren zwei Herforderinnen, die aus Hamburg kommen. Der Anschluss in Hannover klappte nicht. Sie warteten schon dort. Der Folgezug hielt aber nicht in Herford. So mussten sie erst bis Bielefeld fahren und dann in einem anderen Zug zurück nach Herford. Immerhin sollte der pünktlich sein. Fünf Freundinnen, die zur Wochenendtour nach Berlin wollen, müssen warten, lassen sich die Laune aber nicht verderben, auch wenn der ICE 35 Minuten später angekündigt wird: „Wenns gut läuft, kommen wir Sonntag wieder.“ Verspätungen bis 60 Minuten Verspätungen von 25 bis 60 Minuten auf den Fernstrecken sind keine Seltenheit. Doch die Bahn habe damit gerechnet zu Ferienbeginn, angesichts vieler Baustellen und mit Einführung des 9-Euro-Tickets, sagt ein Sprecher. Deshalb habe sie schon vorher zusätzliche Servicekräfte beauftragt, die vor Ort helfen sollen. Und das ist bitter nötig, stellen die fest. Gerade an den Umsteigebahnhöfen wie Bielefeld wüssten viele nicht, wohin sie müssen. Außerdem hapere es an der Verteilung. Von den Treppen aus stürzen viele gleich zur ersten Tür. Das führt zu Staus und Verzögerungen. Deshalb lenken die Servicekräfte Fahrgäste freundlich zu den weiter entfernten Türen. Immerhin gibt es regelmäßige Durchsagen mit Begründungen wie „Reparatur am Zug“, „Zug verspätet bereitgestellt“ oder „Verspätung beim vorausfahrenden Zug“. Dass mehr Fahrgäste die Bahn nutzen, ist ein Verdienst des 9-Euro-Tickets. Mehr als zehn Millionen davon habe sie verkauft, teilte die Bahn mit, die Nachfrage liege bundesweit 10 bis 15 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Und auffallend viele Fahrgäste nehmen ihr Fahrrad mit: Das frisst Zeit beim Einstieg.