Rechtsextreme bei der AfD: So groß ist der "Flügel"-Einfluss in OWL

Bielefeld. Rechtsaußen der AfD haben vor wenigen Tagen zu einer Veranstaltung nach OWL geladen, darunter der Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich, der in der Vergangenheit unter anderem mit rechtsextremen Parolen auffiel. Es ist nicht die erste extrem rechte Veranstaltung der Partei in der Region - denn "generell spielt der Flügel in Ostwestfalen eine große Rolle bei der hiesigen Partei", urteilt die Mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus (MBR) in OWL.

85 Personen seien in den Raum Gütersloh gekommen, schreibt der Dortmunder Politiker Helferich in sozialen Medien. Er hatte eingeladen, gemeinsam mit mehreren Bundestagsabgeordneten der AfD - die MBR in OWL ordnet sie größtenteils dem rechten Lager der Partei zu. Es gab Grünkohl. Helferich ist kein Unbekannter. Vor geraumer Zeit fiel er negativ auf, als parteiinterne Chats geleakt wurden. In denen bezeichnete er sich als "das freundliche Gesicht des NS" - deshalb flog er aus der Bundestagsfraktion der AfD. Zudem fiel der Dortmunder Anwalt durch verschiedene Kontakte in die rechtsextreme Szene auf.

In Teilen Ostwestfalens scheint er gern gesehener Gast zu sein. Immer wieder kommt er zu Treffen der Partei in die Region. Nun also in ein Restaurant zwischen Verl und Schloß Holte-Stukenbrock, wie Recherchen dieser Redaktion zeigen. Schon vor gut einem Jahr hatte die Partei ebenfalls in das Restaurant geladen - und auch damals war Helferich zu Gast. In einem Facebook-Beitrag zu dem Grünkohlessen vor wenigen Tagen betont er zudem: Es werde sicher nicht die letzte Veranstaltung in Ostwestfalen sein.

Höcke hält Paderborn für wichtigen AfD-Standort Die erste war es sowieso nicht. Schon häufig hatte es Rechtsaußen-Veranstaltungen gegeben, zum Beispiel organisiert von den Verbänden im Raum Paderborn und Höxter. Beide gelten sowieso als "Flügel"-nah - also dem Personenzusammenschluss der Partei, der wegen rechtsextremer Ansichten bundesweit in den Fokus von Verfassungsschutzämtern geriet und sich in der Folge aufgelöst haben will. Und so wundert es nicht, dass "Flügel"-Aushängeschild Björn Höcke mehrfach in Paderborn oder Höxter zu Gast war, teils vor hunderten Zuschauern. "Paderborn ist für die AfD im Westen so wichtig wie Erfurt im Osten", sagte er einmal bei einer Rede in OWL.

Eine Aussage, mit der sich die MBR in OWL schwertut: "Bei der öffentlichen Veranstaltung ging es natürlich auch darum, sich beim Publikum einzuschmeicheln", heißt es. Ob die Region wirklich so wichtig für den aufgelösten Flügel in Westdeutschland ist, sei nicht abschließend zu sagen. "Dafür fehlt es schlichtweg an Untersuchungen, die auch andere Regionen in den alten Bundesländern mit einschließen", so die Experten der MBR. Klar ist: Auch in anderen Teilen NRWs tritt Höcke auf - in wenigen Tagen erst in Münster. Und klar ist ebenfalls: Auch in anderen Teilen genießt der Flügel Zustimmung. In NRW sieht der Verfassungsschutz eine Etablierung vor allem in den Kreisverbänden.

Verein aus OWL lädt Rechtsextreme ein Ein Beispiel ist dabei durchaus Paderborn, wie die Experten der MBR berichten - der Kreisverband und die tonangebenden Figuren seien hier auf einer erkennbar völkisch-nationalistischen Stufe. Zudem initiieren Personen aus dem Kreisverband hier auch den "Alternativen Kulturkongress", dem ebenfalls eine "Flügel"-Nähe zu attestieren ist. Regelmäßig sprechen bei Veranstaltungen des Vereins Personen wie Björn Höcke - oder andere Rechtsextreme. Teils aus der AfD, teils aus anderen rechten Kreisen. Beispiele dafür sind der rechtsextreme Youtuber Tim K. oder der ehemalige AfDler Andreas Kalbitz.

Das erste Mal war Höcke 2018 zu Gast, als er das von dem Verein ausgerichtete Treffen zur "ersten Flügel-Veranstaltung in NRW" auserkor. Zuletzt sprach Höcke - still und heimlich - Ende 2022 bei einer entsprechenden Veranstaltung des "Kulturkongresses". Ebenfalls dabei: Udo Hemmelgarn, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Gütersloh. Auch er fiel in der Vergangenheit unter anderem durch von ihm organisierte Veranstaltungen auf, denen der Verfassungsschutz eine Reichsbürger-Nähe attestierte.

Veranstaltungen mit "Flügel"-Nähe in OWL - wohl kein Zufall. "Inhaltlich und personell gibt es in OWL bei den meisten Kreisverbänden Überschneidungen zum aufgelösten Flügel", heißt es von der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in OWL. Dies sei neben Höxter und Paderborn etwa in Minden-Lübbecke festzustellen, in großen Teilen auch im Raum Gütersloh und Bielefeld. "Einige Mitglieder dieser Verbände zeigen sich häufig und gerne in der Nähe Höckes." Immer wieder tauchen beispielsweise gemeinsame Bilder mit dem Thüringer Partei-Chef bei Besuchen auf, andere Mitglieder aus Ostwestfalen suchen nachweislich den Kontakt zu extrem rechten Kreisverbänden oder Politikern. Wie zum Beispiel Matthias Helferich.

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