"Mussten schnell eingreifen": Stadt holt 31 Tiere aus Bielefelder Messie-Wohnung

Bielefeld. Messies leben im Chaos - und merken das oft nicht einmal. Besonders tragisch ist das, wenn Kinder oder Tiere im Spiel sind. In Bielefeld sind in der vergangenen Woche in einer Messie-Wohnung 31 Tiere sichergestellt worden.

"Die tierschutzgerechte Unterbringung und Versorgung der Tiere war nicht gewährleistet, sodass das schnelle Eingreifen notwendig war", heißt es aus dem Bielefelder Veterinäramt. Und: "Aufgrund der Vielzahl der Tiere wurde der Tierschutzverein zur Unterstützung beim Einfangen und Transport der Tiere zum Tierheim und zu den Pflegestellen hinzugebeten."

Sichergestellt wurden laut Stadt ein älterer Hund, 12 Vögel (Nymphensittiche, Unzertrennliche, Prachtfinken), 16 Nager (Hamster und Farbmäuse, darunter sehr junge Tiere) und zwei Kampffische. Die Tiere sollen sich teils in Käfigen und zum Teil frei in der Wohnung bewegt haben.

Bielefelder Tierschutzverein unterstützt Unter den Tieren sind zwei kleine Goldhamster-Babys, die laut dem Tierheim "viel zu früh von der Mutter getrennt" wurden. Es gehe ihnen und den anderen aber den Umständen entsprechend gut. Die beschlagnahmten Tiere sind laut Veterinäramt zunächst in Pflegestellen untergebracht worden. Es müsse dann geprüft werden, ob die Tiere an den Besitzer zurückgegeben werden können, heißt es. Dafür müssten allerdings gewisse Auflagen umgesetzt und eingehalten werden - ansonsten würden die Tiere an neue Halter vermittelt.

Immer wieder werden Mitarbeiter des Tierheims und Tierschutzvereins in Bielefeld zu Einsätzen dieser Art gerufen. "In größeren Abständen aber doch regelmäßig ein bis zweimal im Jahr sind wir in solche Fälle involviert." Mal seien "nur" zwei Katzen, mal ein Hund betroffen. "Manchmal ist die Grenze zum Animal-Hoarding allerdings auch erkennbar oder sogar überschritten."

Animal-Hording beschreibt eine Art Tiersammel-Sucht - ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Der Deutsche Tierschutzbund sammelt seit 2008 Daten und Informationen zu Fällen von Animal-Hoarding in Deutschland.

Im Jahr 2021 wurden laut dem Tierschutzbund 68 Fälle von Animal Hoarding bekannt. Damit liege die Gesamtzahl der in den letzten zehn Jahren bekannt gewordenen Fälle bei 437. Im Vergleich des letzten Jahrzehnts bleiben die Fallzahlen weiterhin auf einem hohen Niveau und befinden sich 2021 auf einem Rekordhoch, so der Tierschutzbund. Durchschnittlich werde in Deutschland etwas mehr als ein Fall pro Woche aufgedeckt.

Hohe Dunkelziffer bei Animal-Hoarding-Fällen Sowohl bei den Tier- als auch bei Fallzahlen sei die Tendenz steigend. "Ob dies bedeutet, dass tatsächlich mehr Tiere gehortet werden oder ob die gestiegene Sensibilität bei den Behörden und innerhalb der Bevölkerung dazu führt, dass mehr Fälle aufgedeckt und als Animal Hoarding erkannt werden, ist hingegen unklar." Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

4.218 der mindestens 30.567 Tiere, die in den letzten zehn Jahren in Deutschland Opfer von Animal Hoarding wurden, entfallen auf das Jahr 2021. 2021 wurden die meisten Fälle von Animal Hoarding in Nordrhein-Westfahlen gemeldet (insgesamt 15), dicht dahinter folgt Bayern mit zwölf Fällen.

Zuletzt wurde in Bielefeld im November 2021 der besonders drastische Fall eines Messie-Haushalts bekannt. Hier waren allerdings keine Tiere involviert. "So etwas habe ich auch noch nicht erlebt, und ich mache das schon ein paar Jahre", sagte der NW seinerzeit der Chef der beauftragten Firma für Haushaltsauflösungen. Die Besitzerin hatte durch einen Zufall erfahren, in welchem Zustand sich die Wohnung in dem Mehrfamilienhaus im Bielefelder Osten befand.

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