"Rechtlich fragwürdig": Bielefelder Studenten müssen fürs 49-Euro-Ticket draufzahlen

Bielefeld. Neuer Ärger für Studenten: Während für die meisten Menschen das 49-Euro-Ticket zu einer spürbaren Entlastung im Portemonnaie führt, müssen die Bielefelder Studenten nun tiefer in die Tasche greifen als bisher. Wie kann das sein?

Pro Semester (sechs Monate) zahlen Studenten einen sogenannten Semesterbeitrag – derzeit sind das 322,64 Euro. Neben allgemeinen Kosten wird davon auch ein ÖPNV-Ticket finanziert, mit denen die Studis in ganz NRW Busse und Bahnen nutzen dürfen. Umgerechnet kostet das 35,55 Euro pro Monat. Sie fahren damit deutlich günstiger als Nicht-Studierende.

Das neue Deutschlandticket ist darin allerdings nicht enthalten. Für das müssten die angehenden Akademiker, wenn sie es denn haben wollen, einen Aufpreis von 13,45 Euro pro Monat zahlen – zusätzlich zu dem bereits gezahlten Semesterbeitrag. Diese Regelung soll zunächst nur für das aktuelle Sommersemester gelten, für den Herbst soll eine günstigere Alternative entwickelt werden.

Bielefelder Asta kritisiert: Alles nur Symbolpolitik Vorerst kostet den Studis das 49-Euro-Ticket also punktgenau 49 Euro. Einen Preisvorteil gibt es nicht mehr. Das Gegenteil sei gar der Fall, sagen die Studenten. Für sie komme der Aufpreis einer gefühlten Erhöhung des ohnehin stetig steigenden Semesterbeitrags gleich, die viele nicht tragen können oder wollen. Schon jetzt lebten 37 Prozent der Studenten in Deutschland an der Armutsgrenze, so der Bielefelder Asta-Vorsitzende Ogulcan Yumusat.

"Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Studenten die Gelackmeierten sind", sagt er. Schon öfter habe die Politik die Studenten, bei den Pandemie- und Inflationsfolgen im Stich gelassen und ihre Not kategorisch ausgeblendet. "Die aktuelle Lage ist für Studierende in Deutschland derzeit sehr, sehr schlecht", sagt Yumusat. Die politischen Maßnahmen seien nur Symbolpolitik, die zulasten der jungen Generation gehen.

Für das Sommersemester verursacht das freiwillige Upgrade auf das Deutschlandticket für die Studis zusätzliche Kosten in Höhe von rund 70 Euro.

Upgrade-Modell sei rechtlich fragwürdig - Klagen drohen Ungerecht, findet die Bielefelder Studierendenvertretung. Und das nicht nur wegen des fehlenden Preisvorteiles: "Viele Arbeitnehmer und Azubis bekommen das Deutschlandticket deutlich vergünstigt angeboten, aber Studierende sollen den vollen Preis zahlen - das kann es nicht sein“, sagt Yumusat. Mehr als diese Upgrade-Lösung sei aber für das aktuelle Semester nicht drin gewesen, versichert er.

Die Astas in NRW halten diese Lösung allerdings für rechtlich fragwürdig und sehen das komplette Modell des Semestertickets gefährdet. "Das Ticket war bisher nur so günstig, weil es solidarisch von allen Studierenden in NRW finanziert wird - ohne Ausnahme", sagt Simon Roß vom Asta der RWTH Aachen. Dieses Solidarprinzip sei in Gefahr und könne vor Gericht gekippt werden, wenn der Preisunterschied zu einem Ticket mit gleichwertigen oder besseren Konditionen nicht groß genug sei. Yumusat glaubt nicht, dass es zu diesem Schritt kommen wird: "Es ist nur eine Übergangslösung."

Die eingereichte Petition hat schon mehr als 30.000 Unterstützer Die Studierendenvertretungen in NRW, auch der Asta in Bielefeld, haben nun die Petition &bdquo;Rettet das Semesterticket“ ins Leben gerufen. Sie fordern ein Ticket mit bundesweiter Gültigkeit für 129 Euro pro Semester – also 21,50 Euro pro Monat. Schon über 31.000 Menschen (Stand: 14. April) unterstützen die Forderung.

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