Katzenelend auf den Straßen: Was OWL dagegen tut und wo es noch Bedarf gibt

Bielefeld. "Hunger, Durst, Parasiten und Infektionen schwächen ihre mageren Körper", macht der Deutsche Tierschutzbund in diesen Tagen auf das Leid von Straßenkatzen aufmerksam. Laut einem Report des Bundes hat sich das Leid von Millionen Straßenkatzen im vergangenen Jahr "zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme in Deutschland entwickelt". Der Tierschutzbund fordert darum im Rahmen einer Kampagne zum Tag der Katze am 8. August eine bundesweite Kastrationspflicht für Katzen.

Derzeit ist es teilweise pro Kreis oder Kommune unterschiedlich, ob ein Halter seine Freigängerkatze kastrieren lassen muss oder nicht. Eine landesweite Regel gibt es in NRW nicht. Auch in Ostwestfalen-Lippe gibt es keine einheitliche Regelung. Während es mehrere kreisweite Verordnungen gibt, entscheiden beispielsweise in den Kreisen Höxter und Gütersloh die einzelnen Städte selbst. Und ohnehin ist das Problem mit einer Kastrationspflicht nicht automatisch erledigt.

Das zeigt das Beispiel des Kreises Herford: Dort gilt seit 2011 eine Kastrationspflicht für Katzen, die in Haushalten leben und Freigang haben. In der Folge habe es weniger Fundkatzen in den Tierheimen gegeben, weiß Veterinäramtsleiterin Tanja Hochstetter. Das habe sich mit Beginn der Corona-Pandemie aber wieder zum Schlechteren gewendet. "Viele haben sich in der Zeit ein Tier zugelegt und haben die Arbeit und die Kosten unterschätzt oder wissen nichts von der Kastrationspflicht", erklärt sie sich den Anstieg. Die Tierheime seien an der Grenze, es gebe aber noch keinen Aufnahmestopp. "Bald kommen die Herbstkätzchen, da wird es vermutlich wieder einen Anstieg geben." Darum wolle man jetzt wieder mehr Bewusstsein für das Tierleid schaffen.

Herrenlose Katzen sollen gemeldet werden Auch im Detmolder Tierheim sieht man sich trotz kreisweiter Kastrationspflicht seit 2022 mit dem Problem konfrontiert: 95 Katzen und Kater, davon 50 ungewollte Kitten sind dort Anfang August in Betreuung. "Viele dieser Katzen sind Nachkommen ehemals verstoßener Tiere und leben schon länger auf der Straße. Manche sind aber auch deutlich an Menschen gewöhnt, hatten also schon einmal ein Zuhause und wurden im Stich gelassen", sagt Maria Toman, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses.

"Wer eine besitzerlose oder verletzte Katze beobachtet oder findet, möchte sich bitte umgehend an das zuständige Tierheim wenden", sagt Toman. "Herrenlose Streuner sind meist scheu und meiden den Menschen", fügt Kristina Beermann aus dem Presseamt der Stadt Bielefeld hinzu – wo es seit 2018 eine Kastrationspflicht gibt. "Der Tierschutzverein fängt diese Streuner ein, kastriert und markiert die Tiere und setzt sie in der Regel am Ort des Einfangens wieder aus." Auch im Kreis Herford gibt es solche Projekt für halterlose Katzen. Die Kosten für die Kastration verwilderter Katzen werden durch Spenden finanziert.

"Grundsätzlich gilt, fremde Katzen nicht zu füttern", heißt es aus dem Kreis Minden-Lübbecke. Das ziehe Tiere an und diese wieder weitere und so würden sich zudem Krankheiten verbreiten, bestätigt Tanja Hochstetter aus Herford. "Durch die regelmäßige Versorgung der Katzen übernimmt man die Haltereigenschaft", macht der Kreis Minden-Lübbecke aufmerksam. Erst seit diesem Jahr gibt es dort eine Kastrationspflicht – allerdings mit Übergangsfrist bis zum 1. September. Anschließend kann ein Verstoß mit einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro geahndet werden.

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