Heftiger Streit im Klinikum Bielefeld: Ärztlicher Direktor hat gekündigt

Bielefeld . Holger Sudhoff, Ärztlicher Direktor des Klinikums Bielefeld, hat seine Kündigung eingereicht. Das bestätigte er gegenüber dieser Zeitung. Hintergrund sollen Auseinandersetzungen mit Geschäftsführer Michael Ackermann über dessen Führungsstil und Sparmaßnahmen im Haus sein. Nach jetzigem Stand wird Sudhoff das Klinikum zum 31. März kommenden Jahres verlassen. Er leitet im Klinikum Bielefeld die Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie.

Aus dem Umfeld Sudhoffs heißt es, er habe seinen Schritt als &bdquo;Hilferuf“ verstanden, um Verbesserungen für alle Beschäftigten des Hauses zu erreichen. Wegen des strengen Sparkurses gebe es eine hohe Fluktuation im Klinikum. Zuletzt hätten die Personalchefin aus persönlichen Gründen und ihre Stellvertreterin gekündigt. Zu den Abgängen zählt auch der Leiter der Zentralen Notaufnahme.

Unzufrieden sein soll Sudhoff mit dem Umstand, dass im Klinikum immer häufiger Operationen von Tumor-Patienten mehrfach verschoben werden müssten. Täglich soll es Überlastungsanzeigen von Beschäftigten geben. Zu viele Tätigkeiten würden inzwischen auf Aushilfskräfte abgeschoben. Drei Stationen seien inzwischen geschlossen.

Aufsichtratsvorsitzender bedauert Entscheidung &bdquo;Wir bedauern die Entscheidung“, sagte Klinikum-Geschäftsführer Ackermann. In Gesprächen mit ihm und Trägervertretern habe Sudhoff aber dargelegt, &bdquo;dass seine Entscheidung reflektiert getroffen wurde“. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Werner bedauert Sudhoffs Schritt. Der CDU-Kommunalpolitiker sagte, das weitere Handeln liege nun in der Verantwortung des Geschäftsführers.

Inhaltlich weist Ackermann die kolportierten Vorwürfe zurück. &bdquo;Einen Sparkurs in den ärztlich-pflegerischen Berufsgruppen gibt es bei uns seit 2018 nicht mehr.“ Im Pflegebereich werde versucht, mit zusätzlichen Angeboten wie der Vier-Tage-Woche neue Arbeitszeitmodelle zu etablieren. Beim Pflegepersonal werde jede zusätzliche Einstellung durch gesetzliche Regelungen beim Pflegebudget refinanziert. Die Schließung der drei Stationen Ende 2022 habe in erster Linie ebenfalls mit gesetzlichen Vorgaben zu tun. Dass bei kurzfristigen Personalausfällen in der OP-Pflege oder auf Intensivstationen Operationen verschoben werden müssten, sei &bdquo;maximal bedauerlich, aber nicht in allen Fällen auszuschließen“.

Nach Informationen dieser Zeitung soll es insgesamt zwei Gespräche Sudhoffs mit den Spitzen des Klinikums gegeben haben, in denen es um die Hintergründe der Kündigung gegangen sei. Der Chefarzt soll auch in der Vergangenheit schon mehrfach aus Ärger über die Geschäftsführung mit seiner Kündigung gedroht haben. Diesmal hat er sie schriftlich eingereicht.

Schwierige finanzielle Lage Das Klinikum Bielefeld erwirtschaftete auch im vergangenen Jahr ein leichtes Plus, was angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage vieler vergleichbarer Häuser als Erfolg gilt. Allerdings gewährt die Stadt Bielefeld ein jährliches Betriebskostendarlehen von rund 25 Millionen Euro. Belastet wird die Bilanz des Klinikums durch Altschulden in dreifacher Millionenhöhe. Sie resultieren aus der Entscheidung von Ackermanns Vorgänger, den Anbieter für die betriebliche Altersversorgung zu wechseln.

Ein Ärztlicher Direktor ist der Vertreter der Leitenden Ärzte eines Krankenhauses und nach dem Krankenhausgesetz neben dem Pflegedirektor und dem Verwaltungschef Teil der Unternehmensführung. Sudhoff bekleidet dieses Amt seit Dezember 2022. Er ist seit 2007 Chefarzt am Klinikum Bielefeld und seit Januar 2021 Professor am Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld. Mit der Kündigung geht auch diese Position verloren. Der international renommierte Mediziner war immer wieder auch auf bundesweiten Bestenlisten vertreten.

Das Klinikum Bielefeld gehört den Städten Bielefeld und Halle. An den drei Standorten Bielefeld-Mitte, Rosenhöhe und Halle werden jedes Jahr 50.000 Patienten stationär aufgenommen und 90.000 ambulant behandelt. Das Haus verfügt über 1200 Betten und hat rund 2600 Beschäftigte.

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