Nichts geht mehr: Bielefelder (31) nach Corona-Impfung schwer krank

Bielefeld. Der junge Mann im Bett seines Schlafzimmers wirkt sehr erschöpft. Es fällt ihm schwer, mit der Journalistin zu sprechen, die seine Geschichte aufschreiben will. Seit April, als die Neue Westfälische das erste Mal über Nils J. (31) berichtete, hat sich sein Zustand kaum geändert. Der Projektleiter kann sein Bett nicht verlassen, ist schlapp, leidet unter Nervenschmerzen, Schwindel und Kopfschmerzen, hat massive Konzentrationsprobleme.

Selbst Toilettengänge sind nicht machbar, müssten wie bei Schwerkranken im Krankenhaus durch Urinflasche und Bettpfanne ersetzt werden. Auf dem Nachttisch steht eine gewaltige Menge Medikamente, vor allem Stärkungs- und Nahrungsergänzungsmittel, die ihm periodisch zu einem &bdquo;leicht verbesserten Energielevel" verhelfen, wie er selbst sagt.

&bdquo;Die Politik investiert viel zu wenig in Grundlagenforschung" Seit seiner dritten Corona-Impfung (von Biontech) im Dezember 2021 ist Nils J. mannigfach erkrankt. Sein Befinden wurde von Monat zu Monat schlechter: Starke Kopfschmerzen, Herzrasen und andere Herzsymptome, Kurzatmigkeit, Schwindel, Nervenschmerzen – sind nur einige der Symptome, die den Projektmanager seit Ende 2021 quälen.

Ein Sammelsurium an Symptomen und Erkrankungen, das über das übliche Maß einer Impfreaktion hinausgeht und unter anderem auf eine überschießende Reaktion des Immunsystems zurückzuführen ist. Viele seiner Probleme, wie die massive Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelschwäche, Übelkeit ähneln den Symptomen von an Long- oder Post-Covid-Erkrankten. Allerdings – Covid 19 hat er nachweislich nie gehabt.

Seit kurzem hat er die Diagnose ME/CFS – in der schwersten Form, ein chronisches Erschöpfungs-Syndrom, das den Betroffenen meist kein normales Leben ermöglicht. Das nachweislich auch nach Impfungen auftreten kann.

Wenn das Immunsystem überschießend auf den Trigger reagiert, den die Impfung darstellt. Und noch etwas sei inzwischen bekannt, so Nils J.: &bdquo;Es sind kleinste Partikel, so genannte Nano-Lipide, in den Impfchargen und später in der DNA Erkrankter gefunden worden, die die Schäden verursachen." Der Pharma-Riese Pfizer habe eine Anhörung in Australien gehabt zu gehäuft auftretender Myokarditis (Herzmuskelentzündung) nach Impfung . &bdquo;Aber der Mechanismus ist noch nicht komplett verstanden worden", so J.. &bdquo;Nicht einmal vom Impfstoffhersteller selbst, das sollte zu denken geben", sekundiert ihm seine Partnerin.

Er und andere Impfgeschädigte fordern mehr Grundlagenforschung, um den Prozessen und somit auch möglichen Gegenmitteln auf die Spur zu kommen. Dies könne auch jenen helfen, die mit dem Virus selbst in Kontakt kamen und nach einer Covid-Infektion schwer erkrankten. &bdquo;Die Symptome ähneln einander, doch vermutet wird, dass die Behandlung von Post Vac schwieriger sein könnte, da durch die Impfung die gesunden Zellen angeregt wurden die Spike Proteine selbst herzustellen und dies findet in einem viel größeren und andauernden Ausmaß statt als vermutet", erklärt Mashänser. Zudem spielten Nano-Lipide und Schwermetalle eine Rolle, die in den Impfungen vorgefunden wurden. Die Politik verharre zögernd, stelle die dafür benötigten Fördergelder in Millionenhöhe nicht zur Verfügung.

"Sie leiden still, verschwinden von der Bildfläche" Das verbittert Betroffene zusehends. 100 Millionen Euro hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach in Aussicht gestellt, als der bundesweit agierende Verein &bdquo;#Nicht Genesen!" seine erste Intervention mit aufgestellten Feldbetten und Fotos von Erkrankten vor dem Bundestag in Berlin durchführte. Im Juli lief eine weitere Aktion, mit Rollstühlen und Rollatoren als Sinnbilder.

Damit sollte plakativ unter anderem an die rund 3 bis 4 Millionen Erkrankten von Long Covid, Post Vac, und die mehr als 300.000 von ME/CFS Betroffenen erinnert werden, die &bdquo;still leiden und dabei von der Bildfläche verschwinden", so Mashänser, die auch ein Foto ihres Partners zur Verfügung stellte. Einige Monate später, einhergehend mit sinkender öffentlicher Aufmerksamkeit, seien es nur noch 40 Millionen Euro, die man investieren wolle, empört sich Michelle Mashänser – und das nur in die Versorgungsforschung.

Um die aber gehe es nicht in erster Linie, wichtiger sei mehr Grundlagenforschung, um das Phänomen zu verstehen, vorbeugen oder wirksame Therapien finden zu können. An manchen Tagen ist Nils schon froh, wenn es ihm ein kleines bisschen besser geht, er etwa wieder Licht aushalten kann. Im Frühjahr musste er im abgedunkelten Zimmer liegen. &bdquo;Meist geht höchstens mal eine kurze Ablenkung am Tablet. Und dann hofft man, dass der Tag möglichst schnell rumgeht", sagt Nils und das Gespräch kostet ihn offensichtlich enorme Anstrengung.

Hausärzte sind oft mit dem Thema überfordert Am schlimmsten aber sei die &bdquo;Marginalisierung", die mit solch einer Erkrankung einhergehe. &bdquo;Wir haben dann eben einfach Pech gehabt!" Hausärzte seien mit dem Thema oft überfordert, sein früherer habe nicht einmal die Abläufe gekannt, nach denen ein Verdacht auf Impfschaden dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden könne.

Noch immer herrsche sogar ärztlicherseits das Denken vor, sowas könne nach der als sicher gepriesenen Corona-Impfung &bdquo;eigentlich" gar nicht passieren. Und wenn, dann betreffe es eine verschwindend kleine Minderheit. Nils und seine Freundin Michelle Mashänser (30), die ihn hingebungsvoll pflegt, ihre Arbeit seinetwegen ins Homeoffice verlegt hat, haben Zweifel: &bdquo;Die tatsächlichen Fälle sind komplett untererfasst".

Wenn man sich das Agieren vieler Hausärzte anschaut, klingt das plausibel. Bundesweit gibt es wenige Fachärzte, die sich dem Syndrom intensiv widmen. Dazu gehört die stark überlaufene Post-Covid-Ambulanz von Prof. Bernhard Schieffer von der Uniklinik Marburg.

7.000 Schwerkranke auf der Marburger Warteliste Als die Zahl hilfesuchender Menschen, die nach Impfung erkrankten stetig zunahm, gründete man dort für sie eine eigene Anlaufstelle. Im Frühjahr 2022 kamen bereits &bdquo;zwischen 200 und 400 Mails am Tag" dort an, gibt Schieffer der &bdquo;Hessenschau" Auskunft. Die Warteliste sei auf rund 7.000 Patientinnen und Patienten (Stand April 2023) angewachsen. Man müsse &bdquo;unaufgeregt" über das Thema reden, Impfgeschädigte seien zu lange &bdquo;totgeschwiegen worden", gibt Schieffer öffentlich zu Protokoll, befürwortet aber gleichzeitig grundsätzlich Impfungen.

Nils J. hat schon einige Behandlungen hinter sich, darunter eine Immunadsorption in Hannover. Doch die dadurch erreichte Besserung war nicht von langer Dauer. Aktuell setzt er Hoffnung auf eine Magnesium-Sauerstoff-Therapie, die die Mikrozirkulation in den Gefäßen verbessern soll.

Post-Vac-Experte: &bdquo;Impfschäden zu lange totgeschwiegen" All ihre Kämpfe um Nils Rückkehr in ein normales Leben muss das Paar weitgehend aus der eigenen Tasche bezahlen – rund 50.000 Euro sind es bereits. Aktuell wurde informell ein Spendenkonto für Nils eröffnet, seine Freunde und Familie sind fest an seiner Seite. &bdquo;Wir haben ein gutes Netzwerk, das gibt uns Kraft. Doch oft hören wir von Erkrankten, denen ihr Umfeld Querdenkertum unterstellt. Das ist doppelt bitter", schildert Mashänser.

Die Meldung eines Impfschadens an das Paul-Ehrlich-Institut hat das Paar selbst vorgenommen, nachdem sich kein Hausarzt dazu bemüßigt fühlte. &bdquo;Viele sind auch einfach mit dem Thema überfordert", so Mashänser. Einen Antrag auf Entschädigung wegen Impfschadens hat das Paar ebenfalls bereits im November 2022 beim LWL-Amt für Soziales Entschädigungsrecht in Münster gestellt – und hat bis heute nicht einmal eine Rückmeldung erhalten.

Was Betroffene wirklich frustriere, sei die Tatsache, dass vor allem jüngere Menschen, jene mit vermutlich straffem Immunsystem, von Impfschäden betroffen seien. Letztlich seien es doch gerade die mit geringem Komplikationsrisiko nach einer Covid-Infektion, die aber in der heißen Phase der Pandemie zur Impfung genötigt worden seien. Jetzt würden genau diese Menschen mit ihrem Schicksal nahezu unsichtbar. &bdquo;Es ist unfair, sie so im Stich zu lassen", empört sich die junge Frau.

Nils J. wollte wie so viele alles richtig machen: sich impfen lassen, sich vermeintlich &bdquo;sozial verhalten". Jetzt muss er erkennen: Impfgeschädigte bekommen wenig Hilfe. Und sollten sie anerkannt werden, werden die Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet. Denn die Pharmakonzerne haben sich früh per Vertrag mit den Regierungen der Verpflichtung entzogen, für Impfschäden aufzukommen.

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