Mehr Ratten-Sichtungen in OWL: Was man über die Nager wissen muss

Bielefeld/Gütersloh/Paderborn. Ratten leben dort, wo sie genug Nahrung und Wasser finden – das ist meistens die Kanalisation. Das Futter schwimmt dort wie am Fließband vorbei. Dort unten sieht man die Tiere nicht. Anderenorts bekommt man Ratten aber durchaus mal zu Gesicht, auch in Ostwestfalen-Lippe.

Beispiel Gütersloh: Dort wurden jüngst auf dem Gelände einer Kindertagesstätte frische Spuren von Ratten entdeckt. Um das Problem mit den Schadnagern zu beseitigen, hat die Stadt reagiert und Fallen mit Giftködern aufgestellt.

In Bielefeld haben die Tiere besonders im vergangenen Jahr die Schädlingsbekämpfer auf Trab gehalten. Eine ämterübergreifende &bdquo;Taskforce“ der Stadt nahm sich dem Problem an. Und auch in Paderborn, etwa im Paderquellgebiet, kam es in letzter Zeit vermehrt zu Sichtungen.

Hochwasser und Regen treibt Ratten an die Oberfläche &bdquo;Wo viele Menschen wohnen, wohnen meist auch viele Ratten“, erklärt Kai Scheffler, Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands. In OWL sei die Lage seiner Einschätzung nach &bdquo;wie immer“, so der Paderborner. &bdquo;Es gibt nicht mehr Ratten, nur mehr Sichtungen.“ Dafür könnten der viele Regen und die daraus resultierenden Überschwemmungen gesorgt haben.

&bdquo;Ratten leben unterirdisch, auch in der Nähe von Gewässern“, weiß der Schädlingsbekämpfer. Die Nester und gewohnten Unterkünfte könnten vielerorts überflutet worden sein.

Warum gibt es so viele Ratten? Dass es besonders in Städten häufig sehr viele Ratten gibt, hat damit zu tun, dass dort viele Essensreste produziert werden. &bdquo;Viele Leute kippen die Essensreste noch immer in die Toilette“, beklagt Scheffler. Damit füttere man die Tiere in der Kanalisation. Auch Essensreste in Mülltonnen, auf dem Komposthaufen im Garten oder im Hühner- oder Kaninchenstall können die Nager anlocken.

Wie kann ich einem Rattenbefall vorbeugen? Präventivmaßnahmen sind hier das Stichwort, die der Profi für unerlässlich hält. &bdquo;Man sollte den Tieren keine Nahrung, kein Wasser und keinen Unterschlupf bieten“, sagt Scheffler. Nahrung sollte generell nicht nach draußen gestellt werden. So sollte man sich bewusst sein, dass auch das Futter im Vogelhäuschen potenziell Ratten anlocken kann.

Wie verhalte ich mich, wenn ich Ratten entdeckt habe? Eine einzelne Sichtung einer Ratte sei erst einmal nichts Ungewöhnliches. &bdquo;Da muss man nicht sofort in Panik verfallen“, sagt der Schädlingsbekämpfer. Tauchen im Garten oder im Haus mehrere Ratten auf, sollte man jedoch aktiv werden. &bdquo;Aber keinesfalls selbst!“, warnt der Experte.

Giftköder dürfen nämlich aus Tierschutzgründen nicht einfach präventiv aufgestellt werden – das ist gesetzlich verboten. Ein professioneller Schädlingsbekämpfer muss also den Rattenbefall erst einmal erkennen, dann wird er tätig.

Von Hausmitteln, die im Internet zur Rattenbekämpfung empfohlen werden, hält der Profi übrigens nichts. Weder Backpulver noch Essig, Chilipulver oder Nelkenöl helfen gegen Ratten. &bdquo;Das ist alles Unfug.“

Was kostet der Einsatz eines Schädlingsbekämpfers? Eine genaue Summe kann nicht pauschal genannt werden. Es kommt dabei auch auf den Einsatzort und den Aufwand an. Bei einem Rattenbefall in oder um ein privates Wohnhaus sind laut Kai Scheffler aber mindestens drei Besuche des Schädlingsbekämpfers notwendig.

In seiner Firma &bdquo;Protectis Pest Control“ ist das übliche Vorgehen so: Der Rattenbefall wird bestätigt. Daraufhin muss der Giftköder für andere Tiere und Kinder unzugänglich ausgelegt werden. Ist er beim zweiten Besuch angefressen, waren Ratten da. Sie sterben wenige Tage später durch das Gift. Ein neuer Köder wird ausgelegt. Ist dieser beim dritten Besuch nicht mehr angeknabbert, hat sich das Thema meist erledigt. &bdquo;Das ganze kostet dann in etwa 350 bis 700 Euro, je nach Aufwand“, schätzt Scheffler für das genannte Beispiel.

Gibt es in NRW eine Meldepflicht? Während es in Niedersachsen eine Pflicht zur Meldung von Ratten gibt, ist das in Nordrhein-Westfalen nicht geregelt. &bdquo;Eine Meldepflicht gibt es hier nicht“, bestätigt Scheffler. Trotz dessen können vermehrte Sichtungen den Städten beziehungsweise den zuständigen Behörden gemeldet werden.

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