Feuer im Safariland im Kreis Gütersloh – Erinnerung an Horror-Nacht im Freizeitpark

Schloß Holte-Stukenbrock . Das Safariland feiert in diesem Jahr das 55-jährige Bestehen. Zwei besonders spektakuläre Vorfälle in dieser Zeit: ein verheerender Brand und falsche Anschuldigungen in einer TV-Show. Ein Rückblick.

Der Tresorknacker

Der gelernte Metzger Frank K. (52) wird im Februar 1992 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem weil er zwei Jahre zuvor mit einem Komplizen aus dem Safaripark einen kompletten Tresor hatte mitgehen lassen, im Sennesand vergrub und später aufschweißte. Die Beute damals: 90.000 Mark.

Die Polizei hatte K. letztlich erwischt, als er sich aus einem Erddepot bei Borchen nachversorgen wollte. Insgesamt hat der 52-Jährige seit 1968 15 Einbruchdiebstähle begangen.

Nach seiner letzten Verhaftung hatte K. beschlossen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, auch wenn ihm klar war: &bdquo;Wenn man einmal drin ist, dann ist es ganz schwer rauszukommen.“

Der Staatsanwalt wies den Angeklagten darauf hin, dass ihm durch die zahlreichen Delikte, die er begangen habe, jetzt die Sicherheitsverwahrung drohe. &bdquo;Wenn er diese Chance nicht wahrnimmt, dann ist bei ihm der Ofen aus.“

Das Gericht verhängte eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren. Das Geständnis habe in diesem Fall ein besonderes Gewicht. Der Richter: &bdquo;Hier hat ein Angeklagter tatsächlich versucht, klar Schiff zu machen, und hat für sich und für die Gesellschaft nachvollziehbar dargelegt, wie es um ihn steht.“

Brand in der Bayernhalle

In der Nacht zum 16. April 1994 brennt es im Safaripark. Die Bayernhalle steht in Flammen und wird völlig zerstört.

Safariland-Chef Fritz Wurms (42) sieht die Lage am nächsten Morgen nicht mehr ganz so düster. &bdquo;Wir haben ein Mordsglück gehabt. Das Feuer hätte auch noch das (benachbarte) Hollywood-Theater zerstören können. Außerdem waren andere Bereiche des Parks gefährdet.“

In der Bayernhalle, die Fritz Wurms an Gastwirt Jaeger vom &bdquo;Kühlen Grund“ verpachtet hat, der die Nutzungsrechte wiederum einer Ring-Gastronomie übertragen hat, werden überwiegend Gäste sogenannter Kaffeefahrten betreut. 1.500 sollten am Wochenende anreisen. Die ersten Busse kamen bereits kurz nach 8 Uhr. Sie wurden nach Heiligenkirchen umgeleitet.

P.S.: Ob es sich um Brandstiftung gehandelt hat, konnte nie geklärt werden.

Die Wende-Löwen

Sechzehn Löwen der Berliner Zirkusunion, des einstigen Staatszirkus der ehemaligen DDR, werden im März 1992 im Stukenbrocker Safaripark aufgenommen. Damit hat eine lange Suche ein vorläufig glückliches Ende gefunden. Seit zwei Jahren hatten Gerhard Klauß, der Geschäftsführer der Berliner Zirkusunion, und Dompteuse Marcella Goldam nach einer Möglichkeit geforscht, die sechzehn Löwen gemeinsam unterzubringen.

40 Löwen gibt es nun insgesamt im Safaripark. Ob die Neuen schon zu Beginn der Saison zu sehen sind, ist aber noch fraglich. &bdquo;Die Tiere müssen sich erst mal an das 30.000 Quadratmeter große Gehege gewöhnen“, erläutert Inhaber Fritz Wurms. Zunächst sind die Tiere daher in einem separaten Gehege untergebracht.

Den Kaufpreis von nur 5.000 Mark für alle sechzehn Löwen, drei Männchen und dreizehn Weibchen, hält Wurms nicht für zu niedrig. Die Folgekosten für die Unterbringung beliefen sich im Jahr auf mehr als 200.000 Mark. Eine solch große Löwengruppe könne sich heutzutage kein Zirkus mehr leisten, und dementsprechend schwer sei es, eine so große Gruppe als ganze zu veräußern, sagte Wurms.

Der Berliner Zirkusunion blieb letztlich also gar nichts anderes übrig, als zu verkaufen. Die Löwen fraßen ihr quasi die Haare vom Kopf. Mindestens sechs Kilo Fleisch braucht eine solche Großkatze am Tag, um satt zu sein.

Die falsche Anschuldigung

Stephanie Paeleke schreibt 1994 in der &bdquo;NW“: Der Hollywood- und Safaripark ist in die Schusslinie der Kritik geraten. Zu Unrecht, wie unsere Recherchen ergaben. In der ZDF-Sendung &bdquo;Achtung, lebende Tiere“ wurde in der vergangenen Woche gegen den Betreiber der Vorwurf erhoben, illegal mit streng artengeschützten Tieren zu handeln. Inhaber Fitz Wurms dementiert und wird heute in Mainz eine einstweilige Verfügung gegen das ZDF erwirken. Der Sender solle sich warm anziehen, ließ er erbost verlauten. In der Tat: ZDF-Autor Manfred Karremann hielt den Falschen für den Besitzer des Stukenbrocker Freiwildgeheges.

&bdquo;Unser nächster Beitrag handelt von kriminellen Geschäften, die mit Tieren aus deutschen Zoos gemacht werden“, so leitete der Moderator den Bericht ein. Der beginnt mit einem vertraulichen Gespräch, das im Prager Hotel &bdquo;Artium“ zwischen einem süddeutschen Tierhändler, dem Tierarzt eines tschechischen Zoos und einem vom ZDF eingeschleusten V-Mann stattgefunden hatte – gefilmt mit versteckter Kamera.

Der V-Mann gab vor, Araber zu sein, und äußerte sein Interesse am Kauf von streng artengeschützten Primaten aus deutschen Zoos. Aus der Unterredung geht hervor, dass trotz Handelsverbots der Erwerb eines vom Aussterben bedrohten Tieres kein Problem sei.

Dass ein Gorilla beispielsweise offiziell von einem deutschen Zoo aufgekauft oder gegen ein anderes Tier ausgetauscht werden könne, nach Tschechien ausgeführt werde, auf dem Weg dorthin offiziell aufgrund einer Infektionskrankheit sterbe, inoffiziell aber wieder verkauft werde.

So weit, so gut. Dann aber folgen Bilder, die von hinten einen Mann in blauer Jacke zeigen, der das Tor zu einem Tigergehege aufschließt. Dazu heißt es im Film: &bdquo;Er (. . .) ist der Besitzer des größten norddeutschen Freizeitparks, des Hollywood- und Safariparks bei Bielefeld. Er kauft nach Angaben des Händlers die seltenen Tiere auf Bestellung aus deutschen Zoos und gibt sie dann weiter an den Zoo der tschechischen Republik, der den Tod des seltenen Tieres bescheinigt und es daraufhin verkauft.“

In Magdeburg und Westberlin wurden zwei weitere Szenen gedreht, in denen jener Mann zusammen mit dem Stuttgarter Händler und dem eingeschleusten V-Mann auftaucht. Bei der abgebildeten Person jedoch handelt es sich keinesfalls um Fritz Wurms, den Betreiber des Stukenbrocker Parks, sondern um den eines anderen Tierparks.

Der bestätigte in einem Gespräch mit der Redaktion, dass er vor seinem Tigergehege, in Magdeburg und auch in Westberlin teils mit versteckter Kamera gefilmt wurde. Im Safaripark in Stukenbrock allerdings sind nie Aufnahmen gemacht worden.

&bdquo;Herr Wurms hat sich sofort nach dem Fernsehbericht unaufgefordert bei uns gemeldet“, erklärte der Leiter des Kreisumweltamtes, Wolfgang Schwentker. &bdquo;Die Tierbestandsbücher werden regelmäßigen Kontrollen unterzogen. Was den Artenschutz anbelangt, hat es bei Wurms nie Auffälligkeiten gegeben.“ Auch Karl Westermann, Leiter des Kreisveterinäramtes, äußerte sich positiv über Wurms und seinen Tierpark. &bdquo;Wir haben bisher keine Probleme gehabt. Ich bin mit der Unterkunft und Fütterung, also der Haltung der Tiere, ausgesprochen zufrieden.“

Soweit der Bericht von Stephanie Paeleke. Sie bleibt am Ball. Kurze Zeit später entschuldigt sich das ZDF ganz offiziell bei Fritz Wurms.

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