Diese Syrerin lebt in Gütersloh ihren Traumberuf als Zahntechnikerin

Gütersloh . Wenn Hadeel Akkash von ihrer Arbeit erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Ihren Job als Zahntechnikerin findet sie spannend und herausfordernd. Jeden Tag gibt es eine andere Aufgabe und sie lernt Neues dazu. Die Syrerin arbeitet im Labor der Dental-Technik Beckmann in Gütersloh. Damit das möglich wurde, mussten mehrere Rädchen ineinandergreifen.

Akkash hat Zahntechnik in Syrien studiert. Zwei Jahre dauert dort die Ausbildung an der Hochschule. 2019, noch bevor sie in ihrem Beruf arbeiten konnte, kam die heute 27-Jährige im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland. Und für sie war klar: &bdquo;Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, auch in Deutschland möchte ich als Zahntechnikerin arbeiten“, sagt Akkash. Maßgeblich unterstützt wurde sie bei ihrem Vorhaben von der Agentur für Arbeit.

Sabine Schenk arbeitet bei der Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit in Gütersloh, wo Akkash mit ihrem Mann, der schon 2015 nach Deutschland kam, eine Wohnung gefunden hat. Doch die syrischen Zeugnisse und Dokumente, die zuvor von einer Agentur übersetzt wurden, qualifizieren die junge Frau in deutschen Anerkennungsverfahren bei der Handwerkskammer nicht als fertig ausgebildete Zahntechnikerin. &bdquo;Es fehlten Praxiserfahrungen, und auch die deutsche Sprache war zu dem Zeitpunkt noch ein Problem. Allerdings befand sich Frau Akkash bereits in einem B2-Sprachkurs, um ihre Kenntnisse zu verbessern“, erinnert Schenk sich zurück. Doch von Anfang an habe Akkash einem Probearbeiten in einem Unternehmen zugestimmt.

Fertige Zahntechnikerin in Gütersloh gesucht &bdquo;Ich habe darum den Kontakt zum Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit in Gütersloh gesucht“, sagt Sabine Schenk, die damit Anna Vinokurova mit ins Boot holte. &bdquo;Wir arbeiten mit vielen Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen im Umkreis zusammen und nutzen unsere Netzwerke, um die passenden Menschen für Stellenangebote und Ausschreibungen zu finden“, erklärt Vinokurova, die speziell für die Branche der Zahntechniker in Gütersloh zuständig ist.

Über den Arbeitgeber-Service entstand der Kontakt zwischen der syrischen Zahntechnikerin und dem Gütersloher Labor Dental-Technik Beckmann, das eigentlich eine Stelle für einen fertigen Zahntechniker oder eine fertige Zahntechnikerin ausgeschrieben hatte.

&bdquo;Anders als in Deutschland, wo die Ausbildung dual ist, also einen schulischen und einen praktischen Teil enthält, fehlt in der syrischen Ausbildung allerdings der Praxis-Teil“, erklärt der Geschäftsführer von Dental-Technik Beckmann, Claus-Hinrich Beckmann. &bdquo;Es war also klar, dass Frau Akkash noch einiges an praktischer Erfahrung im Beruf fehlen würde.“

Aufregung am ersten Arbeitstag Doch beide Parteien haben sich auf das Projekt eingelassen. Seit zwei Monaten gehört Akkash bereits zum 26-köpfigen Team. An die Aufregung an ihrem ersten Arbeitstag kann die 27-Jährige sich noch genau erinnern. &bdquo;Vieles war am Anfang neu für mich, und ich musste mich erst einfinden“, sagt Akkash. Doch schon mit dem markanten Geruch der Materialien im Labor kamen die Erinnerungen an ihr Studium zurück. &bdquo;Außerdem sind die Kollegen immer hilfsbereit, und so wird die Kommunikation immer besser.“ Auch Fachbegriffe wie den &bdquo;Artikulator“ beispielsweise kann sie inzwischen mühelos aussprechen.

&bdquo;Wir haben vorher mit dem Team Rücksprache gehalten, ob wir uns das Projekt zutrauen, denn natürlich bedeutet es für unser Unternehmen und insbesondere die Kolleginnen und Kollegen einen Mehraufwand“, sagt Beckmann. Der werde jedoch auch zu einem gewissen Teil durch einen Eingliederungszuschuss der Agentur für Arbeit übernommen. &bdquo;Damit werden Arbeitgeber und Bewerber bei sogenannten Vermittlungshemmnissen wie nicht ausreichenden fachlichen Kenntnissen finanziell unterstützt“, erklärt Vinokurova.

Inzwischen hat sich Akkash sehr gut im Team eingefunden. Eine große Hilfe sei ein Arabisch sprechender Mitarbeiter aus Syrien, der schon länger im Unternehmen ist. Ob die Zusammenarbeit dauerhaft fortgesetzt wird, entscheiden beide Parteien nach einer sechsmonatigen Probezeit, sagt Beckmann, der die Entscheidung für die syrische Zahntechnikerin keinesfalls bereut.

Nicht alle Fälle werden vermittelt Dennoch räumen Schenk und Vinokurova ein, dass längst nicht alle Fälle in einer gelungenen Vermittlung enden. &bdquo;Wir haben viele Möglichkeiten, aber es hängt auch von der Motivation und der Bereitschaft der Menschen ab, die zu uns kommen“, sagt Schenk. Gleiches gelte für die Arbeitgeber, mit denen die Agentur zusammenarbeitet, ergänzt Vinokurova.

Dass sich nicht alle Unternehmen solchen Projekten gegenüber offen zeigen, findet Beckmann schade. &bdquo;Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es schwierig, Fachpersonal zu finden, das auch ein Interesse daran hat, zu bleiben“, betont Beckmann. Akkash wünscht sich mit ihrem Mann, der an der Hochschule in Bielefeld Elektrotechnik studiert, eine Zukunft in Deutschland. &bdquo;Wir haben bei null in Deutschland angefangen und möchten hier Fuß fassen und uns etwas aufbauen“, sagt sie. Der Weg in die Arbeit sei dabei für sie ein wichtiger Schritt gewesen.

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