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Bahnchaos in OWL: Eine echte Kommunikationskatastrophe

Anneke Quasdorf

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Sanierungsmaßnahmen werden OWL noch bis Ende November vom Fernverkehr abkoppeln, hat die Bahn kurzfristig verkündet. Unsere Autorin prangert diese Kommunikation an. - © picture alliance/dpa
Sanierungsmaßnahmen werden OWL noch bis Ende November vom Fernverkehr abkoppeln, hat die Bahn kurzfristig verkündet. Unsere Autorin prangert diese Kommunikation an. (© picture alliance/dpa)

Wikipedia hat für den Begriff „Salamitaktik“ mehrere sehr einfache Erklärungen, die allesamt zum aktuellen Baustellen-Bahn-Desaster in OWL passen wie die Faust aufs Auge: Dabei handele es sich um eine „Vorgehensweise, die Wahrheit nur scheibchenweise zu servieren“. Eine in Bedrängnis geratene Person verrate dabei nur so viel, wie sie es für taktisch sinnvoll erachte. Dahinter stehe häufig die Absicht, Unpopuläres einer Mehrheit vermittelbar zu machen.

Was auch immer die Bahn sich bei all dem gedacht hat (und das beginnt schon mit der Entscheidung, eine ganze Region ausgerechnet zur Hauptreisezeit im Hochsommer vom Fernverkehr abzukoppeln), in Sachen Informationsstrategie hat sich der Konzern in OWL jedenfalls für die katastrophalste Variante entschieden. Reisende planen langfristig. Und sie fühlen sich - vornehm ausgedrückt - für dumm verkauft, wenn man ihnen Informationen vorenthält und sie sehenden Auges Tickets buchen lässt, die große Umwege, längere Reisezeiten und Schienenersatzverkehr beinhalten.

Alles in allem ist es eine bittere Pille - oder, um im Bild zu bleiben - eine ziemlich vergammelte Wurst, die die Deutsche Bahn ihren Kunden serviert. Wieder mal. Vielleicht geht es dem Unternehmen aber auch um eines der nachrangigeren Ziele, die die Salamitaktik laut Online-Lexika erreichen soll: den Gegner zermürben. Als ob allein drei Wochen Schienenersatzverkehr im Hochsommer diesen Zweck nicht schon hinreichend erfüllt hätten.

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