Bielefeld. Das Konzept für die Erweiterung des Tierparks Olderdissen ist lange fertig. Auf dem angrenzenden Hockeyplatz soll eine Hofstelle nach historischem Vorbild entstehen. Sie wird das Zuhause von Rheinischen Kaltblutpferden, Schwarzbunten Rindern und Bielefelder Kennhühnern. Auch Angler Sattelschweine und Quessantschafe sollen dort einziehen. Wann die Tiere dort zu bestaunen sein werden? Angepeilt war 2025. Doch bis jetzt ist die notwendige Ausführungsplanung noch nicht auf den Weg gebracht. Dabei ist trotz zweier gescheiterter Zuschussanträge die Finanzierung gesichert. Auch dank der Spendenfreudigkeit der Bielefelderinnen und Bielefelder. Für das Projekt „Hof der Tiere“, so die offizielle Bezeichnung, wurden bereits 2020 zwei Millionen Euro beim zuständigen städtischen Umweltbetrieb (UWB) bereitgestellt. Außerdem sind Spenden in einer Höhe von 1,38 Millionen zugesagt. Die Spendensumme hat sich in den vergangenen drei Jahren von zunächst 600.000 Euro mehr als verdoppelt. Unterm Strich stehen also 3,38 Millionen Euro bereit. Mehr als benötigt wird, denn die Kosten werden aktuell auf 2,95 Millionen Euro geschätzt. Viele Spenden für Olderdissen-Erweiterung „Die Finanzierung steht. Warum geht es jetzt nicht endlich los?“, fragte Frank Strothmann (CDU) jetzt im Betriebsausschuss des UWB. Umweltdezernent Martin Adamski betonte, bei dem Vorhaben handele es sich um eine „freiwillige Leistung“ der Stadt. Angesichts der angespannten Finanzlage müsse „verantwortungsvoll“ mit solchen Vorhaben und zusätzlichen Ausgaben umgegangen werden. Deshalb habe man sich um weitere Zuschüsse bemüht und werde dies auch in Zukunft weiter tun. „Es ist unbefriedigend, wie alles läuft“, so Strothmann weiter. Fast könne man das Gefühl haben, das Projekt sei gar nicht gewollt. 2018 hatten CDU und FDP die Tierparkerweiterung gemeinsam vorgeschlagen. 2019 gab es einen entsprechenden Beschluss, nachdem zunächst die Bürgerinnen und Bürger gefragt worden waren, was sie sich als Tierpark-Erweiterung wünschten. Dabei war die Idee einer Hoftierstelle mit alten Haustierrassen geboren worden. Bei der Tierparkerweiterung handele es sich um eine „freiwillige Leistung von besonderer Qualität“, sagte in der Sitzung Ole Heimbeck (SPD). Schon deshalb sei sie gerechtfertigt. Der Tierpark sei die beliebteste Freizeiteinrichtung der Stadt. Das Vorhaben müsse zügig umgesetzt werden. So sah es auch Klaus Feurich-Tobien (Grüne): „Die Ausführungsplanung sollte jetzt so schnell wie möglich erstellt werden. Wenn auf dem Weg zur Realisierung noch Zuschüsse mitgenommen werden können, ist das umso besser.“ Die Einigkeit freute den Ausschussvorsitzenden Werner Thole (CDU), seinerzeit einer der Initiatoren des Projektes. Umzäunung von Tierpark bald fertig Micha Kasper (FDP) wollte wissen, ob die derzeit laufende Umzäunung des Tierparks auch die zügige Erweiterung behindere. Das verneinte UWB-Chef Matthias Seipel. 75 Prozent der Umzäunung, die von den Liberalen stets abgelehnt wurde, seien inzwischen fertiggestellt. 600 Meter fehlten noch. Für die notwendigen Zugangstore lägen inzwischen konkrete Pläne vor. Insgesamt 180.000 Euro soll die Umzäunung kosten. 67.000 Euro sind bislang ausgegeben worden. Seipel versprach, dass es jetzt auch mit der Tierpark-Erweiterung schneller vorangehen solle. Es sei auch denkbar, dass das Vorhaben stufenweise umgesetzt werde. Geplant sind ein Hauptgebäude für Pferde und Rinder sowie kleinere Gebäude für Schafe, Schweine und Hühner. Die Hofstelle soll auch nicht bloß Schauobjekt sein. Die Rheinischen Kaltblüter etwa sollen auch als Rückepferde bei der Waldbewirtschaftung ihren Dienst tun, Baumstämme aus dem Teutoburger Wald holen. Parkticket in Olderdissen bargeldlos 1997 wurde sie eingeführt: die Parkgebühr auf dem Olderdissen-Parkplatz. Bei zwei Euro liegt sie, 270.000 Euro spült sie jedes Jahr in die Kassen des Tierparks. Doch das könnte mehr sein: Sprach Tierparkleiter Herbert Linnemann 2012 von 60 Prozent zahlenden Autofahrern, dürfte dieser Wert heute niedriger liegen. Ein Blick in die Autos vor Ort legt nahe, dass es keine 40 Prozent mehr sind. Ein Grund könnte sein, dass das bargeldlose Bezahlen immer mehr zum Standard geworden ist – aber an den sechs Automaten auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang weiter die bare Münze das einzig Wahre ist. Und so stellen die Grünen in der Bezirksvertretung Gadderbaum (der Tierpark liegt in Gadderbaum) jetzt die Frage, ob es möglich und sinnvoll sei, die Automaten umzurüsten – so, dass auch bargeldlos bezahlt werden könne. Das, so die Prognose, könne das „Gebührenaufkommen deutlich steigern“. Hochgerechnet wäre bis zu einer halben Million Euro jährlich möglich – die Parkgebühr gilt als eine Art indirektes Eintrittsticket für den kostenlosen Tierparkbesuch. Die Grünen fragen, was die Umstellung kosten würde – und regen eine Spendenaktion dafür an.