Nach mehr als 30 Jahren: Löhner Traditionsunternehmen verliert Auftrag für Müllabfuhr

Löhne. Rund 22.000 Mülltonnen holen die Mitarbeiter der Firma Schulten + Sohn ab Montag, 6. Januar, im gesamten Stadtgebiet ab. Geschäftsführer Hans-Hermann Schulten und sein Team hatten schon bessere Starts ins Jahr. Nach mehr als 30 Jahren ist das Löhner Unternehmen nicht mehr für die Müllabfuhr in der Werrestadt zuständig. Die Firma Berg aus Hiddenhausen hat die Ausschreibung bei dem Vergabeverfahren der Stadt gewonnen.

&bdquo;Das ist schon schade, wenn man nach so langer Zeit den Auftrag in der Heimatkommune verloren hat“, sagt Hans-Hermann Schulten. Das Unternehmen ist in Löhne ausschließlich mit Seitenladern unterwegs. &bdquo;Das spart Personal und ist für die Mitarbeiter wesentlich gesünder“, ist Schulten überzeugt. Vom Fahrersitz aus steuert der Mitarbeiter den Joystick. &bdquo;Damit lässt sich die gesamte Mechanik bedienen. Die Tonnen werden eingehängt, der Inhalt wird in den Behälter gekippt“, sagt er.

Löhne sei vor Jahrzehnten eine der ersten Städte gewesen, in der der Müll mit der damals neuen Technik entsorgt wurde. &bdquo;Wir haben damals auch viele Gespräche mit Anwohnern geführt, die wir bitten mussten, in engen Straßen die Tonnen auf die andere Straßenseite zu stellen“, sagt der Geschäftsführer. Das habe sich dann zum größten Teil schnell eingespielt.

Knochenarbeit für die Mitarbeiter Nach Überzeugung von Schulten hat das Seitenlader-System einen entscheidenden Vorteil: &bdquo;Den Mitarbeitern bleibt eine Arbeit erspart, die nicht besonders angenehm ist“, sagt er. Die Mitarbeiter, die hinten auf den Stufen des Heckladers stehen, sind Wind und Wetter ausgesetzt. &bdquo;Das ist echte Knochenarbeit“, sagt Schulten. Viele Tonnen würden schwerer, weil die Zahl der Kaminöfen steigt, und die Asche über die Restmülltonnen entsorgt wird. Dazu komme die Staubentwicklung, die zu einer Belastung werden könnte, wenn man hinten drauf fährt. Auch die Gase nach dem Entleeren von Biotonnen einzuatmen sei problematisch.

Es gibt allerdings einen entscheidenden Nachteil, der Schulten + Sohn am Ende den Auftrag gekostet hat. &bdquo;Die Systemkosten sind deutlich höher“, sagt Schulten. Die Technik bei den Seitenladern sei deutlich aufwendiger. &bdquo;Die Kosten sind im Vergleich auch höher als die Kosten für den größeren Personalaufwand bei den Heckladern“, sagt er.

Daraus die Konsequenz zu ziehen und wieder Hecklader-Fahrzeuge anzuschaffen, war für das Unternehmen keine Option. &bdquo;Ich finde, man kann es den Mitarbeitern nicht zu zumuten, sich hinten drauf zu stellen. Das ist ja wie vor 100 Jahren. So geht man statt einen Schritt vor jetzt drei Schritte zurück“, sagt Hans-Hermann Schulten. Mit den meisten Unternehmen der Branche sei er sich einig. Ausnahmen seien Touren, wo es wegen der baulichen Situation nicht möglich sei, mit einem Seitenlader zu fahren.

Alte Tonnen werden verkauft Die Firma Berg aus Hiddenhausen ist jetzt für die Müllabfuhr in Löhne zuständig. Das Unternehmen setzt auf Hecklader. Geschäftsführer Daniel Berg hat eine ganz andere Einschätzung als Schulten zum Einsatz von Heck- oder Seitenladern. Er hat sämtliche Seitenlader schon vor geraumer Zeit aus seinem Fuhrpark aussortiert. &bdquo;Beim Seitenlader ist man darauf angewiesen, dass alle Tonnen auf der gleichen Straßenseite abgestellt werden, sonst müssen wir im Zweifel manche Straßen doppelt abfahren“, sagte er im November zur Redaktion.

Nicht nur in Löhne, auch in Hiddenhausen, Bünde und Kirchlengern setze die Firma Berg daher bei der Müllabfuhr ausschließlich Hecklader ein. Das habe auch den Vorteil, dass neben dem Fahrer immer ein weiterer Kollege und damit im Zweifel ein Einweiser dabei sei. &bdquo;Gerade in engeren Straßen sind wir damit gut beraten“, sagt er. &bdquo;Und das spiegeln uns auch unsere Mitarbeiter“, so Berg.

Die Firma Schulten beginnt am 7. Januar mit Abholung der alten Tonnen. Ein Unternehmen, das auf solche Arbeiten spezialisiert ist, kümmert sich darum. Ist eine Tonne tadellos oder noch gebrauchsfähig, wird diese verkauft. &bdquo;Die restlichen Tonnen werden geschreddert, vermahlen und wieder zu neuen Mülltonnen verarbeitet“, sagt Hans-Hermann Schulten.

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