Nach schwerem Start ins Leben: So geht es Frühchen Nora aus Herford heute

Herford. Friedlich liegt Nora in den Armen ihrer Mutter. Das kleine Mädchen fühlt sich sichtlich wohl. Dann macht Nora mit schnurrenden Geräuschen, ähnlich eines kleinen Löwen, unmissverständlich darauf aufmerksam, dass es Hunger hat. Ihre Mutter strahlt. &bdquo;Sie hat großen Hunger“, sagt Kinderkrankenschwester Maike, die Nora auf der Frühgeborenenstation des Kreiskrankenhauses (KKH) Herford-Bünde in diesem Tag betreut. &bdquo;Nora macht sich richtig gut“, berichtet Maike lächelnd. Die Szenerie wirkt total entspannt.

Das war noch ganz anders, als die Herforderin Zera Chaer ihre Tochter am 10. November 2024 eben dort, in der Station K3, zur Welt brachte. Denn immerhin kam diese Geburt viel zu früh, schon in der 26. Schwangerschaftswoche. Nora musste die ersten Wochen ihres Daseins im Inkubator verbringen. Die Sorgen waren groß. Wie würde sich Nora machen, fragten sich die Eltern. Heute gibt es für sie die beruhigende Gewissheit. &bdquo;Völlig unkompliziert“ sei Nora als Frühchen, sagt Uwe Spille, Oberarzt in der Station K3. &bdquo;Alles Kritische lag ja schon hinter uns“, fügt er hinzu.

Das Mädchen hat an Gewicht zugelegt Der Weg, den die kleine Nora in den Wochen seit ihrer Geburt im KKH zurückgelegt hat, ist in der Tat sehr bemerkenswert. Von einem Gewicht von anfangs 1.120 Gramm hat sie jetzt auf 2,5 Kilogramm zugelegt. &bdquo;Eine Verdoppelung innerhalb von zwei Monaten ist anzustreben“, sagt Spille. Nora hat zwar noch eine Magensonde, da sie die Fähigkeit zu Trinken immer noch erlernen muss.

Doch an diesem Tag kann man deutlich sehen, dass dieser Lernprozess schon sehr weit gediehen ist. Bis zu 60 Milliliter nimmt sie auf einmal zu sich, berichtet Kinderschwester Maike, die seit 1989 auf der Station K3 arbeitet, wo sie auch ihre Ausbildung absolvierte. Gerade nimmt Nora die nächste flüssige Mahlzeit per Fläschchen von ihrer Mutter entgegen. Dann fallen Nora wieder die kleinen Äugelchen zu. &bdquo;Sie weiß auch nicht, was sie will“, lacht Zera Chaer. &bdquo;Ein bisschen musst du noch“, sagt sie und legt noch einmal das Fläschchen an.

Nora ist sehr aktiv Plötzlich ein leises Kieksen. Nora hat Schluckauf und strampelt mit den Beinchen. &bdquo;Sie war immer schon sehr aktiv“, erzählt Zera Chaer. Das war auch schon so, als Nora noch im Inkubator lag. Vielleicht eine gute Voraussetzung, um sich ins Leben zu kämpfen. Das gelingt jedenfalls so gut, dass das früh geborene Mädchen schon bald zu ihren Eltern nach Hause darf.

&bdquo;Es ist eine sehr schwierige Zeit gewesen für uns“, erinnert sich Chaer an die ersten Tage nach der Frühgeburt. &bdquo;Aber es ist eine schöne Entwicklung gewesen zu sehen, wie sie gewachsen ist und zugenommen hat.“ Am ersten Weihnachtstag sei Nora vom Inkubator in ein Wärmebett verlegt worden, berichtet Oberarzt Spille. &bdquo;Wahrscheinlich nächste Woche“, könne Nora nun zu ihren Eltern nach Hause. Denn medizinisch ist mit dem Mädchen alles in bester Ordnung.

Nora habe keine größeren Probleme, keine Infektionen, berichtet Spille. &bdquo;Sie hat die erste Impfung gut vertragen.“ Nach der Sechs-Fach-Impfung gegen verschiedene Infektionskrankheiten bekomme Nora vor der Entlassung noch die RSV-Impfung gegen Atemwegsinfektionen. Die Magensonde werde Nora zu Hause nicht mehr brauchen, sagt Spille. Bis zu einem Gewicht von etwa 3,5 Kilogramm benötige Nora, wie andere Frühchen auch, noch eine spezielle, energieangereicherte Nahrung und auch eine extra Portion Vitamin D. Das sei wichtig für den Knochenaufbau.

So geht es mit der Frühchen-Station weiter Die Freude, Nora schon bald im eigenen zu Hause zu haben, ist groß bei Zera Chaer, auch weil das viele Hin- und Herfahren von und zur Klinik dann wegfalle. Etwas nachdenklich wird Oberarzt Spille beim Gespräch mit der Neuen Westfälischen dann aber doch noch, aber nicht wegen Nora. Denn dass das Perinatalzentrum des Levels 1 zur Behandlung besonders kleiner Frühchen im Zuge der Klinikreform nun doch nicht im KKH bleibe, beschäftige das Personal in der Station K3 sehr. &bdquo;Es ist schade, dass man die bewährte Arbeit nicht mehr machen darf“, so Spille.

Man habe auf diesem Feld &bdquo;hervorragende Ergebnisse erzielt“, unterstreicht der Oberarzt. Perinatalzentren des Levels 1 versorgen Frühchen mit einem geschätzten Geburtsgewicht unter 1.250 Gramm oder einer Schwangerschaft, die unter der 29. Schwangerschaftswoche liegt. Im KKH habe man im Vorjahr 18 solcher Frühchen aufgenommen, berichtet Spille. Rund 250 Frühgeborene würden pro Jahr im Durchschnitt auf der Station K3 betreut. Der Wegfall des Levels 1 &bdquo;wird für Veränderungen sorgen“, fürchtet Spille.

Zera Chaer jedenfalls ist mit der Betreuung auf der Station K 3 rundum glücklich. &bdquo;Ich kann nur Positives berichten. Ich bin sehr zufrieden mit allem hier. Sie haben hier einen tollen Job gemacht.“ Wie zur Bestätigung leuchten Noras Augen in diesem Moment. &bdquo;Man könnte sie den ganzen Tag angucken“, schwärmt ihre Mutter. Wo sie recht hat, hat sie recht. Nora strahlt und hat schon wieder Hunger.

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