„Ein Albtraum“: Kampfhund beißt in Warburg den kleinen Biewer Yorkshire „Jimmy“ tot

Scherfede. &bdquo;Ein Albtraum“, sagt Anita Benedix. Die Scherfederin zeigt auf dem Display des Smartphones das Video, das sie von ihrem Biewer Yorkshire gemacht hatte. Da tollt &bdquo;Jimmy“ fußballspielend über die Terrasse, führt den kleinen Ball quicklebendig mit dem Kopf. &bdquo;Jetzt, am Sonntag wäre er zwölf Jahre alt geworden“, sagt Benedix und legt das Handy mit gesenkten Augenlidern beiseite.

Vor drei Jahren war ihr Mann gestorben. Seitdem ist &bdquo;Jimmy“ ihr ein und alles. Fast täglich führt der gemeinsame Gang zum Grab auf dem Friedhof. Auch am Mittwoch vergangener Woche. Für die Hundebesitzerin gerät der gewohnte Spaziergang zum Horror. Mit &bdquo;Jimmy“ sei sie wie so oft vom Friedhof gekommen, sagt Benedix. Am Parkplatz am Eingang der Grabstätte zur Bernhardusstraße dann das Unfassbare: Ein Staffordshire, nennt sie eine Rasse, beißt zu. Für &bdquo;Jimmy“ endet die Begegnung tödlich.

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&bdquo;Der Hund war an der Stange eines der Schilder auf dem Parkplatz angeleint“, erklärt Benedix der &bdquo;Neuen Westfälischen“ noch immer fassungslos. Sie habe das braun-weiße Tier zunächst nicht bemerkt, hinter dem Torpfeiler nicht gesehen, sagt die Seniorin. Dann war es zu spät. &bdquo;Der Kampfhund biss zu und ließ Jimmy nicht mehr los“. Alles sei in Sekundenbruchteilen passiert, beschreibt sie das Bild, das sie vor Augen hat und nicht vergessen kann. Der kleine, süße &bdquo;Jimmy“, wehrlos im Maul des Kampfhundes.

Angegriffener Hund hat Bissspuren im Nacken und Hals Benedix schreit, versucht mit dem Fuß, den Hund von seinem Tun abzubringen. Dann kommt ihr ein Passant zu Hilfe. Auch der junge Mann versucht, die beiden Hunde voneinander zu trennen. Aus einem Haus eilen zwei weitere Männer zum Parkplatz. Sie informieren die Polizei und eine Tierärztin, die an der Straße nur wenige Häuser weiter entfernt wohnt. &bdquo;Sie tastete und hörte Jimmy ab“, erinnert sich Benedix an die tumultartige Szenerie.

Ein Nachbar bringt Benedix, den kleinen Hund blutend im Arm, in die Peckelsheimer Tierklinik, in der die Ärztin arbeitet. In der Praxis werden Bissabdrücke und -spuren im Nacken und vorn am Hals festgestellt. Vermutlich nicht lebensbedrohlich, hört Benedix. Doch ist nach dem Röntgen klar: Der Kehlkopf ist eingedrückt und stark verletzt. &bdquo;Jimmy“ bekommt kaum noch Luft. Mittlerweile ist auch die Familie da. Eine OP könne &bdquo;Jimmys“ Leben vielleicht retten, macht die Ärztin wenig Hoffnung. Aber ob er es bis Bielefeld schaffe, sei mehr als fraglich. Dann der traurige Moment: Voller Tränen verabschiedet sich die Seniorin von ihrem Liebling.

Familie geschockt von Beißattacke &bdquo;Alles ging so furchtbar schnell“, blickt Benedix zurück. Die Männer, die den vermeintlichen Stafford am Friedhofsparkplatz an das Schild angeleint und wohl einen längeren Augenblick allein gelassen hatten, halten ihr dort noch vor, sie hätte eben besser aufpassen müssen. &bdquo;Eigene Schuld“. Benedix fühlt sich ausgelacht.

Die Polizeibeamten stellen Strafanzeige, raten Benedix, eine Zivilklage anzustreben. In der kommenden Woche hat sie einen Termin beim Rechtsanwalt. &bdquo;Der Hund muss weg“, sagt sie erregt und erinnert an einen ähnlichen Vorfall, von dem sie vor einem halben Jahr gehört habe.

Die Seniorin macht sich Vorwürfe &bdquo;Hätte ich die Leine doch kürzer gehalten“, macht sich die 76-Jährige später selbst Vorwürfe. Das Geschehene kann sie immer noch nicht begreifen. Zu groß die Trauer, zu groß der Verlust. In der Küche steht der mit Trockenfutter halbvollgefüllte Napf, im Wohnzimmer ist der Schlafplatz unberührt und im schwarzen Tipizelt wartet die Decke, in die sich &bdquo;Jimmy“ so gern einkuschelte.

Die ganze Familie ist geschockt. Die Tochter wohnt mit ihrem Ehepartner nebenan, auch der Sohn ist mit seiner Familie im Ort geblieben. Besonders der Enkel vermisse den Hund, sagt die Oma. Mit &bdquo;Jimmy“, dem lieben Kerlchen sei er quasi aufgewachsen. Der Achtjährige gehe in diesem Jahr zur Kommunion und spüre die Wut, frage sich, warum der liebe Gott nicht aufgepasst habe.

Polizei ermittelt – Noch muss einiges geklärt werden Jörg Niggemann, Sprecher der Kreispolizeibehörde Höxter, bestätigt Vorfall und Anzeige. Bei der Polizei habe die Hundehalterin angeben, beim nachmittäglichen Spaziergang mit ihrem Hund am Mittwoch, 22. Januar, in der Bernhardusstraße an einem Hund, der an ein Verkehrsschild angebunden gewesen sei, vorbeigekommen zu sein. Unvermittelt habe dieser den Yorkshire angegriffen und in den Hals gebissen. Die Frau habe daraufhin um Hilfe gerufen, sagt Niggemann.

&bdquo;Mehrere Zeugen versuchten, die beiden Hunde voneinander zu trennen. Darunter auch der Eigentümer des angebundenen Hundes“. Die Scherfederin sei mit ihrem schwer verletzten Hund in die Tierklinik. Das Tier habe später eingeschläfert werden müssen, meldet der Polizeisprecher. Ebenso wie die Polizei sei auch das Warburger Ordnungsamt hinzugezogen worden. Ordnungsamtsleiter Wolfgang Voss spricht von einem Kampfhund, der inzwischen sichergestellt und in ein Tierheim gebracht worden sei.

Halter missachtet erlassene Auflagen Im Polizeibericht ist die Hündin als Old-Englisch-Bulldog aufgeführt. Sie war dem Ordnungsamt bereits bekannt, da in der Vergangenheit Verstöße gegen die ordnungsgemäße Haltung festgehalten und dem Halter Auflagen nach dem Landeshundegesetz NRW angeordnet wurden. &bdquo;Zum Zeitpunkt des Vorfalls befand sich die Old-English-Bulldog unbeaufsichtigt, und die erlassenen Auflagen wurden durch den Halter nicht beachtet“, heißt es seitens der Behörde. Trotz aller präventiven Maßnahmen habe sich der Vorfall bedauerlicherweise nicht verhindern lassen.

&bdquo;Die Ermittlungen, in die das Ordnungsamt involviert ist, laufen“, sagt Polizeisprecher Niggemann. Welche Folgen der Beißvorfall in Scherfede haben werde, könne allerdings erst nach deren Abschluss gesagt werden, erklärt Niggemann.

Gefährliche Hunde in der Stadt Warburg Aktuell sind in der Hansestadt Warburg knapp 1.520 Hunde gemeldet. Davon sind derzeit fünf Hunde als sogenannte gefährliche Hunde eingestuft. Diese dürfen ausschließlich unter strengen behördlichen Auflagen gehalten werden.

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