Pflegekosten steigen: Caritasverband Paderborn kämpft mit vielen Herausforderungen

Paderborn. &bdquo;Wir stehen derzeit von drei Seiten unter Druck“, sagt Patrick Wilk, Vorstand des Caritasverbandes Paderborn. Deutliche Kostensteigerungen in der Pflege, ein Personalmangel und schwierige Haushaltssituationen bei Zuschussgebern machen sich bemerkbar. Wilk berichtet, was das für Bewohner sowie Nutzer von Hilfsangeboten bedeutet.

Kosten in der Pflege sind deutlich gestiegen Laut Wilk ist der Caritasverband der größte Anbieter für ambulante Pflege im Kreis Paderborn. Rund 3.000 Menschen betreut der Verband, zudem bietet er 200 stationäre Pflegeplätze und 200 Plätze in der Tagespflege an. In all diesen Bereichen sind die Kosten zuletzt stark gestiegen, insbesondere durch die Tariferhöhung. &bdquo;Diese elf Prozent Erhöhung haben wir weitestgehend erfolgreich in die Pflegesätze verhandelt, das hat aber dazu geführt, dass unsere Preise extrem teuer geworden sind“, sagt Wilk.

&bdquo;Warum müssen wir denn noch einmal 300, 400 oder 500 Euro pro Monat mehr zahlen, ohne dass jemand fünf Minuten länger am Bett meiner Mutter steht?“, nennt er eine Frage der Angehörigen. Die Pflegekassen würden &bdquo;quasi einen festen Zuschuss zahlen“, sodass die Tariferhöhung &bdquo;fast eins zu eins zulasten der Bewohner“ gehe. &bdquo;Im NRW-Landesdurchschnitt zahlt jeder Altenheimbewohner knapp 3.000 Euro netto dazu. Wer hat eine Rente, die das deckt?“, stellt Wilk eine rhetorische Frage.

Die Folgen merkt der Paderborner Caritasverband bei der Buchung. &bdquo;Viele, gerade im ambulanten Bereich, sagen, dass sie nicht mehr sieben Tage die Woche Pflege benötigen und es reicht, wenn man nur drei Mal kommt“, berichtet Wilk. Ähnliches sei in der Tagespflege zu beobachten. &bdquo;Wenn über unsere ganzen Tagespflegen alle im Durchschnitt einen Tag weniger kommen, fehlen uns eine Million Euro an Erträgen.“ Dann einfach Personal einzusparen, sei nur sehr begrenzt eine Lösung. &bdquo;Man braucht eine gewisse Mannschaft, um eine Einrichtung offen zu halten“, sagt Patrick Wilk.

Caritasverband setzt bei Personalgewinnung auch auf ausländische Kräfte Die erwähnte geringe Auslastung sei wirtschaftlich schlecht, so Wilk, käme dem Caritasverband an anderer Stelle aber entgegen. Denn eine geringere Nachfrage in der ambulanten Pflege bedeute weniger Pflegekräfte, die benötigt werden. &bdquo;Dadurch hat sich der Personalmangel etwas reduziert“, sagt Wilk.

Dennoch bleibt die Personalgewinnung beim Caritasverband – wie allgemein in der Pflege – eine Herausforderung. Die Hälfte der 1.000 Mitarbeiter in der Pflege gehe in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand. Dabei handelt es sich um Fachkräfte, Hauswirtschaftskräfte und Pflegehilfskräfte. &bdquo;Wir müssen jedes Jahr 50 Leute einstellen, damit wir den Status quo halten“, so Wilk. &bdquo;Einige Verbände gehen in Zeitarbeit. Das haben wir bis jetzt gar nicht gemacht und wollen wir auch nicht.“

Der Paderborner Caritasverband probiert stattdessen aus, Arbeitnehmer aus dem Ausland zu rekrutieren. &bdquo;Mit drei Fachkräften aus Indien haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Wilk. Außerdem besteht eine Kooperation mit einer deutschsprachigen Schule im Senegal. Sieben ihrer Abiturienten haben bereits eine Ausbildung beim Caritasverband in Paderborn gestartet und wollen diese demnächst beginnen.

&bdquo;Sie werden den Fachkräftemangel nicht komplett lösen, aber ich glaube, das ist eine Teillösung, die mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist“, meint Patrick Wilk. Für die ausländischen Kräfte will der Caritasverband in einem Gebäude an der Kilianstraße, direkt neben dem Verbandssitz, zwei Wohngemeinschaften schaffen.

Paderborner Caritasverband hofft auf Zuschüsse für freiwillige Hilfsangebote Im Sommer hatte der Caritasverband mit Partnern der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt Alarm geschlagen. Beratungsdienste der freien Wohlfahrtspflege seien gefährdet, da bei freiwilligen Leistungen der Rotstift angesetzt werde – von der Bundesebene über Landesförderungen bis zur kommunalen Ebene. Mittlerweile ist Wilk etwas beruhigter, zumindest für dieses Jahr: &bdquo;Wir haben derzeit nicht die Angst, dass wir flächendeckend die Dienste und Einrichtungen schließen müssen. Wir werden unser Portfolio erhalten.“

Kürzungen aus dem Landeshaushalt seien nicht so stark ausgefallen wie befürchtet, wohl auch, weil in Düsseldorf demonstriert wurde, meint Wilk. Zugleich gebe es beim Punkt Zuschuss noch Unsicherheiten auf kommunaler Ebene. So ist der Paderborner Haushalt noch nicht verabschiedet, weshalb der Caritasverband mit dem plant, was auf Entwurfsbasis absehbar ist – und sich mitunter in ein finanzielles Risiko begibt.

Nur befristete Mittel für &bdquo;topqualifizierte“ Mitarbeitende der Paderborner Caritas Patrick Wilk nennt ein Beispiel: Die befristeten Verträge zweier &bdquo;topqualifizierter“ Mitarbeitenden im Migrationsdienst liefen zum Jahresende aus. Eine Zuschussbewilligung gibt es noch nicht. &bdquo;Wenn die Mitarbeiter aber einmal weg sind, dann ist auch das Angebot weg“, sagt Wilk. &bdquo;Wir nehmen daher das Risiko in Kauf, den Leuten unbefristet Verträge zu geben und im Zweifelsfall Zehntausende Euro Verlust zu machen. Wir haben Rücklagen, sodass wir Verluste auch mal ein Jahr überbrücken können.“

Doch die Mittel des Caritasverbandes seien endlich. Die Kirche unterstütze den Verband &bdquo;mit ein paar Hunderttausend Euro im Jahr“, so Wilk. Aber auch diese Mittel seien fest vergeben und nicht beliebig erweiterbar.

Angestoßen durch die Alarmstimmung im vergangenen Jahr fanden und finden weiterhin Treffen der Wohlfahrtsverbände mit Lokalpolitikern statt, um einen Überblick zu bieten, von welchen Stellen Zuschüsse kommen.

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