Das Wichtigste zu den Schüssen am Bielefelder Landgericht: Nach dem Ende einer Gerichtsverhandlung im Fall des getöteten Boxers Besar Nimani sind am Mittwoch, 26. Februar, Schüsse an der Bielefelder Kreuzstraße gefallen. Zwei Männer wurden dabei lebensgefährlich verletzt. Einer von ihnen ist der Vater des Angeklagten. Insgesamt spricht die Polizei von vier Verletzten. Am späten Donnerstagabend hat sich der wegen vierfachen versuchten Mordes gesuchte Tatverdächtige nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei gestellt.Der dringend tatverdächtige Berat Nimani, Bruder des getöteten Ex-Boxers, schweigt aber zu den Vorwürfen. Alle Informationen im Liveticker: Schüsse in Bielefeld – was bisher passiert ist Bielefeld. Vor dem Bielefelder Landgericht ist am Mittwoch, 26. Februar, auf vier Menschen geschossen worden. Zwei Männer (63, 23) wurden dabei lebensgefährlich verletzt. Die Polizei spricht von insgesamt vier Verletzten, der Zustand der Schwerstverletzten konnte stabilisiert werden. Alle sind laut Angaben der Polizei am Donnerstagmorgen noch am Leben, ihr Gesundheitszustand gilt als stabil. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich bei den vier verletzten Personen um den Vater (63) des wegen Mordes an Besar Nimani angeklagten Hüseyin A., seinen Sohn (25) und zwei weitere Männer (23, 25), die Angehörige beziehungsweise Freunde der Familie von Hüseyin A. sind. Aus dem Gericht herbeieilende Polizeibeamte hatten am Tatort umgehend Erste Hilfe geleistet. Die Tat steht nach Ansicht der Ermittlungsbehörden „eindeutig“ im Zusammenhang mit dem Prozess um den ermordeten Boxer Besar Nimani. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag bestätigte, gilt sein Bruder Berat Nimani als dringend tatverdächtig. „Wir gehen davon aus, dass er geschossen hat“, sagt Veit Walter, Sprecher der Anklagebehörde. Ob er das alleine getan hat oder mit Komplizen sei allerdings noch nicht geklärt. Am späten Donnerstagabend soll sich der Verdächtige in Begleitung seines Strafverteidigers der Polizei gestellt haben. Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichtes Bielefeld hatte gegen den zuvor einen „Haftbefehl wegen vierfach versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung“ erlassen. Bielefelder Mordkommission „Kreuz“ leitet die Ermittlungen Die Ermittlungen werden durch die Staatsanwaltschaft Bielefeld zusammen mit der Mordkommission „Kreuz“ des Polizeipräsidiums Bielefeld durchgeführt. MK-Leiter ist Kriminalhauptkommissar Alexander Scholz. Die Polizei bittet nach wie vor darum, dass Zeugen, die Angaben zum Tatgeschehen machen könnten, sich telefonisch bei der Mordkommission Kreuz oder beim Kriminalkommissariat 11 der Polizei Bielefeld melden, Tel. 0521 5450. Am Tag der Schüsse hatten nach dem Ende der Verhandlung gegen 13.40 Uhr alle Zuschauer den Gerichtssaal des Landgerichts verlassen. Im Saal waren auch Angehörige von Hüseyin A., der sich derzeit wegen des Mordes an Nimani vor Gericht verantworten muss. Als die Angehörigen die Kreuzstraße (Höhe Delius-Klasing-Verlag) erreicht hatten, soll ein Mann mit einer Pistole auf die Angehörigen des Angeklagten geschossen haben. Insgesamt sollen bei dieser ersten Schussserie mindestens sechs Schüsse gefallen sein. In Panik rannten Menschen davon. Der Bruder des Angeklagten flüchtete in Richtung Adenauerplatz und suchte in einem Imbiss Schutz. Aus Sorge um seinen angeschossenen Vater kehrte er aber zurück auf den Gehweg, wo dann erneut Schüsse in seine Richtung fielen – womöglich aus einem fahrenden Auto, in das der Schütze zwischenzeitlich eingestiegen sein soll. Großeinsatz der Bielefelder Polizei Der Bruder soll bei dieser zweiten Schusssalve nicht getroffen worden sein, war aber vorher bereits am Knie verletzt. Am Mittwoch hieß es noch, es handelte sich dabei um eine Sturzverletzung. Inzwischen scheint sich bestätigt zu haben, dass die Verletzung doch von einem Schuss ins Knie herrühren soll. Inzwischen am Tatort eingetroffene Polizeibeamte, die zuvor den Prozess im Landgericht gesichert hatten, forderten den Mann auf, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Er schleppte sich hinter ein Auto. Anschließend startete ein Großeinsatz der Polizei. Die Landgerichtskreuzung wurde bis zum späten Abend gesperrt. Es kam dadurch zu empfindlichen Störungen in Auto- und Stadtbahnverkehr in der Bielefelder Innenstadt. Kurz nach der Tat entstand Aufregung an der Siekerstraße Ecke Schmale Gasse: Einer der Täter soll in ein Wohnhaus in der Nähe des Tatorts geflüchtet sein. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte umstellten das Objekt. Doch ein vorbereiteter SEK-Zugriff blieb aus. Die Spezialeinheiten durchsuchten zwar das Gebäude, ein Verdächtiger wurde aber nicht angetroffen, hieß es. Wie die Polizei am Mittwochabend bestätigte, konnten Beamte „vor Ort einen Tatverdächtigen vorläufig festnehmen, dessen Tatbeteiligung noch nicht geklärt ist.“ Er wurde ins Gericht gebracht. Später war noch von einem zweiten Festgenommenen die Rede. Zwei vorläufig Festgenommene wieder freigelassen Die beiden Festgenommenen wurden jedoch bereits um Mitternacht wieder freigelassen. Das bestätigt Rechtsanwalt Jan-Christian Hochmann, der mit seinem Kollegen Lutz Klose die Vertretung der beiden Männer übernommen hatte. Bei der späten Vernehmung des Festgenommenen (21) stellte sich heraus, dass er zu der Gruppe gehörte, auf die geschossen wurde. „Mein Mandant berichtete, dass die Schüsse ohne jede Vorwarnung auf sie eröffnet wurden“, sagt Hochmann. Er habe sich sofort auf den Boden geworfen und sei dann geflüchtet. Auf der Flucht sei er dann von Polizisten als Tatverdächtiger eingestuft und festgenommen worden. Der Vater des 21-Jährigen wurde wiederum im Krankenhaus festgenommen. Warum, ist unklar, da er nicht am Tatort gewesen ist. Möglicherweise reichte der Name des Festgenommenen für den Verdacht, dass er zur Gegenseite gehören könnte. Er wollte eigentlich seinen Neffen besuchen, der am Mittwoch ebenfalls von den Kugeln der Täter getroffen wurde. Bis zu seinem Neffen kam er aber nicht. Er wurde vorher von Polizisten abgeführt. Eine andere SEK-Einheit soll die Männer später in Polizeigewahrsam gebracht haben. Dort fanden dann auch die Vernehmungen statt, die kurz vor Mitternacht zur Freilassung führten. Tatwaffe nach Schießerei sichergestellt Die Polizei spricht am Abend von vier Verletzten, die mittlerweile im Krankenhaus liegen. Der Zustand der verletzten Personen sei demnach stabil. Das ist auch am Donnerstag weiter der Fall. Eine Tatwaffe wurde sichergestellt. Die Schüsse hatten in der Bielefelder Innenstadt für große Verunsicherung gesorgt. Ein Gymnasium in Tatortnähe bat die Eltern, ihre Kinder von der Schule abzuholen. Zuvor hatten die Lehrer die Anweisung erhalten, mit ihren Schülern in den Klassenräumen oder am Nachmittag in den Betreuungsräumen zu bleiben. Mehr zum Thema: Prozess nach Tod eines ehemaligen Boxers Toter Ex-Boxprofi: Prozessauftakt mit hohem Polizeischutz Schüsse auf Boxer: Zwei Tatverdächtige mit Fotos gesucht Erschossener Bielefelder Ex-Boxer Besar Nimani: Hunderte kommen zu Beisetzung Box-Gala in Detmold: „Bes“ Nimani feiert K.o.-Sieg gegen Peter Orlik