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Gleichstellung in Bielefeld: Ishara-Erlebnisbad führt Unisex-Bereiche ein

Dana Johanna Stoll

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Ab ins Wasser: Seit Anfang Februar hat das Ishara in Bielefeld einen Unisexbereich zum Umziehen und Duschen. - © Symbolbild: Pixabay
Ab ins Wasser: Seit Anfang Februar hat das Ishara in Bielefeld einen Unisexbereich zum Umziehen und Duschen. (© Symbolbild: Pixabay)

Bielefeld. Nach den Verwirrungen um Duschtüraufschriften im Ishara-Erlebnisbad hat sich einiges in dem Schwimmbad getan. Auf Initiative des queeren Sportvereins „Warminia“ und der Bielefelder Gleichstellungsstelle wurde nun eine neue Lösung gefunden, um das Ishara inklusiver zu machen. Im Februar wurde eine der Herrenumkleiden in eine Unisexumkleide umbenannt. Das Gleiche ist auch mit einer der Herrenduschen passiert. Damit haben nun nicht-binäre Menschen im Ishara wieder einen Platz, um ohne Ausgrenzung und unter Wahrung ihrer Bedürfnisse zu duschen und sich umzuziehen.

Eine Aufschrift an einer der Damensammelduschen hatte Ende vergangenen Jahres für Wirbel gesorgt. Auf der Tür der Dusche war damals zu lesen: „Frauen – inter* – nicht-binär“. Die Aufschrift habe es mehr als ein Jahr lang gegeben. Nachdem sie von Unbekannten aber immer wieder abgekratzt wurde, entfernten die Mitarbeiter des Isharas die Aufschrift komplett. Damit verlor die LGBTQ+-Gemeinschaft in diesem Schwimmbad einen sichereren Platz der Inklusion.

Mit der neuen Lösung einer Unisexdusche und -umkleide wurde dieser Platz nun wieder bereitgestellt. Die Entscheidung wurde gemeinsam von den Bielefelder Bädern und der Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld erarbeitet. „Dabei wurden die Anforderungen von „Warminia“ mit der Gleichstellungsstelle diskutiert und von uns im Rahmen der räumlichen Möglichkeiten weitestgehend berücksichtigt“, sagt Lisa Teichler, Pressesprecherin der Bielefelder Bäder.

Bielefelder sprechen von Ausgrenzung von LGBTQ+-Menschen im Sport

„Für uns ist es im Sport besonders wichtig, dass die LGBTQ+-Gemeinschaft einen sichereren Raum hat, an dem sich jeder auch ausleben kann“, sagt Ru Kim Haase, Vorstandsmitglied von „Warminia“. Trotz der Bemühungen sieht der Vorstand des Vereins aber noch immer Verbesserungsbedarf im Ishara. Die derzeitige Lösung sei zwar ein guter Schritt in die richtige Richtung, aber „noch immer nicht zufriedenstellend“. Längerfristig würde sich der Verein wünschen, dass es auch in weiteren Einrichtungen einen Ort geben würde, an dem sich jeder wohl und akzeptiert fühlt. Die Schwimmgruppe des Vereins, die sich auch auf internationale Wettkämpfe vorbereitet, trainiert selbst im Ishara und ist daher froh, dort wieder inklusive Umkleiden und Duschen zu haben.

Ru Kim Haase (v. l.) und Pascal Cziborra engagieren sich für LGBTQ+-Menschen im Bielefelder Sport. - © Andreas Zobe
Ru Kim Haase (v. l.) und Pascal Cziborra engagieren sich für LGBTQ+-Menschen im Bielefelder Sport. (© Andreas Zobe)

Seit der Gründung 1994 setzt sich der Verein für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Bielefeld ein. „Unser Verein will den queeren Menschen in Bielefeld vor allem einen sichereren Ort bieten“, sagt Vorstandsmitglied Pascal Cziborra. Denn noch immer komme es zur Ausgrenzung von queeren Menschen im Sport. Im Rahmen des europaweiten Projektes „Outsport“ wurden 5500 Menschen aus der LGBTQ+-Gemeinschaft zu ihren Erfahrungen im Sport befragt. 16 Prozent gaben an, noch immer negative Erfahrungen zu machen. So berichtete der Großteil unter anderem von Beschimpfungen oder auch Diskriminierung.

Schulungen für Bielefelder Bäderpersonal im Umgang mit nicht-binären Menschen

Besonders im Fußball und beim Schwimmen würden die queeren Sportler aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identifikation Ausgrenzung wahrnehmen. Dort berichteten etwa 30 Prozent der Befragten von negativen Erfahrungen. „Gerade im Profifußball ist es immer noch ungewöhnlich, wenn sich Spieler outen“, sagt Cziborra. Diese fehlenden Outings sind noch immer ein Zeichen dafür, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung keine Selbstverständlichkeit ist, sich zu outen „Es ist für uns deswegen auch ein besonderer Erfolg, wieder mehr Inklusion im Ishara zu haben“, sagt auch Haase.

Auch in anderen Bädern der Bielefelder Bädergesellschaft seien bereits geschlechtsneutrale Möglichkeiten geschaffen worden. Aber nicht nur die Räumlichkeiten der Bielefelder Schwimmbäder seien nun inklusiver geworden. Auch das Personal soll nach Informationen der Gleichstellungsstelle intensiver geschult werden, um den Bedürfnissen von nicht-binären Menschen im Ishara nachkommen zu können.

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