Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Störche im Kreis Gütersloh könnten bald erneut auf einem Mobilfunkmast brüten

Roland Thöring

  • 0
Nestbau in 30 Metern Höhe: Ein junges Weißstorchenpaar hat 2022 für seine Kinderstube den Mobilfunkmast der Deutschen Telekom an der Sürenheider Straße in Verl gewählt. - © Roland Thöring
Nestbau in 30 Metern Höhe: Ein junges Weißstorchenpaar hat 2022 für seine Kinderstube den Mobilfunkmast der Deutschen Telekom an der Sürenheider Straße in Verl gewählt. (© Roland Thöring)

Verl-Sürenheide. Drei Jahre lang war der Mobilfunkmast an der Sürenheider Straße zwischen der Helfgerdsiedlung und dem Kreisverkehr an der Pfarrkirche St.-Judas-Thaddäus ihr vorübergehendes Zuhause. 2022 hat das Weißstorch-Paar dort in 30 Metern Höhe zwischen den Antennen erstmals Junge großgezogen. Ende vergangenen Jahres kam dann die „Eigenbedarfskündigung“ der Telekom-Tochterfirma Deutsche Funkturm (DFMG): Der Horst wurde Ende Dezember entfernt.

Doch die Störche ficht das nicht an - die Bauarbeiten am neuen Nest haben begonnen. „Wir haben das Storchennest auf unserem Mobilfunkmast in Abstimmung mit der Abteilung Umwelt beim Kreis Gütersloh entfernt“, bestätigt Benedikt Albers, Pressesprecher der DFMG auf Nachfrage. Möglich ist das: Der Weißstorch wird in der aktuellen „Roten Liste“ von NRW, in der alle hier vorkommenden Vogelarten erfasst werden, als „nicht gefährdet“ eingestuft, sodass sein Horst außerhalb der Brutzeit weggenommen werden darf.

Die Deutsche Funkturm nennt dafür technische Gründe. Durch die Größe des Horsts und dessen Gewicht von mehr als 200 Kilogramm sei „ein längeres Verbleiben auf unserem Mobilfunkmast aus Sicherheitsgründen nicht möglich“ gewesen.

Weißstörche finden Gefallen am Nistplatz im Kreis Gütersloh

„Die erhöhte Windlast war eine Herausforderung für die Statik. Zusätzlich bestand zunehmend das Risiko, dass Passanten durch herabfallende Äste des verlassenen Storchennests hätten verletzt werden können.“ Der Mast steht nur ein paar Meter entfernt vom Geh- und Radweg an der Sürenheider Straße auf einer Wiese.

Während der Brutzeit im vergangenen Jahr konnten die Techniker der Deutschen Funkturm aus Rücksicht auf die sensiblen Tiere die Antennen und den oberen Teil des Mobilfunkmasts nicht warten, so Albers weiter. Doch „im Fall einer Störung hätte das zu Einschränkungen in der Mobilfunkversorgung in Verl führen können“. Die aufgeschobenen Arbeiten, zu denen unter anderem auch die Reinigung des Masts und der Sendetechnik von Vogelkot zählten, konnten nun nachgeholt werden.

Die Zahl der Weißstorch-Bruten im Kreis Gütersloh steigt Jahr für Jahr. 2024 registriert die Biologische Station 41 Brutpaare. - © Roland Thöring
Die Zahl der Weißstorch-Bruten im Kreis Gütersloh steigt Jahr für Jahr. 2024 registriert die Biologische Station 41 Brutpaare. (© Roland Thöring)

Doch die Weißstörche haben Gefallen an dem Nistplatz zwischen den Antennen gefunden. Seit einigen Tagen legen sie dort wieder Astwerk ab. Ob daraus schon für die bevorstehende Brutsaison ein neuer Horst entsteht, wird sich zeigen. Die Zahl der Weißstörche, die im Kreis Gütersloh brüten, steigt seit Jahren. Laut Bernhard Walter, Geschäftsführer der Biologischen Station Gütersloh/Senne, gab es im vergangenen Jahr im Kreisgebiet 41 Weißstorch-Bruten.

Immer mehr Weißstörche brüten im Kreis Gütersloh

Zum Vergleich: 2017 hatten die Ornithologen noch 13 Brutpaare gezählt. In Verl wurden 2024 sechs Brutpaare an verschiedenen Standorten registriert, plus weitere zehn Brutpaare auf dem Hof von Ludger Bremehr. Den Anfang hatten hier 2012 drei Paare wilder Störche gemacht, die von den Zuchtstörchen in einer Voliere auf seinem Gelände angezogen worden waren. Weil sich die Vögel in der Gemeinschaft wohl und sicher fühlen, werden es hier von Jahr zu Jahr mehr.

Angesichts dieser Entwicklung rät Walter, die Störche nicht durch das Aufstellen von Kunsthorsten in Gegenden zu locken, wo sie dann nicht genug Nahrung für die Jungen finden. Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) beträgt der Tagesbedarf eines ausgewachsenen Vogels 500 bis 700 Gramm Nahrung; dies entspricht ungefähr 16 Mäusen oder 500 bis 700 Regenwürmern.

Pro Jungtier in seinem Nest muss der Altvogel zusätzlich 1.600 Gramm pro Tag herbeischleppen – da wird es in der von Äckern dominierten Landschaft eng. Störche nutzen ihren gewohnten Horst über Jahre immer wieder und gehen in dessen näherem Umfeld auf die Jagd. Jüngere Paare müssen sich etwas Neues suchen. Dafür wählen sie nicht unbedingt die von Menschen eigens bereitgestellten Nisthilfen - sondern auch schon mal einen Mobilfunkmast.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo