Klinikdirektor Hinkelbein stirbt bei Flugzeugabsturz: Ausnahmezustand am Mindener Klinikum

Minden/Porta Westfalica. Während sich die Angestellten des Johannes-Wesling-Klinikums nach dem tödlichen Flugzeugabsturz des Mediziners Jochen Hinkelbein in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden, stehen die Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) erst am Anfang ihrer Ermittlungen. Nach Angaben des BFU-Pressesprechers Germout Freitag könnte es ungefähr ein Jahr dauern, bis der Abschlussbericht zur Ursache des Unfalls vorliegt.

Derweil verneigen sich viele Mediziner und Kollegen bei ihrer Anteilnahme vor dem Wissenschaftler und Arzt. Der 51-Jährige ist am Freitagnachmittag mit seiner Maschine im Rhein-Sieg-Kreis in der Nähe von Sankt Augustin abgestürzt, die sechsjährige Tochter überlebte. Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Professor Dr. Hansjürgen Piechota , spricht von einer Schockstarre unter den Kollegen, da es sich um einen plötzlichen und unerwarteten Unfall gehandelt habe.

&bdquo;Wir haben am Donnerstagabend noch zusammen mit allen Chefärzten gesessen und herumgeflachst“, berichtet Piechota der Redaktion. 24 Stunden später habe er am Freitag die Nachricht vom Unfall des Wahlkölners erhalten. Das Klinikum habe allen Mitarbeitern Hilfe vom psychosozialen Dienst und einem Seelsorger angeboten, so der Ärztliche Direktor. Geplant sei noch eine Andacht für Hinkelbein .

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Hinkelbeins Team erscheint zum Dienst Piechota betont, dass das von Hinkelbein geleitete Team der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin am Montag zum Dienst erschienen sei. &bdquo;Hut ab - die Operationen fanden normal statt.“

Im Haus kümmere man sich auch darum, wer die Klinik kommissarisch leitet, gewährt Piechota Einblicke. Die Forschung, Lehre, Weiterbildungen und Versorgung der Patienten müssten trotz des tragischen Unglücks fortgesetzt werden. Der Ärztliche Direktor lobt Hinkelbein abschließend dafür, dass er am Klinikum in seinen zwei Jahren viele Impulse gesetzt habe. &bdquo;Er hatte eine hohe Akzeptanz bei allen und brachte frischen Wind.“

Mediziner trauern um Mentor und Freund Hinkelbein Zu diesem Ergebnis kommen auch andere. In den Sozialen Netzwerken, vor allem auf Linkedin, kondolieren mehrere Mediziner und Weggefährten des Professors. &bdquo; Es ist eine Tragödie. Leben und Visionen zerstört. Wir beten für das Leben der verunglückten Tochter“, schreibt Rudolf Stadler, ehemaliger Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie am Mindener Klinikum.

Die Welt verliere einen wunderbaren Menschen und herausragenden Arzt und Wissenschaftler, hält Gerrit Jansen fest: &bdquo;Ich persönlich trauere um einen Mentor und Freund! Fly high!“ Jansen hat als geschäftsführender Oberarzt unter Hinkelbein am Klinikum gearbeitet und unter anderem Piechota die Unfallnachricht überbracht.

Auch der ehemalige Medizinische Vorstand der Mühlenkreiskliniken, Jörg Noetzel, meldet sich zu Wort: &bdquo;Es ist so traurig und es verschlägt die Sprache.“ Die Gedanken seien bei der Familie und bei seiner schwerverletzten Tochter. &bdquo;Ein wunderbarer Mensch, Arzt und Lehrer, der uns allen sehr fehlen wird, ist von uns gegangen. Wir werden Sie sehr vermissen, lieber Herr Hinkelbein“, schreibt Noetzel, der inzwischen am Klinikum Darmstadt tätig ist.

Anteilnahme sprechen ebenso die Kölschen Funkentöter aus, ein Traditionscorps der Berufsfeuerwehr Köln: &bdquo; Sein viel zu früher und unerwarteter Tod macht uns fassungslos.“ Hinkelbein sei viele Jahre als Notarzt auf dem Rettungshubschrauber Christoph Rheinland mitgeflogen und als Notarzt für die Feuerwehr Köln mitgefahren.

Ursache des Flugzeugabsturzes noch unklar Unklar bleibt weiterhin die Ursache des Unglücks. Statistisch betrachtet kommen Flugunfälle eher selten vor. Bei jährlich rund drei Millionen Flügen über Deutschland zählte die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) 2024 129 Unfälle mit 12 Toten, ein Jahr zuvor 111 Unfälle mit 16 Toten. Die meisten tödlichen Unfälle verzeichnen Leichtflugzeuge bis zwei Tonnen, wie Hinkelbeins Maschine, die Beechcraft B36T Bonanza, und Segelflugzeuge. Seit 2021 hat die Zahl der Todesopfer (51) jedoch abgenommen.

Boulevardmedien hatten berichtet, dass es sich bei dem Flugzeugtyp Hinkelbeins um den sogenannten &bdquo;Doktorkiller“ handele. Der makabre Spitzname rührt daher, dass mit der Beechcraft Bonanza vor Jahrzehnten mehrere Ärzte unter den Hobbyfliegern ums Leben gekommen sein sollen.

Der ehemalige Eigentümer der Flugzeugwerft Porta Air Service Laurent Gauthier widerspricht auf Nachfrage der Redaktion diesen Behauptungen. Den schlechten Ruf hätten ältere Maschinen mit V-Leitwerk gehabt, die relativ schwer zu handhaben gewesen seien, sagt Gauthier, der selber Pilot ist. Bei der nun abgestürzten Beechcraft Bonanza handele es sich hingegen um ein &bdquo;robustes Reiseflugzeug“, das eigentlich nicht dafür bekannt sei, Probleme zu machen. Es sei für viele Piloten &bdquo;die bessere Cessna“ und gleichsam der Mercedes unter den einmotorigen Kolbenflugzeugen.

Experten untersuchten Absturzort bis Sonntag Anscheinend hatte der erfahrene Pilot Hinkelbein nach dem Start Probleme mit dem Motor, berichtete die &bdquo;Deutsche Presse-Agentur“. BFU-Pressesprecher Germout Freitag teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass die Experten bis Sonntag am Absturzort waren. Teile und Elemente der Maschine werde man für weitere Untersuchungen nach Braunschweig transportieren. &bdquo;Anfangs befragen wir vor allem Zeugen. Für einen Zwischenbericht beschäftigen wir uns besonders mit dem Piloten, der Maschine und dem Umfeld wie dem Wetter.“ Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung und die Polizei des Rhein-Sieg-Kreises machen auf Anfrage keine weiteren Angaben zum aktuellen Zustand der Tochter, die schwer, aber offenbar nicht lebensgefährlich verletzt wurde.

Das Unglück beschäftigt auch die Mitglieder des &bdquo;Flightforums“. Dort bezeichnet sich ein User namens FalconJockey als langjährigen Freund von Hinkelbein und schreibt: &bdquo;Offensichtlich hat er seine Tochter gewissenhaft unterwiesen, wie man die Tür(en) der Bonanza entriegelt und dann öffnet, das hat ihr das Leben gerettet.“ Recherchen zufolge handelt es sich bei dem Pseudonym FalconJockey ebenfalls um einen Piloten. Er arbeitet für ein Unternehmen, das Flugreisen mit luxuriösen Privatjets anbietet und stammt wie Hinkelbein aus der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Germersheim . Eine kurzfristige Kontaktaufnahme mit ihm war für die Redaktion nicht möglich.

Hinkelbein selbst soll für das Pendeln zwischen Minden und Köln, wo seine Familie lebt, auch das Flugzeug genutzt haben. Wie oft das in den zwei Jahren in Minden geschehen ist, bleibt offen. Aus Flugportalen ist zur Historie zu entnehmen, dass er zuletzt unter anderem im März von Bonn-Haneglar den Flughafen in Münster/Osnabrück angesteuert hat. Der Flugplatz Porta wird bei den letzten vier Flügen nicht genannt. Obwohl er im Mühlenkreis arbeitete, scheint der leidenschaftliche Hobbypilot den Verkehrslandeplatz in Vennebeck Informationen zufolge nur selten angeflogen zu haben .

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