Müll und Hundekot auf Feldern in Bünde: Landwirtin erklärt, was daran problematisch ist

Bünde. Glasflaschen, Dosen, große Stöcker, alte Hundebälle, Plastikverpackungen – die Liste an Gegenständen, die Sonja Dreymann regelmäßig von ihren Feldern an der Gewinghauser Straße einsammeln muss, ist lang. Wenn sie auf dem Feld arbeitet, hat die Landwirtin eine Tüte dabei, um den Boden vom Unrat zu befreien – schließlich soll die Ernte am Ende eine möglichst gute Qualität haben.

&bdquo;Hier werden Lebens- und Futtermittel angebaut. Wenn wir hier Müll dazwischen haben, bereitet das uns als Landwirten Probleme“, sagt die Engeranerin. Dass die Bünderinnen und Bünder gerne auf den Äckern an Siedlungsgebieten unterwegs seien, könne sie gut nachvollziehen. &bdquo;Dass manche mit wenig Achtsamkeit agieren, kann ich teils auch verstehen: Sie haben gar keinen Bezug mehr zur landwirtschaftlichen Produktion. Lebensmittel werden im Supermarkt oder auf dem Markt gekauft“, sagt sie. Das sei vor Jahrzehnten noch anders gewesen: &bdquo;Da hatte fast jeder einen Bezug zu landwirtschaftlichen Produkten“. Letztlich seien die Felder aber Arbeitsflächen der Landwirte, vergleichbar mit einem Firmengelände, auf dem Spaziergänger sicherlich auch nicht einfach so unterwegs seien, gibt sie zu bedenken.

&bdquo;Hunde buddeln hier auf den Feldern, zerstören dadurch Pflanzen und sorgen für Löcher. Oft koten Tiere auch noch in den Backweizen“, hat sie beobachtet. Die Spaziergänger spreche sie dann auch bewusst an, um Aufklärung zu betreiben. &bdquo;Den Menschen ist manchmal nicht bewusst, dass wir von den Feldern letztlich auch unsere Lebensmittel beziehen und sind dankbar für Hinweise. Es gibt aber auch welche, die abwehrend reagieren oder das Ganze ignorieren.“

Hunde verrichten ihr Geschäft im Weizenfeld Welche Probleme mit dem Hundekot auf den Feldern verbunden sind, verdeutlicht die Diplom-Agraringenieurin: &bdquo;Wenn wir hier auf den Flächen zum Beispiel Kleegras als Futtermittel für Milchvieh anbauen, kann dieses letztlich verschmutzt werden und Parasiten können eingeschleppt werden.“ Darüber hinaus können die Hinterlassenschaften der Hunde auch den Pflanzen schaden, da es punktuell zu einer starken Überdüngung kommt. &bdquo;Das macht die Pflanze krank und von dort aus können weitere Krankheiten ins Feld kommen“, erklärt die 52-Jährige, die ihren landwirtschaftlichen Betrieb in Enger mit Flächen in Bünde und Spenge im Nebenerwerb führt.

Dreymann hat beobachtet, dass volle Hundekotbeutel ebenfalls gerne mal auf dem Acker landen. Das Entsorgen von Hundekotbeuteln und anderem Müll auf Feldern ist aus ihrer Sicht ein Symptom für mangelndes Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln und manchmal auch mangelnde Wertschätzung für die heimsche Landwirtschaft – oder sogar ein Ausdruck von falsch verstandenem Wohlstand. &bdquo;Es sollte klar sein, dass unsere Landwirtschaft nach höchsten Standards produziert, nachhaltig arbeitet, und sie weiterhin ihren Platz haben sollte, denn wenn wir uns mit Brotweizen aus der Ukraine und Fleisch aus Südamerika versorgen wollen, dann ist das weder nachhaltig noch werden die von unserer Gesellschaft geforderten Tierwohl- und Umweltstandards erfüllt. Jeder, dem das egal ist, sollte sich mal fragen, womit er heute seinen Kühlschrank füllt“, betont sie.

Landwirtin richtet Appell an die Stadt Bünde Um das Hundekotbeutel-Problem in den Griff zu bekommen, richtet sie einen Appell an die Stadt Bünde: Mehr Mülleimer aufstellen. &bdquo;Niemand möchte beim Hundespaziergang eine Stunde lang mit einem gefüllten Hundekotbeutel herumlaufen“, betont sie. Eine bessere Mülleimer-Infrastruktur könne aus der Hundesteuer finanziert werden und beispielsweise im Bereich Gewinghauser Straße/Gänsemarkt installiert werden.

Mülleimer würden auch dafür sorgen, dass insgesamt weniger Unrat auf dem Feld landet. &bdquo;Scharfe Gegenstände und Hartplastikteile können Tiere verletzen, wenn sie in die hergestellten Futtermittel gelangen. Tiere leiden dann, Tierarztkosten entstehen“, gibt sie zu bedenken. Auch können die landwirtschaftlichen Maschinen beispielsweise durch metallene Gegenstände beschädigt werden. Stöcker und andere Teile halten außerdem die Pflegearbeiten auf den Feldern auf, wenn sie sich in den Maschinen festsetzen.

Letztlich wünscht sich Dreymann mehr Respekt vor der heimischen Landwirtschaft. &bdquo;Das ist wirklich ein Knochenjob. Viele Landwirte, die ich kenne, haben mittwochs schon ihre 40-Stunden-Woche voll“, sagt sie. Und weiter: &bdquo;Alles, was so leicht einzukaufen und zu essen ist, machen sie mit viel Arbeit und Mühe. Da steckt ein großes Unternehmertum dahinter, mit viel Verantwortung und hohen Kosten.“ Demgegenüber stehe wiederum die Unsicherheit des Wetters und des Marktes.

Agraringenieurin bietet besondere Beratung für Landwirte Um Landwirte zu unterstützen, hat sich Dreymann übrigens vor zehn Jahren mit einem Ingenieurbüro selbstständig gemacht und bietet Bodenkurse zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit an – vor allem in Norddeutschland. &bdquo;Ich wollte eine unabhängige Fachberatung zur Bodenbewirtschaftung in der Landwirtschaft anbieten“, erklärt sie. &bdquo;Unabhängig vom Verkauf von Produkten, unabhängig von Maschinen“, betont sie.

In ihren Kursen geht es um eine grundlegende Wissensvermittlung. Bevor Landwirte Maßnahmen umsetzen, müssten sie erst einmal selbst eine Beobachtung machen – mit dem Spaten im Boden. Der Kurs soll ihnen die Fähigkeit geben, selbst herzuleiten, welche Maßnahmen wichtig sind, um den Boden zu verbessern &bdquo;Man kann nicht pauschalisieren, was jeder machen muss – es hängt von den individuellen Gegebenheiten bei jedem Einzelnen vor Ort ab. Inwieweit sind die Böden belebt, biologisch aktiv oder nicht?“, erklärt sie. Die Bodenbelebung schließe sie in die Beratung zum Anbauverfahren mit ein.

Wer Fragen zur heimischen Landwirtschaft oder den Bodenkursen hat oder Anregungen zum Thema loswerden will, kann Sonja Dreymann per E-Mail erreichen: dreymann-gbr@web.de.

Müll und Hundekot auf Feldern in Bünde: Landwirtin erklärt, was daran problematisch ist

Angebot zur Kommunalwahl

Lemgoer Umweltschützer: „Mehr Hecken am Feldrand helfen gegen Überflutungen“

Überschwemmungen in OWL: Wie Landwirte bei dem Problem helfen wollen

Bauern reagieren auf Trockenheit: Mehr Bewässerung und Soja

TH-OWL-Wissenschaftler: Das kann auf dem Acker gegen Schlammfluten helfen

Kuh mit Smartwatch: Gütersloher Landwirt zeigt fortschrittlichen Betrieb

Wie ein NRW-Projekt gefährdete Pflanzen und Tiere in OWL rettet