Riesenhaufen entsorgter Erdbeeren gammelt in Kirchlengern vor sich hin

Kirchlengern. Mehrere Leser haben sich in den vergangenen Tagen an die NW gewandt. Bei Spaziergängen hatten sie an einer abgelegenen Stelle in der Nähe vom Feldweg &bdquo;Am Arenskampe“ einen riesigen Haufen Erdbeeren im Unterholz entdeckt und sich gefragt, was dahintersteckt.

&bdquo;Wer macht so etwas? Das ist doch Lebensmittel-Verschwendung. Man könnte die Erdbeeren doch auch zum halben Preis verkaufen und würde wahrscheinlich immer noch Gewinn machen“, sagte einer der Leser am Telefon zu dem einigermaßen kuriosen Fund.

Auch wenn der Erdbeerhaufen etwas abseits des Feldweges liegt und durch die umgebenden Bäume nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, verrät ihn doch sein Duft. Denn bei der Recherche vor Ort, ob sich der Haufen tatsächlich an der angegebenen Stelle in Kirchlengern befindet, lag der typisch süßliche Geruch der Früchte bereits in einem Umkreis von etlichen Metern auf dem Feldweg &bdquo;Am Arenskampe“ deutlich in der Luft.

Preise für deutsche Erdbeeren enorm gestiegen Wie viele Kilogramm der Früchte hier entsorgt wurden, lässt sich anhand der Leserfotos nur schwer abschätzen. Es dürfte sich, gemessen am Marktpreis, aber um einen nicht unerheblichen Wert handeln. Denn die Preise für deutsche Erdbeeren sind laut Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft seit 2015 um fast 70 Prozent gestiegen. Wie aktuell berichtet wird, kostete ein Kilogramm heimischer Erdbeeren vor zehn Jahren durchschnittlich noch 3,94 Euro. Im vergangenen Jahr lag der Preis bei 6,65 Euro. Auch wenn die aktuellen Preise noch nicht vorliegen, sei aber davon auszugehen, dass sie tendenziell noch einmal gestiegen sind.

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Unabhängig davon und unabhängig von einer moralischen Bewertung stellt sich die Frage, ob die Entsorgung einer solch großen Menge von Erdbeeren überhaupt erlaubt ist. Es könnte sich dabei ja schließlich auch um eine nicht verkaufte Überproduktion handeln und das Kompostieren auf privatem Grund rechtens sein. Laut des im Internet einsehbaren Geoviewers vom Kreis Herford befindet sich das betreffende Gebiet zwischen der B239 und dem Klinksiekweg allerdings in einem Landschaftsschutzgebiet.

Die Nachfrage bei der Gemeinde Kirchlengern bringt zunächst keinen Erfolg. Gemeindesprecherin Martina Stallmann verweist lediglich darauf, dass die Zuständigkeit für die Überwachung der Abfallentsorgung beim Kreis Herford liegt.

Besondere Abfall-Regeln in Landschaftsschutzgebieten Kreis-Pressesprecher Patrick Albrecht teilt auf Anfrage mit, dass ganz grundsätzlich und ohne Bezug zum vorliegenden Fall außerhalb eines Landschaftsschutzgebietes die zeitweise Lagerung und Verwertung von Bioabfällen, beispielsweise bis zur Aufbringung als Dünger, &bdquo;grundsätzlich erlaubt“ sei.

Innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes sei es aber verboten, &bdquo;Stoffe oder Gegenstände, insbesondere feste oder flüssige Abfallstoffe zu lagern, abzulagern, wegzuwerfen, abzuleiten, aufzubringen oder sich ihrer auf andere Weise zu entledigen oder das Gebiet auf andere Weise zu verunreinigen“.

Von diesem Verbot unberührt blieben jedoch &bdquo; Maßnahmen im Rahmen ordnungsgemäßer land- und forstwirtschaftlicher sowie gartenbaulicher Tätigkeiten sowie der Nutzung von Hofflächen und Hausgärten“.

Kreis-Abfallbehörde kontaktiert Grundstückseigentümer Übersetzt bedeutet dies wohl, dass nun geprüft werden muss, ob sich das Anlegen eines Erdbeerhaufens im Landschaftsschutzgebiet im Rahmen ordnungsgemäßer landwirtschaftlicher Tätigkeit bewegt.

Laut Patrick Albrecht waren mittlerweile Mitarbeitende der Kreis-Abfallbehörde vor Ort, um sich ein eigenes Bild zu machen. Diese würden sich nun &bdquo;unter Beteiligung der Naturschutzbehörde mit dem Grundstückseigentümer in Verbindung setzen“. Weitere Informationen könne er aufgrund des laufenden Verfahrens nicht geben.

Auch wenn der Kreis sich nicht weiter äußern möchte, ist die Vermutung, dass es sich bei dem Erdbeerhaufen also möglicherweise um die illegale Abfallentsorgung in einem Landschaftsschutzgebiet handeln könnte, aber wohl nicht allzu weit hergeholt.

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