Betreuungsmarathon XXL: Wie Eltern aus OWL die Sommerferien organisieren

Bielefeld. &bdquo;Nur noch zwei Wochen Ferien“, denken derzeit viele Kinder in OWL. &bdquo;Schon vier Wochen Ferien geschafft“, denken ihre Eltern. Zu ihnen gehört auch Katharina Krause. Die 36-Jährige ist alleinerziehend, ihre achtjährige Tochter besucht eine Grundschule im Bielefelder Osten. Die sechseinhalbwöchige Sommerpause ist für Krause, die eine 30-Stunden-Woche hat, jedes Jahr eine Herausforderung. Bewältigen kann sie sie nur mit minutiöser Organisation, viel Improvisation, mithilfe verständnisvoller Arbeitgeber und dem Zusammentrommeln aller verfügbaren Hilfskräfte.

&bdquo;Es muss irgendwie gehen. Aber eigentlich geht es nicht“, fasst die 36-Jährige die Situation zusammen. Zwei Wochen der Sommerferien kann sie selbst Urlaub nehmen, das ist die unkomplizierteste Phase. Zwei Wochen lang geht ihre Tochter in eine Ferienbetreuung. &bdquo;Hier reichen die Zeiten aber nicht aus, um meine Arbeitsstunden abzudecken.“ Ergo nimmt Krause in dieser Zeit häufig noch Arbeit mit nach Hause. &bdquo;Wie gut das läuft, hängt außerdem sehr davon ab, ob man ein gutes Betreuungsangebot in der Nähe ergattert und das Kind dort gern hingeht. Sonst wird es kompliziert.“ Ergattern ist in Bielefeld das richtige Wort, denn hier ist ein Platz in der Ferienbetreuung nach wie vor eine Sache von Glück und Schnelligkeit. An einem Stichtag werden Online-Portale von Stadt und Schulen freigeschaltet, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, denn genug Plätze für alle gibt es nicht.

Die vergangenen zweieinhalb Wochen der Ferien leben die Krauses dann in einem Irgendwie, das Mutter Katharina viel Energie und Ressourcen kostet. Häufig nimmt sie ihre Tochter dann mit zur Arbeit. Die Großeltern leben eine Stunde entfernt und arbeiten auch beide noch, trotzdem nimmt die Großmutter dann mal eine halbe Woche lang frei und betreut ihre Enkelin. Oder Freunde nehmen die Achtjährige zu sich oder mit auf Ausflüge. &bdquo;Man braucht auf jeden Fall ein gutes Netzwerk, ohne das ist man verloren“, sagt Krause. Sie ärgert sich oft darüber, dass die Situation der Sommerferien keine Beachtung in der Politik findet. &bdquo;Es wird gefordert, dass man möglichst Vollzeit arbeitet, damit das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird, aber die Betreuung der Kinder stellt man nicht bereit. Das lastet alles auf den Schultern der Eltern.“

Bielefelder Familie muss fast sieben Wochen überbrücken Dass es auch Familien mit zwei zusammenlebenden Eltern nicht unbedingt leichter haben, zeigt das Beispiel von Familie Peters (alle Namen geändert). Hier müssen in diesem Jahr drei Kinder fast sieben Wochen lang betreut werden. Und so haben Felix und Sarah Peters die Wochen minutiös durchgeplant. Die 14-jährige Anni ist in Woche zwei auf einer Jugendfreizeit und in den Wochen drei bis fünf im Sprachcamp. Für den zehnjährigen Max und die siebenjährige Leni hat Sarah Peters ebenfalls Plätze in der Ferienbetreuung ergattert, worüber sie sehr erleichtert war. Denn auch die Peters kennen das Hauen und Stechen um die Plätze. &bdquo;Das läuft jedesmal gleich ab: Pünktlich, am besten schon eine halbe Stunde vor Freischalten der Portale ab vor den PC und beten“, sagt Peters, die in manchen Jahren auch schon leer ausging.

Damit waren die ersten beiden Wochen perfekt geplant – eigentlich. Doch dann schlug der übliche Wahnsinn im Familienalltag zu, Leni wurde krank. Keine OGS, dafür Hilfe von den Großeltern, die eigentlich zum Geburtstag der Siebenjährigen angereist waren, und zwei Kindkrank-Tage, die Mutter Sarah nahm.

Zwei Wochen Familienurlaub zum Abschluss Ab Woche drei übernahm die älteste Tochter Lara, die nicht mehr zuhause wohnt, drei Tage Betreuung für die beiden Kleinsten. Dann wechselten sich die Eltern Donnerstag und Freitag im Homeoffice ab. Woche vier übernahm Vater Felix mit einer Urlaubswoche und Woche fünf und sechs wird es Familienurlaub für beide Eltern und die Kleinen geben. Und dann nimmt Sarah Peters noch mal zwei Urlaubstage und zwei verkürzte Arbeitstage in der siebten Woche. Denn zwar beginnt an den meisten Schulen am Mittwoch wieder der Unterricht, an der weiterführenden Schule, auf die ihr Sohn kommt, aber nicht. &bdquo;Und Donnerstag ist die Einschulungsfeier für die fünften Klassen, da nehmen wir natürlich auch teil.“

Fast sieben Wochen schulfrei haben die Peters Ende August dann überbrückt. &bdquo;Es erinnert uns jedesmal stark an die Corona-Pandemie, als die Schulen dicht waren“, sagt Sarah Peters. Sie sieht es so wie Katharina Krause: &bdquo;Es muss irgendwie gehen, aber eigentlich geht es nicht.“ In den Augen der vierfachen Mutter wäre die kürzlich auch in der Politik diskutierte Verkürzung der Sommerferien auf fünf Wochen schon eine Erleichterung. &bdquo;Vor allem aber ist das Betreuungsangebot für die Ferien in OWL völlig unzureichend. Zwei von sechseinhalb Wochen in der eigenen OGS und dann nicht mal garantiert für jeden – das reicht einfach nicht.“

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