Liebesdrama im Kreis Gütersloh: Ehefrau darf nach Hochzeit auf Kuba nicht ins Land

Gütersloh/Herzebrock-Clarholz. Es ist eine Liebesgeschichte: Jörg Lachmann und Mirna Clara Hernandez Borrell lernen sich im Herbst über die Partnervermittlungsplattform Finya kennen. Er, 62, nach mehr als 30 Jahren bei Bertelsmann nun nicht mehr berufstätig, und sie, 61, eine Informatikerin im Ruhestand aus der Nähe von Havanna auf Kuba.

&bdquo;Mirnas Tochter Solan, die in Clarholz lebt, hatte die Anzeige für ihre Mutter im Internet aufgegeben“, erzählt Jörg Lachmann. Vor dem ersten Treffen in Herzebrock-Clarholz - Mirna war drei Monate mit einem Besuchsvisum bei ihrer Tochter und den beiden Enkelkindern - ließ er sich von seinem griechischen Freund Nico extra eine Übersetzungs-App aufs Handy installieren. &bdquo;Sie konnte da ja noch kein Deutsch und ich kein Spanisch“, erinnert er sich.

Doch beim gemeinsamen Spaziergang und einem Ausflug nach Warendorf funkte es - am 14. März diesen Jahres wurde in Havanna geheiratet. Neben kubanischen Freunden war auch die Lehrerin vom Goethe-Institut, bei der Mirna in ihrer Heimat fleißig Deutsch lernte, als Trauzeugin dabei.

Jörg Lachmann schaltet zwischenzeitlich einen Anwalt ein &bdquo;Die glauben gar nicht, wie schwierig das war, diese ganzen Dokumente zusammen zu bekommen“, erinnert sich Jörg Lachmann. Alles musste beglaubigt und übersetzt werden und dann bei den jeweiligen Botschaften vorgelegt werden. &bdquo;Zwei Mal bin ich auch zur kubanischen Botschaft nach Bonn gefahren. Die waren dort sehr nett und hilfsbereit“, so Jörg Lachmann.

Doch die Hochzeit auf Kuba ist keineswegs das Happy End der Liebesgeschichte. Mirna benötigt ein Visum für die Familienzusammenführung, um bei ihrem Mann in Herzebrock-Clarholz leben zu können. Und das lässt auf sich warten.

&bdquo;Weil es schon mit den Dokumenten für die Heirat viele Probleme gab, habe ich mich entschlossen, einen Anwalt zu beauftragen“, erzählt Jörg Lachmann. &bdquo;Der hat mich im April noch einmal nach Kuba geschickt, damit die erforderlichen Dokumente für das Visum bei der Botschaft in Havanna auch gut ankommen“, erzählt der frischgebackene Ehemann.

62-Jähriger muss Einkünfte und Vermögenswerte offenlegen Erforderlich dafür, dass seine Ehefrau zu ihm in den Kreis Gütersloh kommen darf, ist unter anderem der Nachweis der deutschen Sprache. &bdquo;Im vergangenen Jahr hat Mirna über zehn Wochen einen A1-Deutschkurs beim Goethe-Institut in Havanna besucht und den Test bestanden“, erzählt Jörg Lachmann.

Allerdings, so stellte sich heraus, ist dieser Test nur ein Jahr gültig und war, weil sich die Formalitäten so lange hinzogen, schon wieder abgelaufen. &bdquo;Aber Mirna hat den Test - diesmal bei der deutschen Botschaft in Havanna - am 16. Juli erneut bestanden“, ist Jörg Lachmann stolz auf seine fleißige Ehefrau.

Er selbst muss den Behörden seine kompletten Einkünfte und Vermögenswerte offenlegen, um nachzuweisen, dass er auch den Lebensunterhalt seiner kubanischen Frau bestreiten kann. &bdquo;Am 23. Juli hat mein Anwalt eine E-Mail an die Ausländerbehörde des Kreises Gütersloh gesendet mit der Auflistung meines ,Vermögens’“, erzählt Jörg Lachmann. Der Anwalt habe ihm bestätigt, dass es keine finanziellen Probleme gebe.

Die Flitterwochen sollten das Paar nach Paris führen Seither wartet das Rechtsanwaltsbüro Wolf H. Heinrich aus Bielefeld auf eine Reaktion des Ausländeramtes. &bdquo;Die deutsche Botschaft in Havanna hat mir mitgeteilt, dass sie alle erforderlichen Unterlagen, mit der Bitte die Zustimmung zu erteilen, bereits am 4. Juli nach Gütersloh geschickt hat“, so Wolf Heinrich. Es sei ein bundesweites Phänomen, dass die Ausländerämter überfordert seien.

Auf der Homepage der Ausländerbehörde wird auf die hohe Arbeitsbelastung hingewiesen: &bdquo;Aufgrund eines erhöhten Anfrage- und Antragsaufkommens kann es zu vorübergehenden Einschränkungen im Dienstleistungsangebot der Ausländerbehörde kommen. Insbesondere muss aktuell mit längeren Bearbeitungszeiten gerechnet werden. Wir bitten diesbezüglich um Ihr Verständnis und arbeiten verstärkt daran, Ihnen einen bestmöglichen Service zu bieten. Um uns hierbei zu unterstützen, bitten wir Sie die Informationen und Vordrucke auf unserer Website zu nutzen und von Sachstandsanfragen abzusehen.“

Jörg Lachmanns Frau Mirna, mit der er mehrmals täglich telefoniert, versteht die Welt nicht mehr. &bdquo;Andere Teilnehmer ihres Sprachkurses, die unter anderem Visa für Dresden, Berlin oder Köln beantragt haben, sind schon lange in Deutschland“, so Jörg Lachmann. Flitterwochen hatte er geplant - nach Paris sollte es gehen. &bdquo;Und nun haben uns schon vier Monate nicht mehr gesehen...“

&bdquo;Möchte sie doch nur bei mir haben“, sagt Jörg Lachmann Es sei eine schwierige Situation auf Kuba - &bdquo;verstehen Sie mich nicht falsch, es ist ein wunderbares Land!“ - Stromausfälle, Benzinknappheit, zuletzt gab es in dem Viertel, in dem seine Frau lebt, 20 Tage lang kein Wasser. &bdquo;Ich möchte sie doch nur bei mir haben!“

In der vergangenen Woche wurde in Clarholz Mirnas Enkelsohn Milo in die Wilbrandschule eingeschult - auch da konnte sie nicht dabei sein. &bdquo;Und jetzt noch ein Touristenvisum zu beantragen, trauen wir uns nicht, um nicht den Familiennachzug zu gefährden“, so Lachmann. Also heißt es weiter warten, dass sein Anliegen im Kreishaus bearbeitet wird.

&bdquo;Die deutsche Auslandsvertretung kann das Visum zur Einreise erst ausstellen, nachdem die Ausländerbehörde ihre Zustimmung erteilt hat“, informiert die Homepage des Auswärtigen Amtes über das Verfahren. &bdquo;Wenn die Zustimmung da ist, geht es aber meistens ganz zügig“, tröstet der Bielefelder Fachanwalt.

Gütersloher Ausländerbehörde als Nadelöhr Das Nadelöhr in dem Fall ist also die Gütersloher Ausländerbehörde. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es dort: &bdquo; Die Ausländerbehörde ist aktuell dabei, die Unterlagen zu prüfen und den Fall zu bearbeiten. Wann genau die Prüfung abgeschlossen ist, können wir nicht sagen. Je nach Aufwand und Umfang kann das Verfahren mal schneller gehen oder auch länger dauern. Aufgrund des Arbeitsaufkommens in der Ausländerbehörde muss man derzeit mit längeren Bearbeitungszeiten rechnen.“

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