„Ein Mann ist keine Altersvorsorge“: So vermeiden Frauen trotz Teilzeit Altersarmut

Herford. Altersarmut ist in Deutschland ein zunehmendes Problem. Inzwischen gilt fast jeder fünfte Bürger über 65 Jahre als armutsgefährdet. Besonders stark davon betroffen sind Frauen, weil sie im Durchschnitt längere Auszeiten vom Arbeitsleben einlegen, häufiger in Teilzeit arbeiten und in schlechter bezahlten Berufen tätig sind. Trotz dieser Problematik lässt sich Altersarmut nach Angaben von Imke Hoffmann in vielen Fällen verhindern. Die Herforderin berät Frauen zu finanzieller Unabhängigkeit und gibt Tipps für die Altersvorsorge.

Hoffmann kennt sich mit Zahlen aus. Nach einer Banklehre studiert sie Wirtschaftsmathematik und arbeitet bei einer Privatbank im Risikomanagement. Danach wechselt sie als Quereinsteigerin an das Friedrich-List-Berufskolleg in Herford und unterrichtet Mathe. &bdquo;Trotz dieser guten Voraussetzungen merkte ich erst bei der Scheidung, dass ich von meinem Mann abhängig bin und meine private Altersvorsorge nicht vernünftig aufgestellt ist“, erklärt die 41-Jährige.

Diese Erkenntnis nutzt Hoffmann für eine Neuaufstellung ihrer Altersvorsorge. &bdquo;Ich wusste, dass sich etwas ändern muss, wenn ich meinen Lebensstandard im Alter halten möchte. Denn ich habe Auszeiten aufgrund meiner beiden Kinder genommen und arbeite in Teilzeit.“ Hoffmann verschafft sich einen Überblick über ihre Finanzen und stellt ihre Altersvorsorge in den Fokus. &bdquo;Dieses Thema hat mich aber auch danach nicht mehr losgelassen, weshalb ich auch anderen Frauen dabei helfen möchte finanziell unabhängig zu werden.“

Beraterin empfiehlt Paaren monatliche Finanzdates In drei Tipps erklärt Hoffmann, wie das gelingen kann:

1. Über Geld sprechen

&bdquo;In Deutschland wird nach wie vor nicht gerne über Geld gesprochen, obwohl es alle Lebensbereiche umfasst“, kritisiert Hoffmann. Dieser fehlende Austausch führe dazu, dass sich Menschen wenig Gedanken um ihre Altersvorsorge machen oder gar glauben, dass sie von der gesetzlichen Rente im Alter leben können. &bdquo;Das ist aber ein Irrtum, denn das, was im Bescheid der Deutschen Rentenversicherung steht, wird nicht als Rente ausgezahlt, weil es hohe Abzüge durch Steuern und Sozialversicherungen gibt.“ Die Inflation bewirke zusätzlich, dass man sich von der Rente später weniger leisten könne.

Hoffmann rät Paaren deshalb dazu, regelmäßig über Geld zu sprechen und sich beraten zu lassen. &bdquo;Von Beginn an sollte es eine ehrliche Kommunikation über Finanzen geben. Wenn alles auf dem Tisch liegt, schlage ich ein monatliches Finanzdate vor, indem alle Ausgaben und Vorsorgen geprüft werden.“ Wer informiert ist und sich regelmäßig austauscht, verringert laut Hoffmann das Risiko für Fehler, dessen Folgen häufig erst im Alter auftreten. &bdquo;Nicht zu wissen, was im Alter auf einen zukommt, kann fatal sein. Deshalb ermutige ich Frauen dazu.“

&bdquo;Altersvorsorge am Kapitalmarkt ist das Mittel der Wahl“ Aufgrund hoher Besteuerung und Niedrigzinsen lohnen sich viele Angebote privater und betrieblicher Altersvorsorge sowie klassische Spareinlagen nicht mehr. &bdquo;Deshalb müssen wir anders vorsorgen als unsere Eltern und die Altersvorsorge am Kapitalmarkt ist das Mittel der Wahl, insbesondere durch breit gestreute ETF“, erklärt Hoffmann. ETF steht für Exchange Traded Fund und ist ein börsengehandelter Fonds, der wie eine Aktie gekauft und verkauft werden kann und passiv einen Index nachbildet. &bdquo;ETF unterliegen Schwankungen, die man aushalten muss, aber langfristig bieten sie attraktive Renditen.“ Auch der Bitcoin könne als neuere Anlageklasse interessant sein.

Für diese Form der Altersvorsorge müsse man kein Experte sein, sagt Hoffmann. &bdquo;Man muss nur aktiv werden, sich informieren und dann für Produkte entscheiden. Helfen kann dabei auch eine Beratung.“

2. Mindset anpassen

Um den Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten, wird für die meisten Deutschen die gesetzliche Rente nicht ausreichen, weil die Rente deutlich niedriger ist als das vorherige Einkommen. Die Differenz zwischen den Ausgaben im Ruhestand und den Einnahmen aus der gesetzlichen Rente wird als Rentenlücke bezeichnet. &bdquo;Jeder Mensch sollte wissen, wie groß seine Rentenlücke ist und entsprechend vorsorgen, wenn man sich nicht im Alter massiv einschränken oder gar von Armut bedroht sein möchte.“

Menschen mit 1.378 Euro netto pro Monat von Armut bedroht In der EU gelten Bürger nach Angaben des Statistischen Bundesamtes als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügen. In Deutschland lag der Wert 2024 bei 1.378 Euro netto pro Monat für alleinlebende Menschen, bei 2.071 Euro für zwei Erwachsene und bei 2.983 Euro für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14 Jahren.

&bdquo;Ist die Rentenlücke groß, muss viel vorgesorgt werden“, erklärt Hoffmann. &bdquo;In den Beratungen erlebe ich immer wieder, dass Frauen erschrecken, wenn sie merken, dass 500 Euro monatliche Sparrate oder noch deutlich mehr nötig sind, wenn sie im Alter weiter gut leben möchten.“ Doch Altersvorsorge sei keine Option, sondern ein Muss. Aus diesem Grund rät Hoffmann allen dazu: &bdquo;Pay yourself first. Bezahl dich am Anfang des Monats selbst. Sind beispielsweise monatlich 500 Euro nötig, lege ich 500 Euro weg. Und an diese Sparrate passe ich alle weiteren Ausgaben an.“

Oft erlebt Hoffmann, dass erst am Ende des Monats nach allen anderen Ausgaben geprüft wird, was für die Altersvorsorge übrig bleibt. &bdquo;Das ist der falsche Weg. Wer sich selbst priorisiert, konsumiert bewusster und hat am Ende mehr Geld zur Verfügung. Das ist auch kein Verzicht.“ Damit sollten Frauen und auch Männer so früh wie möglich starten. &bdquo;Am besten während der Ausbildung.“ Um junge Menschen darauf vorzubereiten, hat Hoffmann am Friedrich-List-Berufskolleg das Fach &bdquo;Finanzen“ eingeführt. &bdquo;Die Schüler staunen, wenn wir gemeinsam durchrechnen, wie viel sie ansparen können, wenn sie früh starten.“

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Auszeiten und Teilzeit sind der Hauptgrund dafür, dass so viele Frauen von Altersarmut betroffen sind. &bdquo;Es nutzen zwar auch immer mehr Männer Elternzeiten, aber oft nur kurz und ohne Auswirkungen auf die Karriere.“ Setzten Frauen nach der Geburt eines Kindes ein oder zwei Jahre beruflich aus, seien Karrierechancen oft vertan. &bdquo;Frauen neigen dazu, sich unter Wert zu verkaufen, und sind einfach nur dankbar, nach der Auszeit überhaupt wieder arbeiten zu können.“ Davon rät Hoffmann ab. &bdquo;Ich ermutige Frauen dazu, auch als Mütter selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen zu gehen und Führungsverantwortung zu übernehmen, denn das ist auch in Teilzeit möglich.“

Privater Sparplan als Ausgleich für die Elternzeit Trotzdem vergrößert sich die Rentenlücke durch Auszeiten und Teilzeit. &bdquo;Auch wenn der Partner gut verdient, sollten Frauen nicht den Fehler begehen, sich darauf zu verlassen, denn ein Mann ist keine Altersvorsorge“, warnt Hoffmann. Zudem bestehe immer das Risiko, dass man als Paar nicht gemeinsam alt werde. &bdquo;Durch Scheidung oder Todesfall.“ Deshalb rät Hoffmann Paaren dazu, dass der Partner, der mehr verdient, sich entsprechend der Höhe auch mehr an den Lebenshaltungskosten und allen anderen Kosten beteiligt. &bdquo;Dafür nutzen Paare am besten ein Modell mit drei Konten. Jeder hat ein eigenes Konto plus ein gemeinsames.“

Verdienen Frauen aufgrund von Auszeiten oder Teilzeit nichts oder weniger, als zuvor, rät Hoffmann zusätzlich dazu, dass der Mann in einen privaten Sparplan für die Frau einzahlt, um die Verdienstausfälle auszugleichen. &bdquo;Ich habe in meinen Beratungen die Erfahrung gemacht, dass die meisten Männer das gerne machen, aber vorher nicht dran gedacht haben.“

Imke Hoffmann informiert auf ihrer Homepage über ihre Beratungsangebote.

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